Bottrop. Bottrops Impfzentrum war beim Familientag voll, wie lange nicht. 550 zumeist Jugendliche kamen zur Zweitimpfung. Dazu gab es 236 Erstimpfungen.

Nein, es geht nicht um die Wurst, auch wenn Grillgeruch und süßes Waffelaroma sich vor dem Impfzentrum abwechselnd den Vorrang streitig machen. Die Besucher, bis auf wenige Ausnahmen tatsächlich nur Eltern mit Kindern, nehmen den Familientag gut an. Kurz nach der Öffnung am Samstagmittag haben sich schon Schlangen am Eingang gebildet, der Parkplatz am Südring ist dicht.

Es droht wieder das Damoklesschwert des Homeschoolings

Für Gunnar Ruppert aus Feldhausen, der mit seinem Sohn Erik gekommen ist, gehört das zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Auch Erik sieht das ganz locker. Für den 13-Jährigen ist es die Zweitimpfung. Die erste hat er vor vier Wochen im Moviepark, also um die Ecke in Feldhausen, bekommen. „Ich wollte mich auf jeden Fall impfen lassen und habe auch kein mulmiges Gefühl.“ Außerdem hinge bei weiter steigenden Fallzahlen ja eventuell wieder das Damoklesschwert des Homeschoolings über Schülern und Eltern, das müsse man auf jeden Fall vermeiden, sagt Gunnar Rupert.

Impfen? Klar. Erik Ruppert, hier mit seinem Vater Gunnar, aus Feldhausen, hatte seine erste Impfung bereits im Moviepark, jetzt, am Familientag, im Bottroper Impfzentrum.
Impfen? Klar. Erik Ruppert, hier mit seinem Vater Gunnar, aus Feldhausen, hatte seine erste Impfung bereits im Moviepark, jetzt, am Familientag, im Bottroper Impfzentrum. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Für seine zehnjährige Tochter gäbe es leider noch keine Lösung, also kein Impfangebot, sie und die Kinder in ihrer Klasse müssen sich mit Maske und allen anderen Abstands- und Hygieneregeln durch den Schulalltag kämpfen. Das sieht auch Brigitte von Rüden so. Mit ihrer 12-jährigen Tochter Mia kommt sie gerade vom Training beim Vfl Grafenwald. „Die Sache mit dem regelmäßigen Testen ist schon aufwändig, wir wissen nicht, wie lange das in den Schulen noch möglich ist, dann müssten wir jedes Mal selbst tätig werden“, so die Dortmunderin, die sich selbst auch schon im Bottroper Impfzentrum hat immunisieren lassen. Dann habe sie die Empfehlung der Stiko (Ständige Impfkommission) abgewartet und sich dann gemeinsam mit Mia für deren Pieks entschieden.

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Die Familie hat enge Bezüge nach Bottrop, und durch das Training beim Vfl sei man ohnehin mindestens zwei Mal pro Woche in der Stadt. Mia kam zwar mit dem Homeschooling ganz gut klar, wie sie sagt. „Aber richtiger Unterricht, also in Präsenz, und der Kontakt zu meinen Klassenkameradinnen ist schon viel besser.“ Ihren zweiten Termin hat Mia bereits bekommen - klar, wieder in Bottrop.

Familientags in Bottrops Impfzentrum: 773 Geimpfte, davon 236 Erstimpfungen

Dass viele kommen würden, hat Michael Althammer im Vorfeld bereits vermutet. Der Leiter des Impfzentrums spricht von etwa 550 Anmeldungen allein für Zweitimpfungen für diesen Tag, weit überwiegend Kinder und Jugendliche. Insgesamt lebten in Bottrop rund 6.100 Zwölf- bis 17-Jährige, von denen etwa 50 Prozent bereits die Erstimpfung bekommen hätten. „Immerhin verzeichnen wir deutschlandweit, nicht nur in Bottrop, in dieser Altersgruppe derzeit die meisten Ansteckungen und mit die höchste Inzidenz“, so Althammer. „Am Ende des Familientages hatten wir 773 Impfungen, davon allein 236 Erstimpfungen und einen sehr guten Besuch, wie schon lange nicht mehr.

Wolfgang Deden vom  Spielmobil (2.v.l.) und seine Helfer sorgten für Grillwürstchen am Ausgang des Impfzentrums - quasi als Belohnung für Impfen. Gegenüber hatte das Damen-Team frische Waffeln im Angebot.
Wolfgang Deden vom Spielmobil (2.v.l.) und seine Helfer sorgten für Grillwürstchen am Ausgang des Impfzentrums - quasi als Belohnung für Impfen. Gegenüber hatte das Damen-Team frische Waffeln im Angebot. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

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Beruhigend für viele Eltern ist auch die Anwesenheit von Dr. Martin Günther im Impfzentrum. Der ehemalige Leiter der Kinderklinik am Marienhospital ist ebenso wie der medizinische Leiter der Einrichtung, Dr. Harald Hofer, eigentlich im Ruhestand. Aber Ruhestand ist für beide, wie sie sagen, eigentlich ein Fremdwort und der Einsatz in so einer Pandemiesituation, etwas das keiner von beiden während der aktiven Zeit je erlebt hat, so etwas wie Ehrensache. Gerade die Bottroperinnen und Bottroper, die Martin Günther noch aus seiner Zeit am Marienhospital kennen, freuen sich, einen Kinderarzt als Ansprechpartner beim Impfen des Nachwuchses zu haben. „Wir können immer noch viele Bedenken zerstreuen“, so der Kinderarzt. Im übrigen seien ihm die wirklich Kritischen lieber, als die mit nur unspezifischer Angst. Aber die scheinen zumindest beim Familientag in der Minderheit zu sein.

Zum Trost für den Pieks haben Spielmobil-Team andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt und deren Helfer tatsächlich am Ausgang umsonst für alle Bratwurst und frische Waffeln parat.