Bottrop. Der Besuch der Toilettenanlage am Berliner Platz gerät zu einem Ekel-Parcours. Zu benutzen ist nur noch das ebenfalls verdreckte Behinderten-WC.

Schmutz auf dem Waschbecken, der Toilettenschüssel, an den gefliesten Wänden. Abfall am Boden. Die Fotos, die WAZ-Leser Tom Döing von der öffentlichen Toilette nahe der Rad-Station am ZOB gemacht hat, lassen den Ekel nachfühlen, den er beim Besuch dieser sanitären Anlage empfunden hat.

Doch eine Alternative hatten er und sein Vater (92) bei der Stippvisite in der Stadt vor rund zwei Wochen nicht gefunden. „Mein Vater ist geimpft worden und wollte endlich mal etwas anderes sehen“, berichtet Tom Döing. Nach einem Jahr fast nur zu Hause sein ging es, mit Masken zusätzlich geschützt, ins Kaufland. Als ein Toilettenbesuch nötig wurde hätten sie feststellen müssen, dass die Kaufland-WCs geschlossen seien. „Dann gibt es nur die beiden Toiletten am Rad-Point.“ Für ihn sei es dort „alles andere als hygienisch“ gewesen und „schockierend, zumal man sich für die Toiletten ja extra den Schlüssel beim Rad-Point abholen muss.“

Hier ist wohl wochenlang nichts mehr gesäubert worden.
Hier ist wohl wochenlang nichts mehr gesäubert worden. © T.D.

Eine Woche später war Döing noch einmal vor Ort: „Da war die von mir fotografierte Toilette komplett abgesperrt, und die linke sah nicht besser aus.“ Außerdem hätte sich eine Warteschlange davor gebildet. „Das sind doch unhaltbare Zustände.“ Ein WC ganz zu sperren, sei auch keine Lösung. Im Gegenteil, Döing findet es wichtig, dass die Bottroper im Bereich des ZOB eine Möglichkeit haben, ihre Notdurft zu verrichten. Ohne Ekel. Bei der Stadt, sagt er, sei er mit seinem Anliegen nicht weitergekommen.

Stadt hat die Toilette angemietet

Das Gebäude gehöre Kaufland, die besagte Toilette habe aber die Stadt angemietet, erklärt der stellvertretende Stadtsprecher Ulrich Schulze auf Nachfrage der Redaktion. „Die Toilette wird von einer Firma täglich gereinigt, sieben Tage die Woche“, so Schulze. Aber: „Wir haben im Umfeld von Kaufland ein Klientel, das schwierig ist“, sagt er mit Blick auf die dortige „Szene“.

Möglich auch, dass dort jemand in Besitz eines Euroschlüssels sei, meint Schulze. So ein Euroschlüssel ist dafür gedacht, dass Menschen mit Behinderungen selbstständig und kostenlos Zugang zu entsprechenden WC-Anlagen erhalten können. Damit könne die Toilette dann auch außerhalb der Öffnungszeiten der Radstation aufgesucht werden, also außerhalb jeder Kontrolle. Die Radstation wird von PIA (Paritätische Initiative für Arbeit) betrieben.

Nach dem Hinweis des WAZ-Lesers wolle man sich die Situation vor Ort aber auch noch einmal anschauen, versichert der stellvertretende Stadtsprecher.

Corona macht Mangel an öffentlichen WC-Anlagen noch offensichtlicher

Grundsätzlich ist es in der Corona-Krise problematisch, eine öffentliche Toilette in der Innenstadt zu finden. Die Gastronomie inklusive der Cafés hat geschlossen. Ein privater Betreiber ist etwa für das WC-Häuschen in der Nähe von C&A verantwortlich. Die Stadt bietet Toiletten für die Kunden des Bürgerbüros im Rathaus. Das Problem an öffentlichen Sanitäranlagen sei durchweg, dass sie häufig Opfer von Verschmutzung und Vandalismus würden – wie etwa auch die WCs im Torbogenhaus am Stadtgarten.