Bottrop. In der Inflation hoffen klamme Verbraucher teils auf einfache Kreditlösungen. Die Verbraucherzentrale Bottrop warnt vor unseriösen Anbietern.
Die Energiepreise, die Kosten für Nahrungsmittel, eine Inflationsrate von acht Prozent – „das ganze Leben ist teurer geworden“, stellt nicht nur Claudia Berger fest, Leiterin der Verbraucherzentrale für Bottrop und Gladbeck. „Viele Verbraucher hat die allgemeine Krise in selbstwirtschaftliche Krisen gestürzt.“ So mancher komme da auf die Idee, als schnelle Lösung einen Kleinkredit aufzunehmen. Doch allzu leicht, warnen Claudia Berger und ihre Kollegin Anette Abraham, kann das nach hinten losgehen. Darauf ist zu achten, damit die Kreditfalle nicht zuschnappt.
Seriöse Kreditanbieter prüfen die Bonität
Grundsätzlich gelte dies: „Wenn ich bei meiner Bank keinen Kredit bekomme, hat das meistens einen Grund.“ Seriöse Banken und Sparkassen seien verpflichtet, die Bonität zu prüfen und damit sicherzustellen, ob der Verbraucher bzw. die Verbraucherin sich einen Kredit überhaupt leisten kann.
Kreditangebote im Internet – womöglich noch mit dem Hinweis „ohne Schufa“ – sollte man mit Vorsicht genießen, warnen die Verbraucherschützerinnen. Klein- und Kurzzeitkredite, die das benötigte Geld schnell aufs Konto bringen sollen, können am Ende kostspielig werden. Neben meist hohen Zinssätzen würden oft sogenannte „optionale Zusatzleistungen“ angeboten, die sehr teuer sein können. Etwa, um mehr Zeit für die Rückzahlung zu bekommen. „Ohne die Inanspruchnahme dieser optionalen Zusatzleistungen macht der Kredit für Menschen mit dringendem Geldbedarf häufig gar keinen Sinn“, so die Verbraucherzentrale.
Verbraucherin fällt auf Finanzsanierer herein – und zahlt drauf
Anette Abraham berichtet vom Beispiel einer Verbraucherin in NRW, die eine schnelle Lösung für Schulden in Höhe von 5500 Euro im Internet suchte. „Sie ist auf einen Finanzsanierer reingefallen“, sagt Abraham. Der habe Gebühren verlangt, deren Zweck sich teils nicht erschlossen habe. Jedenfalls: „Er hat gut über 1000 Euro selbst einkassiert.“
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Um dubiose Anbieter zu erkennen, hilft ein Blick auf die jeweilige Webseite. Ist ein Impressum vorhanden? Ist der Anbieter in Deutschland ansässig? Gibt es eine Telefonnummer, die auch erreichbar ist? Werden weitere Produkte angeboten? Anette Abraham verweist zudem auf den „Finanztest“ von Stiftung Warentest als Quelle für seriöse Onlinekredite.
„Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, stimmt meistens etwas nicht“, nennt Claudia Berger einen einprägsamen Grundsatz. „Es verschenkt keiner was.“
Vorsicht sei etwa auch bei Null-Prozent-Finanzierungsangeboten geboten, etwa bei der Anschaffung eines neuen Bettes in einem Möbelhaus. „Wie lange läuft das Angebot der Null-Prozent-Finanzierung?“, fragt Anette Abraham und gibt gleich die Antwort: Häufig seien es nur ein paar Monate bis zu einem Jahr. Hat man in dieser Zeit das Bett nicht abbezahlt, weil die gewählte Rate zu klein war, stehe man häufig plötzlich mit richtig hohen Zinsen für die Restsumme da.
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Ein Einstieg in die Überschuldung kann es darüber hinaus sein, regelmäßig den Dispokredit des Kontos zu nutzen, um gestiegene monatliche Lebenshaltungskosten zu decken. Die Zinssätze liegen laut der Verbraucherzentrale derzeit immerhin rund um zehn Prozent.
„Unsere Botschaft ist: Eine Kreditaufnahme bei knapper Kasse ist nicht zielführend“, fasst Anette Abraham zusammen. Was also ist die Alternative für Menschen, die durch Inflation und Energiepreiskrise in finanzielle Nöte geraten sind? Als erste Hilfe rät Abraham dazu, ein Haushaltsbuch zu führen. Dadurch könne man feststellen, wo noch Sparpotenzial besteht. Brauche ich wirklich den umfangreichen Handyvertrag? Kann ich den Versicherungsanbieter wechseln? Den Energieanbieter?
Verbraucherzentrale und Schuldnerberatung helfen bei Problemen
An dieser Stelle helfen die Expertinnen und die Experten der Bottroper Beratungsstelle gerne weiter. Wer glaubt, sich durchaus einen Kredit leisten zu können, sollte laut Abraham erst einmal ein paar Monate lang zum Beispiel jeweils 50 Euro zur Seite legen. Schnell zeigt sich so, ob man die Raten wirklich zahlen kann.
Und wenn alles ausweglos scheint? Bleibt immer noch der Gang zur seriösen, kostenfreien Schuldnerberatung, raten die Verbraucherschützerinnen.
Die Beraterinnen und Berater der Verbraucherzentrale an der Horster Straße 6 (02041 567 16 01) helfen bei Geld- und Kreditproblemen weiter. Die Schuldner- und Insolvenzberatung Bottrop ist bei der Evangelischen Kirchengemeinde angesiedelt: An der Martinskirche 1 (02041 31 70 40).
Weitere Infos und Kontakt
Die Verbraucherzentrale NRW bietet Online-Seminare rund ums Thema an: u.a. Mittwoch, 22. März, 17 bis 18 Uhr, „Vorsicht Kredit“; Dienstag, 18. April, 14 bis 15.30 Uhr, „Schufa und Schufa-freie Kredite“. Übersicht über alle Veranstaltungen: www.verbraucherzentrale.nrw/beratungsstellen/online/veranstaltungen-81183
Kontakt zur Beratungsstelle in Bottrop, Horster Straße 6: 02041 567 16 01
Weitere Infos im Netz: www.verbraucherzentrale.nrw/kreditfallen