Bottrop. Derzeit liegt die Inzidenz in Bottrop stabil unter 100. Bleibt das so, öffnen die Schulen ab 31. Mai. Was das für Schüler, Lehrer, Eltern heißt.

Die Nachricht, dass bei einer stabilen Inzidenz unter 100 die Schulen ab 31. Mai wieder komplett öffnen, machte in Bottrop schnell die Runde. Schließlich liegt die Wocheninzidenz hier schon seit einigen Tagen unter dem Schwellenwert, viele Lockerungen treten diesen Freitag in Kraft. Bleibt das so, kehrt auch an den Bottroper Schulen ein Stück Normalität zurück. Fünftklässler Nikolas (11) freut sich, wenn er den Wechselunterricht und damit die Teilung seiner Klasse hinter sich lassen kann. Mitschülerin Tilda (10) lernt auch lieber komplett an der Schule als tageweise daheim – hat aber ein wenig Sorge vor einer Ansteckung.

Bottroper Schulleiter wissen: Schüler freuen sich auf Präsenzunterricht

Und so haben auch Bottroper Schulleiter gemischte Gefühle, wenn sie an den Vollbetrieb an ihren Schulen denken – für dann fünf Wochen bis zu den Sommerferien. „Die Schülerinnen und Schüler warten schon darauf“, meint Tobias Steinhausen, kommissarischer Leiter der Gustav-Heinemann-Realschule (GHR). Ganz oft sei er zuletzt gefragt worden: Wann können wir endlich wieder die andere Klassenhälfte treffen? Diese Vorfreude bei den Jungen und Mädchen hat etwa auch Tobias Mattheis, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG), gespürt.

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Von Stefan Meinhardt und Matthias Korfmann

Auf der anderen Seite berichtet Tobias Steinhausen: „Nicht alle im Kollegium sind glücklich, dass bis dahin die Impfungen noch nicht durch sind.“ Wenn auch bis Ende Mai alle Kollegen hier – wie an anderen Bottroper Schulen – mindestens die Erstimpfung erhalten haben sollten.

Bottroper Elternpflegschaftsvorsitzender: „Das hat experimentellen Charakter“

Und auch bei den Eltern gibt es kritische und sorgenvolle Stimmen. „Das hat einen experimentellen Charakter“, sagt Hans Schlegel, Elternpflegschaftsvorsitzender am HHG, der sich auch über die täglich wechselnden Verlautbarungen des Schulministeriums ärgert. Ein Problem sieht auch er darin, dass weder Lehrer noch Eltern vollständig geimpft sind, Kinder erst recht nicht.

Besser wäre es seiner Meinung nach gewesen, erst nach den Sommerferien mit dem Präsenzunterricht zu starten – wenn eine sicherere Infektions- und Impflage herrscht „und wir mehr Erfahrungen haben“, sagt Schlegel. Natürlich sei Präsenzunterricht, der persönliche Austausch mit den Lehrern und unter den Schülern, „die bessere Alternative, aber möglichst personell so aufgestockt, dass die Klassen halbiert werden könnten“.

Im Fokus sollte nun stehen, den Lernstand der Kinder und Jugendlichen zu eruieren, sie alle auf das gleiche Level zu heben und die Unterrichtszeit nicht nur für Klassenarbeiten und andere Leistungsnachweise zu nutzen. „Dieses Schuljahr ist für jeden persönlich anders, aber auf keinen Fall normal.“

Test- und Maskenpflicht bleiben an den Bottroper Schulen bestehen

„Dass die Schule voll belegt ist, wird ungewohnt sein und für viele ein mulmiges Gefühl geben“, meint HHG-Leiter Mattheis, der sich wünscht, dass auch Impfungen für Schüler im Fokus bleiben. „Auf der anderen Seite glaube ich, dass es für die Schüler ganz wichtig ist zu öffnen.“ Test- und Maskenpflicht bleiben ja wie andere Hygienemaßnahmen noch bestehen.

Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium in Bottrop, glaubt, dass es für die Schülerinnen und Schüler ganz wichtig ist, voll an die Schule zurückkehren zu können.
Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium in Bottrop, glaubt, dass es für die Schülerinnen und Schüler ganz wichtig ist, voll an die Schule zurückkehren zu können. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Herausforderungen liegen laut Steinhausen bei der nun gewünschten Integration des Schwimmunterrichts in den Stundenplan – und bei der coronagerechten Organisation der weiterhin verpflichtenden Selbsttests, wenn dann bis zu 33 Kinder an der GHR in einem Raum sitzen. HHG-Leiter Mattheis hat sich zusammen mit seiner Stellvertreterin noch einmal die Klassenräume angeschaut, ob es bei voller Besetzung irgendwo zu eng werden könnte und Klassen eventuell umgesetzt werden müssten. Markus Reuter, Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule, macht sich vor allem Gedanken um den anstehenden Wechsel zurück in den Ganztagsbetrieb samt möglicher Öffnung der Mensa.

Wegfall des Wechselunterrichts würde die Bottroper Lehrer entlasten

Berufskolleg-Leiter Guido Tewes sieht dem Ganzen recht entspannt entgegen: Die Abschlussklassen seien Ende Mai schon raus, so dass dann sehr große Klassen parallel in zwei Räumen beschult werden könnten. Das Testen klappe am Berufskolleg prima. Und: „Für uns ist es ganz wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler zurückkehren.“ Viele seien zu Hause für die Distanzunterricht-Phasen technisch nicht gut gerüstet.

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Gleichzeitig beschreiben die Schulleiter, dass die Lehrer entlastet würden durch den Wegfall des parallelen Präsenz- und Distanzunterrichtes. Was sie übrigens teils gerne mitnehmen würden aus der Wechselunterrichtszeit, sind die kleinen Lerngruppen. „14 bis 15 Kinder scheint die ideale Größe zu sein“, meint Tobias Mattheis.

Bottroper Schulen können voraussichtlich Abschlussfeiern planen

Nicht zuletzt diese gute Nachricht verbindet WBG-Schulleiter Markus Reuter mit den wohl anstehenden Öffnungen: „Uns wird in Aussicht gestellt, dass wir vernünftige Abschlussfeiern für unsere Absolventen planen können!“

Die Rückkehr zum Vollbetrieb an den Schulen ist aber kein Automatismus, das wird auch in der jüngsten Schulmail des NRW-Bildungsministeriums betont. Grundvoraussetzung ist ja sowieso eine stabile Inzidenz unter 100 über mindestens fünf Werktage. Bei wieder steigenden Zahlen ist eine Rückkehr in den Wechsel- oder gar Distanzunterricht möglich.

Der Schulbusverkehr übrigens läuft laut der Vestischen jetzt schon in vollem Umfang, könnte aber bei Bedarf noch weiter angepasst werde.