Bottrop. „Spektakuläre Anblicke“, hat Projektleiterin Anne Höckber versprochen für den Neubau der A42-Brücke über dem Kanal. 2024 soll’s jetzt losgehen.
Eine der sportlichsten Herausforderung des Autobahnbaus hat die Autobahn Westfalen vor sich. Sie will zwischen der Anschlussstelle Bottrop-Süd und dem Kreuz Essen-Nord mit der B224 die A42 auf Bottroper Gebiet sechsspurig ausbauen und dabei zwei Brücken über Emscher und Kanal im laufenden Betrieb neu bauen. Derzeit laufen die letzten Schritte des Planfeststellungsverfahrens, Anfang 2024 will Autobahn Westfalen mit dem Ausbau beginnen und vier Jahre später fertig sein. Fest steht jetzt schon: Der Bau wird um knapp die Hälfte teurer als zunächst geplant.
Mit rund 75.000 Autos, die täglich auf diesem Abschnitt fahren, war der vierstreifige Querschnitt bereits an seinen Kapazitätsgrenzen angelangt im Jahr 2018, als damals noch „Straßen NRW“ die Pläne vorstellte. Die Prognose: Bis zum Jahr 2030 steigt die Verkehrsbelastung auf bis zu 84.740 Autos pro Tag.
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Zudem befinden sich die Großbrücken über die Emscher und den Rhein-Herne-Kanal in einem sehr schlechten Zustand. Die technische Lebenserwartung etwa der Emscherbrücke läuft 2027 ab. Nach den aktuellen Planungen wird das eine knappe Nummer. „Wir gehen von einem Baubeginn Anfang 2024 aus“, sagt Anton Kurenbach, Sprecher der Autobahn Westfalen in Bochum. „Daran werden sich nach aktuellem Stand vier Jahre Bauzeit anschließen.“
Sechsspurig soll es bis zum Kreuz Herne weiter gehen
Der künftige Bauabschnitt ist 4,75 Kilometer lang und schließt östlich an den bereits sechsspurig ausgebauten Abschnitt der A42 von Kamp-Lintfort bis Bottrop-Süd an. Der weitere Ausbau vom Autobahnkreuz Essen-Nord bis zum Autobahnkreuz Herne ist ebenfalls im Bedarfsplan vorgesehen. Für diesen Abschnitt hat die Vorplanung begonnen.
Herzstück des Ausbaus ist der Neubau der beiden Brücken über Emscher und Kanal. Die Emscherbrücke ist breit genug, um während der Bauarbeiten alle vier Fahrspuren auf eine Brückenhälfte zu legen. Dann wird die andere Brückenhälfte abgerissen und neu gebaut.
Auf der Brücke über den Kanal dagegen ist es dafür zu eng. Dort muss neben der bisherigen Brücke erst eine Ersatzbrücke entstehen, bevor abgerissen und neu gebaut werden kann. „Wir rutschen 18 Meter nach Norden“ , beschrieb die Projektleiterin Anne Höckber schon 2018. Die neuen Brückenteile werden auf einem extra dafür gebauten Damm vorgebaut und dann mit Hilfe von im Kanal schwimmenden Pontons eingezogen: „Das werden spektakuläre Anblicke.“
Kostensteigerungen während der Planungszeit
Spektakulär ist auch die Preisentwicklung während der Planungszeit. Mit rund 120 Millionen Euro Baukosten kalkulierten die Planer noch bei der Präsentation im August 2018. Drei Jahre später marschieren die Kosten stramm auf die 180 Millionen Euro zu.
Kaum Einwände gegen die Baupläne aus Bottrop
Der Verkehrsausschuss soll in seiner Sitzung am Freitag der Stellungnahme der Verwaltung zu den Bauplänen des Bundes zustimmen. Tenor: keine grundsätzlichen Einwände.
Nachbesserungsbedarf besteht aus Sicht der Verwaltung vor allem bei den signaltechnischen Planungen zwischen den beiden Knoten der Anschlussstelle Bottrop-Süd, bei offenen Fragen zur Entwässerung sowie bei der Untersuchung der Immissionen. Auflagen werden vorwiegend im Hinblick auf Altlasten-Verdachtsflächen sowie im Natur- und Artenschutz formuliert.
Der Autobahn-Westfalen-Sprecher sagt dazu: „Die Summe von 121,8 Millionen stammt noch aus dem Bedarfsplan, mit dem uns (damals noch als Straßen NRW) seitens des Bundes der Auftrag erteilt worden ist, die Erweiterung der A42 durchzuführen. Im Anschluss wurden die Gegebenheiten vor Ort nachgeprüft und die Planung konkretisiert. Die 172,8 Millionen sind der dadurch ermittelte Bedarf, der im Vorentwurf festgehalten und auch vom Bund genehmigt worden ist. Diese Summe ist der aktuell gültige Stand.“ Bis zum Baustart 2024 haben die Preise am Bau aber noch Zeit zum Klettern.