Bottrop. Fast wie einst Luther? Die Frauen mischen sich unter Bottroper Marktgäste, um über ihre Reformideen für die katholische Kirche zu reden.
Die Bottroper Maria 2.0 Bewegung steht noch ganz am Anfang. Erst vor zwei Monaten haben 20 Frauen aus verschiedenen katholischen Kirchengemeinden in Bottrop das Bündnis gegründet und am Samstag fand vor der Pfarrkirche St. Cyriakus eine Veranstaltung dieser Gruppe im Rahmen einer Aktionswoche statt. Dabei stellten sich die hiesigen Maria 2.0-Mitglieder auf dem Wochenmarkt der Öffentlichkeit vor.
Im gesamten Bundesgebiet wiesen Frauen der katholischen Reformbewegung in der ersten Maiwoche auf eklatante Missstände in der katholischen Kirche hin. Mit Plakaten an Kirchentüren und in Schaukästen, sowie mit Flyern und Kerzen informierten sie über die Inhalte und Ziele der Maria 2.0-Bewegung und untermauerten mit ihren Aktionen ihre Forderung nach Reformen in der katholischen Kirche.
Kritische Haltung der Frauen findet bei Passantin Resonanz
Isabella Busch und Claudia Budde, beide Gemeindemitglieder in Fuhlenbrock, erklären ihre Zielsetzung so: Es geht um gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an allen Ämtern und Diensten der Kirche sowie auch um gleiche Rechte und Pflichten für alle Mitglieder der katholischen Kirche. Gemeinsam mit Friderike Klimek, mit 22 Jahren eines der jüngsten Mitglieder der Bottroper Gruppe, wollen sie buchstäblich außerhalb der Kirche, etwa vor den Türen von St. Cyriakus, sichtbar werden und die Wochenmarktbesucher aktiv ansprechen, um über ihr Anliegen zu informieren.
Symbolhaft
Sieben Thesen haben die Frauen der katholischen Reformbewegung Maria 2.0 auf Plakaten an die Kirchentüren in Bottrop gehängt. Ihre Aktion erinnert so ein wenig an Martin Luther.Auch der Reformator brachte seine Kritik an der Kirche nicht nur schriftlich und mündlich unter die Leute. 1517 schlug Martin Luther seine Thesen gegen den Ablasshandel an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Allerdings waren es 95 Thesen, die er einst veröffentlichte.
Friderike Klimek erläutert, was sie als junge Frau motiviert, bei Maria 2.0 mitzumachen: „Die Kluft zwischen dem, wofür wir als Katholikinnen stehen und dem, was die Kirche daraus macht, hat mich sehr belastet. Ich habe sogar daran gedacht, der evangelischen Kirche beizutreten. Maria 2.0 bietet mir nun die Möglichkeit, mich innerhalb meiner Kirche dafür einzusetzen, dass Veränderungen möglich werden.“ Diese Haltung findet auch bei einer Passantin positive Resonanz. „Viele große Dinge fangen mit kleinen Schritten an“, ist sie zuversichtlich. Am nächsten Zoom-Meeting der Gruppe möchte sie auf jeden Fall teilnehmen, und sich näher informieren. Bundesweit fanden unter anderem Segensfeiern für Liebende unter dem Motto #liebegewinnt und #mutwilligsegnen statt.
Die erste These lautet: gleiche Würde - gleiche Rechte
Das Bottroper Motto lautet: ”…denn wir sind allesamt eine*r in Christus Jesus.“Die Frauen verstehen sich als bundesweite Basisbewegung. Sie haben sieben Thesen formuliert und an die Kirchentüren plakatiert. Die erste lautet: gleiche Würde – gleiche Rechte! Und genau da setzt auch ihre Kritik an: Menschenrechte und Grundgesetz garantieren allen Menschen gleiche Rechte – nur die katholische Kirche ignoriert das. Maria 2.0 fand in Münster ihren Anfang. Vor einigen Wochen sind ausgerechnet dort zwei der Gründerinnen aus der katholischen Kirche ausgetreten. Was bedeuten solche Nachrichten für die Arbeit vor Ort?
Für die Bottroper Mitglieder von Maria 2.0. ist ein Austritt aus der Kirche keine Option. Sie sind überzeugt: Wenn man aufgibt, hilft das niemandem. Und obwohl das Echo der Marktbesucher eher verhalten ausfiel, sind die Bottroperinnen zuversichtlich, nach und nach mehr Gemeindemitglieder für die gemeinsame Sache gewinnen zu können.