Bottrop. In den Läden gelten keine Zugangsbeschränkungen mehr. Nicht alle Bottroper Händler und Kunden sehen das positiv. Ein Besuch in der Innenstadt.
Seit Samstag ist die 2G-Regel als Zugangsbeschränkung im Einzelhandel weggefallen. Aber welche Auswirkungen hat dies auf den Einkauf in der Bottroper Innenstadt, wie sehen Händler und Kunden die neue Situation?
In den Fußgängerzonen sieht am Samstagmittag bei windigem, aber teils sonnigem Wetter alles wie gewohnt aus. Der Bereich um die Marktstände wirkt belebt, aber reichlich Platz zum Abstandhalten ist vorhanden. Die Cafés sind augenscheinlich gut gefüllt, ganz Tapfere besetzen sogar die Außengastronomie. Auf der Gladbecker, Kirchhellener und Poststraße sind verhältnismäßig wenige Passanten unterwegs.
Bottroper Modehaus: Erleichterung über Wegfall der Kontrollen
Im Modehaus Sinn ist die Erleichterung groß, bei der angespannten Personallage müssen jetzt keine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mehr zur Kontrolle abgestellt werden, erklärt Miriam Karanikolopoulos. Die Kunden hätten das Angebot sichtlich angenommen, man habe gut zu tun und sei zufrieden mit dem Beginn des Samstags. Gudrun Bilz, Filialleiterin bei C&A, betrachtet die ehemaligen 2G-Kontrollen als „Handelshindernis“. Endlich könne man sich wieder allen Kunden präsentieren, die „jetzt auch wieder spontan loslaufen können“.
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Der Zulauf am Samstag bestätigte ihren Optimismus. „Es passt, Sturm vorbei, 2G vorbei, das Geschäft läuft sehr zufriedenstellend.“ Viele Gesichter, die man monatelang nicht gesehen hätte, seien wieder gekommen, an den Kassen haben sich lange Schlangen gebildet. Man habe zwar keine Personalsorgen gehabt, weil die Mitarbeiterinnen auch in der Pandemie geblieben seien, aber jetzt seien diese wieder für die „echten“ Aufgaben frei.
Auch in die Stadtparfümerie Pieper „trauen sich wieder mehr Kunden rein“, stellt Filialleiterin Susanne Latza Pehlke fest. Allerdings würden noch viele Kunden an der Tür abwarten, vermutlich habe sich die Lockerung noch nicht überall herumgesprochen.
Bottroper Herrenausstatter hält an Kontrolle der Impfnachweise fest
Ähnlich ist es bei „Alette“ auf der Hansastraße, dort empfindet man die Situation als doppelten Gewinn:„Gut für die Kunden und für uns, aber viele Kunden kommen doch noch mit dem Nachweis in der Hand herein.“ In der Boutique „J-turn“ am Kirchplatz ist von einem besonderen Effekt der Lockerung noch nichts zu spüren: „Das Geschäft hängt jetzt nicht davon ab, es läuft schleppend, ich hoffe stark auf das Frühjahr“, sagt Inhaberin Aman Virk.
Beim Herrenausstatter „Men’s Fashion“ an der Poststraße geht man wie gewohnt mit der Situation um. Hans-Dieter Köster beschränkt weiterhin die Kundenzahl und kontrolliert bis mindesten Ende Februar die Impfnachweise, vor allem „bis Karneval vorbei ist, will ich abgesichert sein“. Der Herrenausstatter, der mit Ehefrau Brigitte seit 50 Jahren als Einzelhändler in Bottrop tätig ist, hat vorwiegend Stammkunden, die „trotzdem kommen und es selbstverständlich finden, sie wollen sich auch absichern“.
Bottroper Kunden beurteilen die Lage differenziert
Auch die Kunden beurteilen die augenblickliche Lage differenziert. „Das Lästige ist erst mal vorbei“, meint Sigrid Hovestadt. „Obwohl die Kontrolle mir nicht viel ausgemacht hat.“ Kundin Heike findet das Ende der Kontrollen gut: „Hauptsache, die Masken sind zur Sicherheit noch da. Was sein muss, muss eben sein.“ Klaudia und Lena Löbbert empfinden die neue Freiheit als entspannend, man müsse nicht mehr ständig das Handy und den Ausweis zücken: „Ohne Mundschutz wäre es noch schöner, aber die Sicherheit geht vor, hoffentlich ist die Sache bald vorbei.“
Ganz anders sieht Claudia Schraven, ehemalige Bottroperin aus dem Sauerland, die Lage: „Ich finde den Wegfall der Kontrollen nicht so gut. Die nicht Geimpften haben jetzt wieder freie Hand.“ Auch andere Kundinnen sind noch skeptisch: „Man hätte doch noch ein bisschen Vorsicht walten lassen können“ oder „Man hätte zur Sicherheit noch ein wenig länger warten können“, heißt es da.
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Die Mehrzahl der Passanten hält sich an die Maskenpflicht, einige Menschen tragen sie allerdings nur lässig um den Hals, um sie beim Betreten eines Geschäfts wieder hochzuschieben, einige wenige „schützen“ damit ihr Handgelenk.
Ein Problem, das weniger mir Regelungen und Lockerungen zu tun hat, spricht Klaudia Löbbert an: „Bottrop geht unter, es gibt immer weniger Angebote. Ich würde die Bottroper Geschäftswelt gern unterstützen, aber ich weiß nicht, wo ich mein Geld ausgeben soll.“ Da kann auch ein Ende der 2G-Regel nichts ausrichten.
FFP2-Maske wird empfohlen
Seit 19. Februar gilt in NRW laut Landesregierung: „Für Ladengeschäfte und Märkte entfallen die Zugangsbeschränkungen der 2G-Regel. Somit ist die Kontrolle eines Test- oder Immunisierungsnachweises nicht mehr erforderlich und das Betreten auch nicht-immunisierten Personen gestattet. Die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske bleibt aber bestehen. Das Tragen speziell einer FFP2-Maske in Handelsgeschäften wird dringend empfohlen.