Bottrop. Mit Kerzen, Fürbitten und einer Videobotschaft erinnerten die Teilnehmer an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1944.
Am 27. Januar 1944 hat die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Seit 2005 ist dieses symbolhafte Datum der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Dazu fand eine Veranstaltung in der Martinskirche statt.
Weil in diesem Jahr auch der Bundestag bei seiner Gedenkfeier zum ersten Mal die Menschen in den Vordergrund stellt, die wegen ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt, inhaftiert und ermordet wurden, stand diese Opfergruppe auch in Bottrop im Mittelpunkt des Gedenkens. Der deutsch-niederländische Historiker und Autor Lutz van Dijk, der als Mitinitiator dieses Schwerpunktes an der Gedenkstunde im Bundestag teilnahm, hatte für die Veranstaltung in Bottrop eine Videobotschaft verfasst, die zentral eingespielt wurde.
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Darin erinnerte er besonders an die Verfolgung von Menschen wegen ihrer sexuellen und geschlechtlichen Orientierung. Es sei zwar in der Öffentlichkeit inzwischen ein Bewusstsein für sexuelle Vielfalt entstanden, aber es gebe auch heute noch etliche Vorbehalte überall auf der Welt. Auch in der BRD habe der Paragraf 175 im Strafgesetzbuch noch lange Bestand gehabt, der „Naziparagraf“ sei erst 1994 abgeschafft worden. Van Dijk bat eindringlich: „Erkennen sie die Vielfalt der Menschen an.“
Bei einem bedrückenden Gedenken mit Kerzen erinnerten die Organisatorinnen Daniela von Bremen, Heike Biskup und Brigitta Nölting an die vielen Opfergruppen, die von den Nazis in Konzentrationslager verschleppt wurden: Juden, Sinti und Roma, religiöse oder politisch Verfolgte, Osteuropäer, behinderte Menschen, Kriegsgefangene, die durch jeweils andersfarbige Aufnäher in den Lagern gekennzeichnet wurden. Für jede diese Opfergruppen wurde eine Kerze angezündet. Eindrucksvoll dazu die Forderung eines Auschwitz-Überlebenden nach einem elften Gebot: „Du sollst nicht gleichgültig sein.“
Bottroper Oberbürgermeister: „Die Schicksale gehen mir besonders nah.“
Für Oberbürgermeister Bernd Tischler ist eine solcher Gedenktag ein ganz besonderer Tag, weil „mir die Schicksale immer wieder besonders nahe gehen.“ Auch für Propst Jürgen Cleve von der katholischen Gemeinde war der Besuch der Gedenkfeier selbstverständlich: „An solch wichtigen Tagen sollte man dabei sein.“ Das gilt auch für das Bündnis Buntes Bottrop, für das sich Sofia Prusko an der Vorbereitung beteiligte: „Es ist wichtig, der Opfer zu gedenken, die Erinnerungen müssen aufrechterhalten werden, damit man diese Fehler nicht noch einmal macht.“
Teilnehmerin Delia Fenske, die auch schon das Konzentrationslager in Auschwitz besuchte: „Es gibt zu viele, die vergessen wollen, aber das Gedankengut brodelt noch unter der Oberfläche.“ Ein anderer Besucher fühlte sich ebenfalls an Besuche in Konzentrationslagern erinnert und hat Bedenken, dass „das alles wieder hochkommt und es eigentlich keine Vergangenheit ist.“
Schüler putzen Stolpersteine
Für die musikalische Begleitung in der Martinskirche sorgten Kantor Matthias Uphoff am Klavier und Annette Borgmann und Christiane Schapler an der Querflöte.
Auch am Berufskolleg wurde am 27. Januar mit einem Aktionstag an die Opfer der NS-Zeit erinnert. Die Schüler putzten unter anderem die Stolpersteine, die an einigen Stellen in Bottrop an die deportierten Menschen erinnern. Über Waffelverkäufe wurde Geld für neue Stolpersteine gesammelt.
Die Veranstaltung soll in den nächsten Jahren weiter geführt werden, wer Interesse an einer Mitarbeit hat, kann sich bei Pfarrerin Anke Büker-Mamy in der Martinskirche oder bei Daniela von Bremen, Integrationsagentur der ev. Gemeinde, unter 0163 9635254 melden.