Bottrop. Personenbezogene Dienstleistungen haben es mit Corona extra schwer. Zwei Bottroper Unternehmerinnen über wirtschaftliche Folgen und Forderungen.
Die Personenbezogenen Dienstleistungen – wie Friseure, Kosmetiker, Fotografen – gehören zu den Branchen, die es in der Pandemie mit ihren Kontakt- und Hygieneregeln besonders schwer haben. „Dramatisch“ nennen die Handwerkskammern ihre Lage: „Gerade in diesen Gewerken haben wir viele Soloselbstständige, deren wirtschaftliche Existenz massiv gefährdet ist“, so Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster.
Bottroper Kosmetik-Betrieb fehlt die Planungssicherheit
Sandra Ellekotten, die seit 25 Jahren ihr Kosmetik-Institut führt, sagt: „Es ist auch für alt eingesessene Betriebe nicht einfach zu überleben.“ Um den wirtschaftlichen Schaden gänzlich auszugleichen und den Kundenstamm wieder aufzubauen, rechnet sie mit fünf bis sieben Jahren Arbeit. Ihre sechs Mitarbeiterinnen sind in Kurzarbeit, „aber die Gelder fließen schlecht, weil die Behörden überfordert sind“.
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Was Ellekotten vor allem ärgert: fehlende Planungssicherheit, von ihr als Willkür empfundene sich stets ändernde Regelungen, ungleiche Behandlung. In diesem Jahr, so Ellekotten, durfte sie an 15 Tagen gesichtsnah arbeiten, also in ihrem Hauptgeschäft. Aktuell gilt die Bundesnotbremse – und damit gibt’s in Kosmetikstudios nur medizinische und kosmetische Fußpflege nebst Beratung.
Ellekotten: „Für mich ist das Willkür: Ich kann ohne negativen Corona-Test zum Zahnarzt, die Kosmetikerinnen bei den Dermatologen dürfen weiterhin medizinisch notwendige Behandlungen durchführen – aber wir nicht.“ Nicht einmal Handpflege sei erlaubt, trotz Spuckschutz und FFP2-Maske. „Ich fühle mich verarscht“, sagt sie, kritisiert die Politik: „Sie wissen nicht, wie es an der Basis ist. Sie haben falsche Vorstellungen von Kosmetik: Es geht bei uns um Hautpflege, nicht ums Schminken. Uns fehlt die Lobby.“
Bottroper Friseurin sieht jetzt wieder Licht am Horizont
Friseurin Heike Ingendoh sieht zwar Licht am Horizont. Und begrüßt auch die aktuelle Möglichkeit für Geimpfte und Genesene, ohne Test Termine zum Haareschneiden zu machen. Dennoch: „In den letzten zwölf Monaten hatten wir vier Monate zu – das ist schon eine Hausnummer“, so das Innungsvorstandsmitglied. Trotz möglicher Finanzhilfen – sie höre oft, dass das mit der Überbrückungshilfe ewig dauere – ist sie überzeugt: „Wer finanziell nicht etwas im Rücken hat, der steht schlecht da. Manche stehen nicht mit dem Rücken an der Wand, sie sind schon eingemauert. Insolvenzen werden noch boomen.“ Ihr Betrieb hat Tradition, wird nächstes Jahr 100. Kunden verloren habe sie bislang nur ein paar. Toll findet sie in dieser Situation, wie das Handwerk zusammenhält: Innerhalb der Kreishandwerkerschaft wurde Geld gespendet, und den Friseuren wurde der Innungsbeitrag erlassen.