Bottrop/Gladbeck/Essen. Nach einem verheerenden Wohnungsbrand in Bottrop ist ein 26-jähriger Mann aus Gladbeck verurteilt worden. Die Richter halten ihn für gefährlich.

Diese Tat bleibt rätselhaft: Vor rund sechs Monaten hat ein Mann aus Gladbeck in der Wohnung seiner Mutter im Bottroper Fuhlenbrock Benzin verschüttet und zum Feuerzeug gegriffen. Es kam zu einer Explosion, er selbst erlitt schwere Verbrennungen. Am Mittwoch ist der 26-Jährige vom Essener Landgericht auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden.

Auch die vom Gericht hinzugezogene Psychiaterin Marianne Miller konnte nicht sagen, was den Ausschlag für die Brandstiftung gegeben hat. Was auch damit zusammenhängt, dass sich der 26-Jährige von ihr nicht hat untersuchen lassen.

Psychiaterin: „Eigentlich ein lieber Mensch“

Aufgrund der Erkenntnisse aus dem Prozess hat sie allerdings keinen Zweifel, dass der Gladbecker unter schweren Wahnvorstellungen leidet und für die Allgemeinheit gefährlich ist. „Er muss ein ganz lieber Mensch sein“, sagte sie den Richtern am Essener Landgericht. „Aber im Wahnerleben ändert sich das.“ Deshalb müsse er unbedingt behandelt werden – vor allem mit Medikamenten.

Doch genau das sei das Problem. Es gebe keinerlei Krankheitseinsicht. In den vergangenen zwei Jahren soll es mehrfach Hinweise auf Verfolgungswahn gegeben haben. Der 26-Jährige vermutete allein in seiner Wohnung über tausend Überwachungskameras. Auch den Rauchmeldern hat er nicht getraut. Die waren mit Baseballkappen verhängt.

Brandstifter aus Gladbeck: „Die Welt weiß alles über mich“

In seiner Verzweiflung war der Gladbecker sogar bei der Polizei aufgetaucht, um Anzeige wegen Spionage und Einbruchs zu erstatten. „Die Welt weiß alles über mich.“ So oder so ähnlich soll er sich damals ausgedrückt haben. „Das alles muss ihn sehr gequält haben“, so Psychiaterin Marianne Miller, die ohne eine Behandlung auch Angriffe gegen Personen befürchtet. Erste Schubser und Aggressionen gegen Passanten habe es schon gegeben. „Hier ist eine Steigerung zu sehen.“

Der Feuerwehreinsatz am 19. Juli 2021: Der Brandstifter hatte in der Wohnung seiner Mutter Benzin verschüttet.
Der Feuerwehreinsatz am 19. Juli 2021: Der Brandstifter hatte in der Wohnung seiner Mutter Benzin verschüttet. © Unbekannt | Feuerwehr Bottrop

Bei der Explosion im Rilkeweg im Stadtteil Fuhlenbrock waren am 19. Juli 2021 Fenster und Türen geborsten. Die obere Etage stand sofort in Flammen. Außer dem Angeklagten, der sich auf seiner Flucht aus dem Haus seine brennende Kleidung vom Leib gerissen hatte, war zum Glück niemand verletzt worden. Alle anderen Bewohner hatten ihre Wohnungen rechtzeitig verlassen können. Die Mutter des Angeklagten war zur Tatzeit nicht zu Hause.

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Im Prozess hatte der Angeklagte die Brandlegung zwar gestanden, zu den Vorwürfen aber ansonsten geschwiegen. Nach der Tat soll er jedoch immer wieder diesen Satz gesagt haben: „Das war nicht geplant.“

Brandstiftung in Bottrop: Angeklagter gilt als schuldunfähig

Nach Angaben seines Verteidigers ist die Sache einfach völlig aus dem Ruder gelaufen. Der Angeklagte habe sofort erkannt, was passiert sei und darunter sehr gelitten. Als unberechenbar und gefährlich könne er jedoch nicht eingestuft werden. Dafür gebe es zumindest keine konkreten Hinweise. Er sei nicht vorbestraft und von der Untersuchungshaft schwer beeindruckt. Eine Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie sei nicht vertretbar.

Genau das sahen die Richter am Ende jedoch anders. Eine klassische Bestrafung kam im Prozess nicht in Frage. Der Angeklagte, der am Tag des Urteils übrigens Geburtstag hatte, gilt aufgrund seiner psychischen Erkrankung als schuldunfähig.