Aber sie bietet stark Übergewichtigen eine Perspektive für Gewichtsreduktion, sagt Chefarzt Dr. Klaus Peitgen

Abnehmen erfordert Disziplin, die desto größer sein muss, je mehr Pfunde schwinden sollen. Mit operativen Eingriffen wie einer Magenverkleinerung kann die Medizin bei stark Übergewichtigen Voraussetzungen schaffen, um die Erfolgsaussichten zu verbessern. In der Adipositas-Selbsthilfegruppe, die sich im März im Knappschafts-Krankenhaus gegründet hat, sind die Meinungen geteilt, berichtet Gruppenleiterin Simone Rduch - die konservative wie die operative Methode finden dort Anhänger.

Für hochgradig Adipöse bietet eine Operation nach Meinung des Chefarztes der Chirurgie des Knappschafts-Krankenhauses eine sehr gute Perspektive, denn: „Hat man erst einmal einen bestimmten Grad von Adipositas erreicht, hat man im Prinzip keine Chance mehr, nachhaltig abzunehmen”, erklärt Dr. Klaus Peitgen. Er denkt an Männer und Frauen, die zwischen 120 und 300 Kilo auf die Waage bringen. Der Vorsatz, 40 Kilo und mehr abzunehmen zu wollen, verlangt enorme Willenskraft - mehr, als die Meisten aufbringen können. Hinzu kommt eine Tatsache, erklärt Peitgen, die auch viele Ärzte nicht genügend berücksichtigten: Bei einer 1000-Kalorien-Diät stagniert irgendwann die Gewichtsabnahme, weil der Stoffwechsel sich umstellt. „Das hat mit den Fettstoffwechselhormonen zu tun”, erklärt der Mediziner den noch nicht ganz geklärten Zusammenhang. Einfach ausgedrückt: „Der Stoffwechsel ist derartig auf Speichern eingestellt, dass er nicht mehr verbraucht.” Trotz eingeschränkter Kalorienzufuhr verringert sich das Übergewicht nicht - eine frustrierende Erfahrung. Nur begrenzt steht den Betroffenen die Möglichkeit offen, über sportliche Aktivität ihren Kalorienverbrauch anzukurbeln. Zur Scham gesellt sich nach Peitgens Erfahrung die Sorge, die Geräte in einem Fitness-Studio zu überlasten.

„An diesem Punkt greift die Chirurgie”, erklärt der Mediziner und zitiert die Statistik. Ohne Eingriff könnten nur 5 Prozent der Übergewichtigen mit einem Body-Mass-Index von 40 ihren BMI auf 30 senken, mit Operation steige dieser Anteil auf 70 bis 90 Prozent an. Aus Peitgens Sicht vor dem Hintergrund der gesundheitlichen Folgen des Übergewichts wie Bluthochdruck, Diabetes oder Gelenkverschleiß ein großer Gewinn. Mit einem Body-Mass-Index von 30 - das entspricht einem Gewicht von 90 Kilo bei 1,75 m Größe - hätte der Adipöse zwar immer noch Übergewicht, aber auch die reelle Chance, sein Gewicht weiter zu reduzieren.

Spielen nicht auch ethische Gesichtspunkte eine Rolle bei diesem Eingriff, der einen gesunden Magen künstlich verändert? „Es ist nicht meine Aufgabe als Arzt, Menschen zu machen, sondern vielmehr die krankmachende Wirkung der Adipositas zu veringern”, stellt der Chirurgie-Chefarzt fest. Und diese sei gravierend.

„Auch die Operation ist kein einfacher Weg”, betont Dr. Peitgen. Und: „Mit dem Eingriff ist es nicht getan.” Anschließend müssen Bewegungstherapie und Ernährungsumstellung beginnen, um das Gewicht zu reduzieren. Zu diesem Zeitpunkt seien Patienten in einer Selbsthilfegruppe gut aufgehoben.