Bottrop. Das Umweltkonzept für die Gewerbegebiete Knippenburg und Kruppwald hat gute Chancen auf Förderung.

Die Gewerbegebiete Kruppwald und Knippenburg könnten zum „Zero Emission Park” werden - auch wenn's sicher nicht ganz ohne Emissionen geht.
Die Gewerbegebiete Kruppwald und Knippenburg könnten zum „Zero Emission Park” werden - auch wenn's sicher nicht ganz ohne Emissionen geht. © foto@luftbild-blossey

Energiekonzepte für Wohngebiete gibt es, auch solche für neu zu planende Gewerbegebiete. Für bestehende bislang nicht. Deshalb hat Bottrop gute Chancen, den „Zero Emission Park” aus den Industriegebieten Kruppwald und Knippenburg am südöstlichen Stadtrand gefördert zu bekommen. Eine Interessengemeinschaft dort ansässiger Bottroper Firmen hat mit wissenschaftlicher Begleitung einen Maßnahmenkatalog entwickelt, der am Donnerstag auf einer Tagung im Malakoffturm vorgestellt wurde. Ergebnis: das Projekt darf auf Förderung durch Bundesmittel hoffen. Und damit die Firmen auf Zuschüsse zur Nachrüstung.

Das Gesamtpaket liegt bei rund 50 Mio Euro allein für die Bereiche Energie und Wärme. Weil damit auch Maßnahmen im öffentlichen Raum - Straßenplanung, Grün etc. - einhergehen, wird die Stadt sich auch um Geld aus anderen Töpfen bemühen (Land, EU).

Wie berichtet, wird für die beiden vor Jahrzehnten erschlossenen Gewerbegebiete - rund 890 000 qm groß - ein Konzept erarbeitet, das sich der Ökologie, der Ökonomie und dem Sozialen verpflichtet fühlt - weil man gemerkt hat, dass die Dinge zusammengehören. Mit Begleitung aus der Wissenschaft (Technische Universität Kaiserslautern und Uni Oldenburg) wurden untersucht: Verkehrsplanung, Energie, Wärme, Wasserversorgung, aber auch Verkehrsanbindung, Kinderbetreuung - für alles wurden Ist-Zustand und Bedarfe ermittelt und Möglichkeiten der Umsetzung gesucht. Und die Ergebnisse sind beachtlich.

Wärmeleistung lässt sich einsparen

Im Malakoffturm trafen sich am Donnerstag Unternehmer und Projektleiter zum Abschlussgespräch.
Im Malakoffturm trafen sich am Donnerstag Unternehmer und Projektleiter zum Abschlussgespräch. © WAZ FotoPool/Dirk Bannert

Dass sich mit der energetischen Aufrüstung der Bauten 89 Prozent der Wärmeleistung einsparen ließen, ist eine Zahl, die auch Firmen schnell die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen verdeutlicht. Ein Autobahnanschluss würde Wohngebiete vor Durchfahrtsverkehren schützen und zudem Wege verkürzen. Dass Lkw-Fahrer bei dem aktuellen Leitsystem sich und vor allem Sprit verfahren und damit Energie vergeuden, leuchtet auch sofort ein. Abwässer sollen in Zukunft Strom und Wärme liefern, Windräder und Solarthermie stehen für die Nutzung erneuerbarer Energien, Regenwassersammlung und -nutzung schonen Ressourcen. Die Mitarbeiter-Familien sollen durch unternehmensnahe, flexible Kinderbetreuung entlastet werden - ebenso durch Ferienprogramme, Früh- und Spätbetreuung.

Es dauert seine Zeit

Geduld hätten sie lernen müssen, sagen die Firmen der beiden Industriegebiete. Geduld für den langen Ablauf von Entscheidungsprozessen.

Schon Datenerhebungen dauern ihre Zeit, politische Entscheidungen bis zur Fördergeldbewilligung ebenso. Die jetzt gelisteten Maßnahmen bräuchten zwei Jahre zur Umsetzung, heißt es. Wenn alles klappt mit den Förder- und Eigenmitteln.

Was vor einigen Jahren als loser Gesprächskreis von Firmen entstand, die Nachbarn waren, aber jetzt plötzlich entdeckten, dass gemeinsames Handeln Energien wie Geldbeutel schont, hat sich zu einer richtigen Interessengemeinschaft ausgewachsen. 26 Firmen sind dabei, von den großen des Gebietes sozusagen alle. Sie stehen für rund 2000 Arbeitnehmer.

Das Bottroper Projekt sei beispielhaft, sagt Leiterin Veronika Wolf, noch nie an anderen Standorten in dieser Qualität entwickelt. Dass Nachhaltigkeit auch in alten Industriegebieten erreicht werden kann - für sie ist der Beweis erbracht.