Bottrop. Ausgerechnet der kleinste Bottroper Bahnhof wird ab Dezember 2025 von den modernsten Bahnen angefahren. Dann bekommt der RE 44 Batterie-Züge.

Er heißt in den Fahrplänen zwar Vonderort Bahnhof, ist aber nur ein Haltepunkt, und zwar der kleinste der Stadt mit nur einem Gleis. Aber ab Dezember 2025 sollen hier die modernsten E-Loks im Verkehrsverbund rollen. Die Linie RE 44 von Bottrop nach Oberhausen, Duisburg, Moers und ab Mitte 2026 bis nach Kamp-Lintfort ist die erste Bottroper Linie, auf der die Dieselloks durch E-Loks mit Batterien ersetzt werden sollen. Die sollen die nicht elektrifizierten Streckenabschnitte überbrücken. Bis dahin will die Bahn-Tochter DB Station&Service dem Haltepunkt auch eine Aufhübschung verpasst haben. Schauen wir mal.

Der Haltepunkt Vonderort wurde 1967 in Betrieb genommen.
Der Haltepunkt Vonderort wurde 1967 in Betrieb genommen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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Die Vergabegremien von Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und Nahverkehr Westfalen-Lippe haben gerade entschieden: Fünf Linien des Niederrhein-Münsterland-Netzes werden ab 2025 von der Bahn-Tochter DB Regio mit klimafreundlicher Technik betrieben. Wo Oberleitungen fehlen, sollen Batterien den Fahrstrom liefern. Die neuen Fahrzeuge vom Typ „Civity Bemu“ werden auf drei Bottroper Linien eingesetzt: Zuerst kommt der RE 44, ab Dezember 2026 folgt der RE 14 (Essen - Bottrop - Dorsten - Borken/Coesfeld) und ab Dezember 2028 die Emschertalbahn RB 43 (Dorsten - Feldhausen - Herne - Dortmund).

Das Umsteigen in Bottrop-Vonderort

Das Umsteigen fällt sehr übersichtlich aus. Genau drei Linien halten hier: zweimal die Stunde die Regionalbahn plus die Buslinien 291 und 294. Immerhin sind die Wege kurz. Der RE 44 ist in drei Minuten in Bottrop Hauptbahnhof, die Busse halten fast am Bahngleis, und die 291 braucht nur knapp zehn Minuten zum Busbahnhof ZOB.

Hoffentlich ist das nur der Blitzableiter: Sehr improvisierte Kabelführung am Bahnsteig.
Hoffentlich ist das nur der Blitzableiter: Sehr improvisierte Kabelführung am Bahnsteig. © FUNKE Foto Services | homas Gödde

Die Aufenthaltsqualität in Bottrop-Vonderort

Zufriedenstellend, beurteilen die Profitester des VRR im Stationsbericht 2022 die Aufenthaltsqualität. Was sollen wir dazu sagen? Hier ist ja so gut wie nichts! Auf zwei Überholgleisen rumpeln Güterzüge vorbei. Ein Wartehäuschen wurde kurz vor unserem Bahnhofs-Check zum Biertrinken im Trockenen genutzt. Immerhin steht dort ein Ticketautomat plus Entwerter. Zwei Bogenlampen machen den Bahnsteig nachts, sagen wir: überschaubar. Viel Grün wuchert derzeit auch zwischen den Gleisen.

Für Eisenbahnfans bietet der 1967 in Betrieb genommen Haltepunkt natürlich ein echtes Schmankerl. Von einer Fußgängerbrücke (Bahngelände, Betreten wahrscheinlich verboten, auch wenn wir kein Schild entdeckt haben) haben sie freien Blick auf einen der größten Rangierbahnhöfe Deutschlands, den 1891 eröffneten Bahnhof Osterfeld. Bis zu 3000 Waggons am Tag können hier zusammengekoppelt werden.

Die Laufschrift zeigt die Uhrzeit an, geplante Abfahrten und Verspätungen.
Die Laufschrift zeigt die Uhrzeit an, geplante Abfahrten und Verspätungen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Fahrgastinformation in Bottrop-Vonderort

Aushangfahrplan. Laufschrifttafel. Lautsprecher. Für Notfälle ein Schild mit der Nummer der Bahn-Sicherheitsstation in Duisburg. Das war’s. Die VRR-Tester finden: Das ist doch super!

Die Barrierefreiheit in Bottrop-Vonderort

Der Zugang zum Bahnsteig ist ebenerdig. Markierungen für Sehbehinderte gibt es nicht. Von der eigenen Definition von Barrierefreiheit ist die Bahn-Tochter Station & Service noch ein Stück entfernt. Vielleicht wird das ja was bei der angekündigten Modernisierung. Die Profitester jedenfalls sehen bei der Barrierefreiheit „sehr hohen Handlungsbedarf“.

Das Gesamturteil für Bottrop-Vonderort