Bottrop. Hebammen fehlt es an Kapazitäten. Für Frauen ist die Suche nach einer Geburtshelferin oft ein Problem. So will ein neues Projekt des ASB helfen.

Der Hebammenmangel ist kein neues Problem. Neu in Bottrop ist aber der Lösungsansatz des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) in dieser Situation, die für viele Frauen belastend ist: Mit seiner Hebammenzentrale vermittelt er frei schaffende Geburtshelferinnen passgenau an Schwangere und Wöchnerinnen. Das Angebot ist kostenlos.

Ziel ist, dass die Frauen keine langen Kontakt-Listen mehr abtelefonieren und sich möglicherweise sogar in Nachbarstädten nach Hebammen umsehen müssen. Ein Anruf bei Vermittlerin Katja Tuinenburg soll am Ende reichen, um eine Geburtshelferin mit freien Terminen in der Nähe zu finden. Gleichzeitig sollen die Hebammen mehr Kapazitäten für die Arbeit mit Schwangeren und Wöchnerinnen erhalten, indem sie Verwaltungsarbeiten an die ASB-Zentrale abgeben. Denn, so Projektleiterin Amelie Hecker-Koroleski: „Aktuell gibt es zu viele Schwangere für zu wenige Hebammen.“

Hebammenzentrale für Bottrop: Hausgeburten nicht im Vermittlungsangebot

In der Zentrale werden die Profile der einzelnen Hebammen hinterlegt. Zum Standardangebot zählen Vor- und Nachsorge rund um die Geburt. Die Betreuung von Hausgeburten indes kann die Bottroper Hebammenzentrale (noch) nicht vermitteln. Dafür aber Expertinnen in Sachen Stillberatung oder Pekip. „Wir haben auch einige Hebammen, die Fremdsprachen sprechen“, sagt Katja Tuinenburg. „Sie könnten zum Beispiel ukrainisch oder türkisch sprechende Frauen betreuen.“

Die Ansprechpartnerinnen der ASB-Hebammenzentrale in Bottrop: Katja Tuinenburg (li.) und Projektleiterin Amelie Hecker-Koroleski.
Die Ansprechpartnerinnen der ASB-Hebammenzentrale in Bottrop: Katja Tuinenburg (li.) und Projektleiterin Amelie Hecker-Koroleski. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

„Gestartet sind wir mit der Hebammenzentrale vor zwei Jahren in Essen“, berichtet Amelie Hecker-Koroleski. „Seither hatten wir dort knapp 1800 Anfragen. Unsere Vermittlungsquote beträgt 95 bis 97 Prozent.“ Das Interesse der Frauen sei tatsächlich sehr groß.

In Bottrop, wo das Projekt Ende 2022 gestartet ist, haben sich bislang 32 Frauen mit Anfragen gemeldet. Hier liege die Vermittlungsquote bislang bei 70 Prozent. Noch sucht aber Katja Tuinenburg nach Geburtshelferinnen, die sich für die Hebammenzentrale registrieren lassen. Das geht auch Städte-übergreifend.

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„In Bottrop und Gladbeck gibt es um die 40 Hebammen, nach meinen Recherchen.“ Diese seien vom ASB angeschrieben worden. Elf hätten sich bislang registriert. „Wir brauchen aber noch mehr“, wirbt die Beraterin für das Angebot. Zu den Unterstützungsleistungen des ASB für die Freiberuflerinnen zähle unter anderem auch, dass bei Urlaub und Krankheit Vertretungen gesucht würden. All das ist für die Hebammen kostenfrei.

Hebammensprechstunde ab 6. März beim ASB Bottrop

Und für alle Frauen, die trotz etlicher Bemühungen keine Hebamme finden können, startet in den Räumlichkeiten des ASB (Am Lamperfeld 7) am 6. März eine Hebammensprechstunde. „Jeden Montagvormittag wird eine Hebamme hier sein“, erklärt Katja Tuinenburg; und zwar eine auch türkischsprachige. Nach Terminabsprache können sich Schwangere oder Frauen mit ihrem Neugeborenen untersuchen und beraten lassen. „Das entsprechende Equipment haben wir hier. Abgerechnet wird mit der Krankenkasse.“

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Die Sprechstunde wird durch das Programm „Frühe Hilfen“ finanziell unterstützt, der Aufbau der Hebammenzentrale durch die Sparkasse Bottrop.

„Unsere Aufgabe sehen wir außerdem darin, über die Hebammenversorgung aufzuklären“, unterstreicht Amelie Hecker-Koroleski. Sie betont das Recht der (gesetzlich versicherten) Frauen, die Unterstützung einer Hebamme in Anspruch zu nehmen. Bei Gynäkologen will sie darum werben, zu Fürsprechern von Hebammen zu werden – das scheint ihr noch ein bisschen kurz zu kommen.

Dabei könnten die Geburtshelferinnen so wichtig für (werdende) Mütter sein. „Sie unterstützen die Eltern dabei, sich sicher zu fühlen. Gerade Erstgebärenden nehmen sie Sorgen und Ängste“, meint die Projektleiterin. Die werdende Mutter leidet unter Schwangerschaftsbeschwerden; das Neugeborene hat einen harten Bauch – ein Anruf bei der Hebamme kann schnell Klärung bringen. „Sie ist auch außerhalb von ärztlichen Sprechzeiten erreichbar“, ergänzt Katja Tuinenburg.

ASB-Hebammenzentrale will die Vernetzung stärken

Der ASB will darüber hinaus die Vernetzung der Hebammen untereinander stärken (etwa über einen Stammtisch), Fortbildungsmaßnahmen für sie vor Ort anbieten, sich für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einsetzen. „Was für die Hebammen schwierig ist, das ist die klassische Selbstständigkeit. Die wenigsten von ihnen haben eine Praxis“, so Amelie Hecker-Koroleski. Das führe unter anderem zu Schwierigkeiten in Sachen Parkgenehmigung – die wiederum ein wichtiger Punkt ist für Hebammen auf Hausbesuchen.

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Auch Abrechnungsfragen und -probleme gehören zum Alltag der freiberuflichen Geburtshelferinnen. „Was ist zum Beispiel, wenn ein Hausbesuch ausgemacht ist – die Frau dann aber die Tür nicht aufmacht?“

Das Projekt der Hebammenzentrale soll dazu beitragen, Bottrop als Standort für Hebammen(nachwuchs) attraktiver zu machen, unterstreicht Amelie Hecker-Koroleski. Und gleichzeitig solle es helfen, die Stadt für junge Familien zu einem Wohlfühlort zu machen.

Kontakt zur ASB-Hebammenzentrale in Bottrop: www.asb-hebammenzentrale.de (Kontaktformular); 0162 1934035 (dienstags und donnerstags, 8.30 bis 12.30 Uhr): E-Mail hebammenzentrale-bottrop@asb-ruhr.info