Bottrop. So blicken die Schülervertretungen von HHG und JAG dieses Abi-Jahrgangs auf die Tage vor den Prüfungen in der Pandemie. Freitag geht es los.

„Es kann nichts mehr passieren, was uns aus der Bahn wirft“, sagt Tessa Berghoff. Die Abiturientin ist Stufensprecherin am Heinrich-Heine Gymnasium (HHG) und muss bei der Aussage lachen. Zuviel ist in den zwölf Monaten der Pandemie im aktuellen Abi-Jahrgang passiert. Den Humor haben weder sie noch andere Mitschüler verloren. Ab Freitag wird es aber ernst. Dann stehen für etliche Schüler die ersten schriftlichen Prüfungen (in Englisch) an.

Zusätzliche Lerntage sind hilfreich bei letzten Fragen

Weitere Termine in anderen Fächern sind bis Anfang Mai angesetzt. Seit dem Ende der Osterferien dürfen die Abschlussklassen bis Donnerstag zur Schule kommen. „Wir haben nur noch Unterricht in den Abiturfächern, und nur mit den Leuten, die im jeweiligen Kurs ihr Abitur machen“, erklärt Lukas Fleger, ebenfalls Stufensprecher am HHG. Diese Verschiebung des Abitur-Beginns um neun Tage nach hinten hat das NRW-Schulministerium beschlossen. Diese Tage dienen der Vorbereitung, um Themeninhalte des Abiturs noch einmal gezielt anzusprechen. Mitunter sitzen in den Räumen nur eine Handvoll Schüler mit ihrem Lehrer. „Es ist schön, dass man noch mal in der Schule ist und nachfragen und wiederholen kann“, findet Lukas Fleger. Aber er glaubt: „Wenn man den Stoff vorher nicht verstanden hat, bringen diese neun Tage auch nichts mehr.“ Womöglich die meisten Abiturienten haben zusätzlich die zwei Wochen der Osterferien intensiv zum Lernen genutzt.

Das war bereits alles geschafft:  Der HHG-Abi-Jahrgng bei der Zeugnisübergabe im vergangenen Jahr. Coronabedingt fand alles im Freien und ohne Familienmitglieder statt.
Das war bereits alles geschafft: Der HHG-Abi-Jahrgng bei der Zeugnisübergabe im vergangenen Jahr. Coronabedingt fand alles im Freien und ohne Familienmitglieder statt. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Beide Stufensprecher vom HHG fühlen sich gut vorbereitet. Eines lässt sich im Vorfeld über den Abitur-Jahrgang 2021 sagen: Diese Schulabgänger sind krisenerprobt. Mitten in ihrer Q1 der Oberstufe müssen im März 2020 die Schulen schließen. Nach den Osterferien folgt Präsenzunterricht, mittlerweile in der Q2 angekommen, ist nach den Weihnachtsferien Distanzunterricht angesagt. Dann im Februar wieder zurück in den Präsenzunterricht. Und nun stehen die mehrstündigen schriftlichen und mündlichen Abi-Prüfungen an. Man merkt den HHG-Stufensprechern an, dass ihre volle Konzentration auf dem Abitur liegt.

Schule auf - Schule zu: Das zerrte an den Nerven

Gedanken an einer Corona-Infektion oder Quarantäne werden beiseite geschoben. „Ich habe zurzeit genug andere Sachen im Kopf“, sagt dazu Greta Baum, Stufensprecherin am Josef-Albers-Gymnasium (JAG). Rückblickend wird sie die Corona-Zeit am Gymnasium mit einem „lachenden und weinenden Auge“ in Erinnerung behalten. So wie sie fühlen wahrscheinlich viele der Abiturienten in Bottrop. Kursfahrten fielen aus, der Abi-Ball wird nicht stattfinden. Diese gemeinsame Zeit im Abitur, die man mit den Leuten, mit denen man bis dato acht Jahre zur Schule gegangen ist, wurde „durch Corona genommen“. Gleichzeitig sagt sie: „Ich habe keine Lust mehr auf dieses ‚Man geht zur Schule, und dann geht man wieder nicht zur Schule’. Das hat ziemlich an den Nerven gezerrt.“

Nervosität vor den Prüfungen sei bei einigen Mitschülern am JAG durchaus da. „Ich würde aber nicht sagen, dass das auf Corona zurückzuführen ist.“ Aus ihrer Sicht vielmehr der normale Abi-Stress. Keiner weiß, was letztlich auf die Prüflinge zukommt. „Von daher ist eine gewisse Nervosität normal.“ Sie selbst sagt, dass sie sich sehr gut vorbereitet fühle.

So blicken die Schulleiter auf die kommenden Abi-Prüfungen

Beide Gymnasien in der Stadt fiebern den Abitur-Prüfungen entgegen. Die Planungen für einen reibungslosen Ablauf in Corona-Zeiten laufen. Wie Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium mitteilt, soll ein Teil der schriftlichen Prüfungen in der Dieter-Renz-Halle sowie in kleineren Gruppen in den Räumen der Schule stattfinden. Der Jahrgang des Josef-Albers-Gymnasiums (JAG) bleibt in seinem gewohnten Umfeld. Die oberste Etage im Altbau des Gebäudes soll laut Schulleiter Ingo Scherbaum komplett gesperrt werden.

Ingo Scherbaum, Schulleiter des Josef-Albers-Gymnasiums.
Ingo Scherbaum, Schulleiter des Josef-Albers-Gymnasiums. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Abiturienten werden in kleinen Gruppen auf die Räume verteilt. Gravierender Unterschied zum vergangenen Abitur-Jahrgang: Vor jeder Prüfung soll es an beiden Gymnasien einen Corona-Selbsttest für die Schülerinnen und Schüler geben. „Das gibt noch einmal mehr ein Stück Sicherheit“, sagt Mattheis. Sollte jemand positiv getestet werden oder sich vorher in Quarantäne befinden, müssen die bevorstehende Klausur oder kommende Klausuren an einem der Nachschreibtermine nachgeholt werden.

Wer nicht getestet ist, schreibt in einem anderen Raum

Scherbaum betont, dass diejenigen, die sich nicht testen lassen wollen, ihre Klausuren in einem anderen Raum des Gymnasiums schreiben müssen, als im Vergleich zu denjenigen, die sich haben testen lassen. Er geht aber davon aus, dass es an den Prüfungstagen vonseiten der Abiturienten am JAG eine hohe Testbereitschaft geben wird.

Tobias Mattheis, Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums.
Tobias Mattheis, Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Beide Schulleiter sind überzeugt, dass die Abiturienten „gut vorbereitet“ sind. Die Schüler erlebten in der Oberstufe mehrere Lockdowns und Distanzunterricht.

Beide Schulleiter wehren sich gegen die Bezeichnung „Corona-Jahrgang“

Beide wehren sich gegen die Bezeichnung „Corona-Jahrgang“. „Dieses Abitur hat den gleichen Wert wie ein Abitur vor der Pandemie“, meint Mattheis. Scherbaum: „Dieser Jahrgang hat genauso viel geleistet wie die vorherigen Jahrgänge.“

Mehr Infos und Berichte zum Thema Schule und Corona gibt es auf waz.de/bottrop.