Bobstadt/Bottrop. Die Polizisten wollten dem Mann nur eine Waffe wegnehmen, doch sie fanden ein ganzes Arsenal. Der Reichsbürger lebte zur Wende-Zeit in Bottrop.
Das Spezialeinsatzkommando der Polizei war um 6 Uhr morgens angerückt, um die Wohnung nach einer illegalen Waffe zu durchsuchen. Mit lauten Rufen forderten die Polizisten Ingo K. auf, zu öffnen und das Haus zu verlassen. Einer der Polizisten war dabei, mit einem Trennschleifer den Rollladen der Terrassentür zu durchtrennen, als der mutmaßliche Reichsbürger mit einem automatischen Gewehr durch den Rollladen schoss. Er traf zwei der 14 Einsatzkräfte, verletzte sie schwer und schoss immer wieder auf ihre Kollegen, die schnell hinter einem Transporter Schutz suchten.
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Jetzt wird dem 55 Jahre alten Mann aus dem Main-Tauber-Kreis, der nach einem Bericht von Belltower News auch einige Zeit lang in Bottrop gewohnt hatte, vor dem Stuttgarter Oberlandesgericht unter anderem wegen mehrfachen Mordversuches, gefährlicher Körperverletzung und zahlreicher Verstöße gegen Waffenrecht der Prozess gemacht. Belltower News ist eine Internetplattform der Amadeu-Antonio-Stiftung. Sie beschäftigt sich mit Rechtsextremismus, Antisemitismus sowie Menschenfeindlichkeit und berichtet ausführlich über die ersten Prozesstage gegen den mutmaßlichen Reichsbürger.
Kurz vor dem Mauerfall aus Sachsen nach Bottrop zur Mutter gezogen
Demnach war Ingo K. kurz vor dem Mauerfall aus Sachsen nach Bottrop gekommen und hatte bei seiner Mutter gelebt, bevor der gelernte Forstwirt schließlich nach Baden-Württemberg umgezogen war. Einige Jahre später folgte auch seine inzwischen verstorbene Mutter ihrem Sohn und zog wieder aus Bottrop fort. Zu dem Polizeieinsatz war es gekommen, weil der Kampfsportler eine Handfeuerwaffe nicht abgeben wollte, nachdem ihm die Behörden wegen Unzuverlässigkeit seine Waffenbesitzkarte wieder entzogen hatten. Erhalten hatte er die Erlaubnis als ehemaliger Inhaber eines Wachdienstes.
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Ingo K. hatte die Wohnung am Tag des Polizeieinsatzes im April 2022 erst Stunden nach den ersten Schüssen verlassen, nachdem darin Brände ausgebrochen waren. Es sei auch mehrfach zu lauten Explosionen gekommen, berichteten Radiosender. Nach seiner Festnahme fanden die Beamten in dem Haus, in dem er mietfrei wohnen durfte, eine begehbare Waffenkammer voller vollautomatischer Schusswaffen und auch zahlreiche Nazi-Devotionalien vor.
Eine Reihe von Waffen und 5000 Schuss Munition gefunden
Zu Beginn der Gerichtsverhandlung wurde klar, dass der 55-Jährige drei Maschinenpistolen, zwei vollautomatische Gewehre, ein Maschinengewehr, eine Selbstladepistole, eine Schrotdoppelflinte und eine Repetierlangwaffe hortete. Ingo K. soll für diese Waffen außerdem mehr als 5000 Schuss Munition im Treppenhaus gelagert haben. Für die Bundesanwaltschaft ist klar, dass der Mann der Reichsbürger-Szene angehöre und die Bundesrepublik sowie ihre Organe ablehne. Der 55-Jährige sei überzeugt davon, dass das Deutsche Reich noch immer existiere. Der Prozess dauert voraussichtlich bis in den Herbst hinein.