Bottrop. Mit Werner Pottbrock und Norbert Verfürth geben Männer der ersten Stunde den Vorsitz in Bottrops Museumsverein ab. Jüngere sollen nun ans Ruder.
Sie sind Männer der ersten Stunde, wenn es um den Bottroper Museumsverein geht. Beide sind im Laufe vieler Jahre dem Werk von Josef Albers unterschiedlich begegnet. Was den Wahl-Bottroper Werner Pottbrock (seit 1982) und den Ur-Bottroper Norbert Verfürth (in der Stadt geboren) eint, ist das Bekenntnis zur Stadt, die Wertschätzung der Kunst von Albers, die – ohne beiden zu nahe zu treten – sicher seither eine Art Albers-Liebe geworden ist, aber auch der praktische Einsatz für das Haus, das in 40 Jahren zum wichtigsten internationalen Imageträger der Stadt geworden ist.
Als der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und US-Vizepräsident George H. W. Bush senior im Beisein von viel Polit-, Kunst- und Wirtschaftsprominenz das Josef-Albers-Museum 1983 eröffnen, lebt Werner Pottbrock, Zahnarzt aus Mülheim, als junger Familienvater seit einem Jahr in Bottrop. Norbert Verfürth ist gerade 23 („Und ich war nicht eingeladen“, lacht der heute bekannte Architekt).
Engagierter Kunstlehrer legt Fundament für späteren Einsatz für das Bottroper Museum
„Aber ich hatte einen engagierten Kunstlehrer, Dr. Werner, am Jungengymnasium und da war natürlich Josef Albers ein Thema.“ Verfürth erzählt von gemeinsamen Museumsbesuchen mit der Klasse im damals noch kleinen Museum. „Es gab nur das alte Heimatmuseum, die Eiszeithalle und die Moderne Galerie, aber da hingen schon Albers-Arbeiten, wir schauten, diskutierten, erlebten Kunst hautnah.“
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Ein bleibender Eindruck und vielleicht eine Grundlage für das spätere Engagement im Museumsverein. Denn der hat sei 2006 neben der Unterstützung bei Ankäufen immer auch die museumspädagogische Arbeit, heute „Vermittlung“, unterstützend im Blick. „Und ja, es ist etwas anderes, wenn du vor einem Kunstwerk stehst, Farben, Komposition, das originale Format oder den Kontext zu umgebenden Werken im Blick hast, als wenn du ein Buch aufschlägst oder etwas auf dem Handy anklickst“, ergänzt Werner Pottbrock.
Er blickt auf die „Homages“, jene Quadrate, die wie nur wenige andere Arbeiten in der allgemeinen Wahrnehmung für Josef Albers stehen. „Dieser zentrale Saal des Baus von damals, mit seinen Proportionen, seinem Licht, der Intimität trotz seiner Größe, ist für mich immer noch einer der schönsten Museumsräume weltweit“, so Pottbrock. Und er hat viele gesehen, rund um den Globus.
Pläne für Bottrops Museumsverein sind viel älter als der Verein selbst
Der Plan zu einem Museumsverein für Bottrop liegt länger zurück als 2006. Als Heinz Liesbrock 2003 Museumsdirektor wird, kommen bald Umbaupläne für den Bau von Bernhard Küppers auf, denen sich der Architekt vehement widersetzt. „Aber selbst als Architekt konnte ich die neuen Pläne durchaus nachvollziehen“, erinnert sich Norbert Verfürth. In diesen diskussionsfreudigen Zeiten lernt man sich näher kennen und schließlich holt Werner Pottbrock Verfürth und andere mit ins Boot: Der Museumsverein wird gegründet, Pottbrock und Verfürth als Vorsitzender und Stellvertreter sowie Ingolf Müller und Heinz Liesbrock im Vorstand.
Die Frage, ob es ein kleiner Personenkreis mit großen Förderbeträgen oder ein großer Verein mit erschwinglichem Grundbeitrag werden sollte, ist schnell beantwortet. Heute zählt der Museumsverein rund 400 Mitglieder, der Jahresbeitrag von 25 Euro ist alle andere als elitär.
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„Wir sind eine kleine Großstadt, man muss ordentlich die Trommel rühren, um Geld für das Museum zusammen zu bekommen“, so Werner Pottbrock. Einmal sei es um eine Anschubfinanzierung zum Erwerb einer für die Sammlung wichtigen Werkgruppe von Josef Albers gegangen. „Bottrop sollte 50.000 Euro geben, damit andere Förderer und Stiftungen die Gesamtsumme 1,3 Millionen locker machten. Von der Stadt kam nichts, nach vielem Hin- und Her brachten zehn Vereinsmitglieder die Summe auf, die Kulturstiftung der Sparkasse gab noch einmal soviel, der Ankauf konnte stattfinden“, erzählt Werner Pottbrock.
Wichtig wäre ein Museums-Café, eine Gastronomie im Quadrat
Bis heute hat der Verein 390.000 Euro für das Museum gegeben. Und es soll ja weitergehen. Mit der Erweiterung habe sich das Haus gut aufstellen können, mit Linda Walther eine vielversprechende, engagierte neue Direktorin mit profunder Kenntnis, mit der die Zusammenarbeit sicher Freude mache. „Ein guter Zeitpunkt, auch im Museumsverein die jüngere Generation neue Akzente setzen zu lassen“, sind sich Werner Pottbrock und Norbert Verfürth einig.
Vielleicht gibt es ja einmal wieder Museumsfeste, einen Neustart für eine Gastronomie und neben Unterstützung zur Sammlungserweiterung Vereinsimpulse für die Vermittlungsarbeit. „Denn was ist wichtiger, als Kinder möglichst früh an Kunst, unsere Kultur, heranzuführen, ganz im Sinne von Josef Albers die Augen zu öffnen – to open eyes – wie der Bauhauslehrer einmal sagte, um aktiv zu sehen?“. So klingen Wünsche für die Zukunft des Museumsvereins von den Männern der ersten Stunde – Werner Pottbrock und Norbert Verfürth.
Info und Kontakt: quadrat.bottrop.de.