Bottrop. Schwerere Krankheitsverläufe bei Krebsmedikamenten aus Bottrop? Dienstag legt das Land eine Vergleichsstudie vor. Betroffene haben lang gewartet.
Wie haben sich die gepanschten Krebsmedikamente aus Bottrop auf den Krankheitsverlauf bei den Patienten ausgewirkt? Weichen die Krankheitsverläufe von Patientengruppen, die Zytostatika aus der „Alten Apotheke“ erhalten haben, von denjenigen ab, die mit ordnungsgemäß hergestellten Arzneimitteln behandelt wurden? Antworten darauf liefert eine Vergleichsstudie, die das Gesundheitsministerium NRW in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse will NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann den Betroffenen am Dienstagnachmittag in einer Videoschalte vorstellen.
Für Heike Benedetti, die als Betroffene gemeinsam mit anderen Mitstreiterinnen und Mitstreitern für diese Studie gekämpft hatte, ist das Ergebnis ein weiterer wichtiger Schritt in der Aufklärung des Apothekerskandals. Ermögliche die Studie doch eine Aussage darüber, was die Behandlung mit diesen Medikamenten für die Betroffenen bedeute.
Gesundheitsministerium hatte Studie zum Bottroper Skandal 2018 angekündigt
Sie selbst habe ein Bauchgefühl und bezieht sich dabei vor allem auf ihre „Onko-Mädels“, eine Gruppe, die sich während der Chemo-Therapie kennengelernt hat. „Davon ist die Hälfte tot.“ Einige hätten während der Chemo nicht einmal Nebenwirkungen gehabt. Für Heike Benedetti ein Anzeichen, dass die Behandlung mit den Bottroper Medikamenten Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf hatte. Die Studie könne nun belegen, ob ihr Bauchgefühl stimmt.
Lange mussten die Betroffenen auf das Ergebnis der Untersuchung warten. Bereits 2018 hatte das Ministerium die Studie angekündigt. Laumann äußerte sich damals: „Zwar dürfte es wissenschaftlich nicht möglich sein, für einzelne Patienten, die über die Alte Apotheke in Bottrop versorgt wurden, individuelle Aussagen zu einem gesundheitlichen Schaden zu treffen. Wir müssen aber diese Chance nutzen, die grundsätzlichen Auswirkungen dieses beispiellosen Skandals auf die Versorgung der Bevölkerung mit Zytostatika wissenschaftlich aufzuarbeiten.“
Wissenschaftlich belastbare Ergebnisse für zwei Krankheitsbilder
Eine solche Studie könne, so hieß es damals ebenfalls, für zwei Krankheitsbilder wissenschaftlich belastbare Ergebnisse erbringen: Brustkrebs und Blutkrebs. Prof. Dr. Ulrike Haug vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen hat die Studie geleitet. Die Expertin wird das Ergebnis am Dienstag gemeinsam mit dem Minister vorstellen. Auf Anfrage erklärte das Ministerium, dass man zunächst die Betroffenen informiere, danach das Ergebnis aber auch veröffentliche.