Bottrop. Einmalig im Ruhrgebiet: Rewe-Supermarkt „Gödecke“ in Bottrop präsentiert sich im Stil des Bergbaus. So sieht der Markt jetzt nach dem Umbau aus.
Eigentlich ist der aktive Bergbau in Bottrop längst Geschichte, aber er lebt doch weiter in der Region, die er geprägt hat. Ab sofort präsentiert sich die Filiale von Rewe Gödecke an der Horster Straße nach dem Umbau im Bergbau-Look unter dem Motto „Hier gibbet deinen Kram.“
Am Sonntag konnten sich bereits mehr als 100 geladene Gäste beim „Bergmannsfrühschoppen“ mit „Pilsken und Schnittkes“ von der gelungenen Verbindung von Bergbautradition und nachhaltiger Zukunftstechnik überzeugen.
„Wenn nicht hier Bergbau, wo denn sonst?“, fragt Inhaberin Kathrin Gödecke. Schon beim ersten Rundgang über den Boden in Pflasteroptik fallen die Beziehungen zum Ruhrpott sofort auf. Der erste Hingucker ist „Jupps Bude“ mit Rauchwaren, Hochprozentigem und „Rasierkram“.
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In einem Schaukasten hängen Erinnerungen an vier Generationen im Einzelhandel. An etlichen Stellen fällt „Zechenzeugs“ ins Auge. An den Decken hängen dekorativ Original-Kauenkörbe aus den Zechen Prosper-Haniel und Ibbenbüren mit Helmen, blaugestreiften Hemden, Badeschlappen, RAG-Handtüchern und weiteren Utensilien. Auch ein Käfig mit – nicht ganz echten – Kanarienvögeln fehlt nicht.
An den Kassen regulieren rote und grüne „Grubenhelden“ auf den Ampeln den Betrieb. Die Kontrollwaage in der Obst- und Gemüseabteilung ist noch von „Omma“ aus der ehemaligen Familienmetzgerei.
Das Team der Konzeptwerkstatt unter Leitung von Architektin Katrin Jäger hat das Geschäftskonzept entwickelt und mit dem Thema „Bergbau und Pottkultur“ gespielt, inspiriert vom nahen Tetraeder und der Familiengeschichte Gödecke: „Alles hat sich immer weiter zusammengefügt.“
Ein weiteres großes Thema ist die Sprache des Ruhrgebietes. „Die Menschen und ihre Sprache im Revier sind etwas Besonderes, ehrlich und direkt“, findet die Architektin, „das soll seinen Ausdruck finden.“ Die Bezeichnungen über den Abteilungen in klarer kantiger Schrift sind vielleicht nicht immer grammatisch korrekt, werden aber leicht verstanden: „Butter bei die Fische“, „Wat für die Knifte „oder „Für Trallafitti“ erklären sich für Einheimische selbst.
Auch „Kohldampf“ am Grill und „Frühschicht“ über dem Brotregal sind ebenso verständlich wie „Hömma! Wat wech is, is wech.“ Über die Schreibweise habe es manche Diskussionen gegeben, berichtet Kathrin Gödecke. Denn: „Nicht alle stehen so im Wörterbuch.“
Auch die Durchsagen werden in der Ruhrpottsprache durchgegeben. „Es liegen arbeitsreiche Wochen hinter uns“, sagt die Supermarkt-Chefin bei der Begrüßung. Die Idee, ein Geschäft mit Themen des Bergbaus zu verknüpfen, erklärt sie durch die familiäre Verbindung mit dem Bergbau. „Heimat ist da, wo das Herz und seine Kunden zu Hause sind.“
Bereits das erste Geschäft ihres Urgroßvaters habe neben einer Zeche gelegen. Jetzt hofft die Inhaberin auf die Annahme durch die Kunden, denn „vom Gucken allein machen sich die Investitionen nicht bezahlt“.
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Oberbürgermeister Bernd Tischler war zuständig für „bissken wat Offiziellet“, findet die Idee, etwas vom Lebensgefühl des Ruhrgebiets ins Marktkonzept zu integrieren, sehr gelungen und sieht den „Markt am Puls der Zeit.“ Lebensmittelgeschäfte seien oft nicht nur ein Ort der Nahversorgung, sondern haben auch soziale Funktionen als lokale Treffpunkte im Quartier.
Innovative Technik ist besonders bei Licht und Kühlung im Einsatz. „Alles, was kalt macht, ist neu“, sagt Dirk Hofmann von der Firma AHT, die eine Kombination aus Propangas- und Kohlendioxid-Anlage als natürliche Kältemittel eingebaut hat: „Wir nutzen die Vorteile von beiden Anlagen.“ Die Abwärme wird über den Wasserkreislauf abgeführt und erspart Maschinen. Kathrin Gödecke rechnet mit der Einsparung von mehr als 30 Prozent beim CO²-Ausstoß.