Bottrop. Die Zahl der Straftaten in Bottrop sinkt. Doch in Teilbereichen nimmt sie auch zu. Zum Beispiel bei den Einbrüchen, und das gegen den Landestrend
Auch wenn die Corona-Pandemie nach Auffassung von Experten Einfluss auf die Kriminalitätsentwicklung nimmt, so ist ein Rückgang der Straftaten bereits seit vielen Jahren feststellbar. Und so zieht die Präsidentin des für Bottrop zuständigen Polizeipräsidiums Recklinghausen ein positives Fazit für das vergangene Jahr. „Die Gesamtzahl der Straftaten in unserem Zuständigkeitsbereich ist nochmals gesunken und liegt auf dem niedrigsten Stand seit über 40 Jahren“, sagt Friederike Zurhausen.
Für Bottrop als Teil des Präsidiumsbezirks trifft das in der Tendenz ebenfalls zu. 71 Straftaten gab es weniger als im Vorjahr, was dem niedrigsten Wert innerhalb der letzten zehn Jahre entspricht. Mehr als jede zweite Tat konnte aufgeklärt werden. Im Einzelnen gab es aber auch Zuwächse. Etwa bei den Tötungsdelikten, deren Zahl mit sechs angegeben wird, darunter vier Versuchstaten. Im Jahr zuvor waren es zwei Tötungsdelikte. Eine Tat blieb 2020 unaufgeklärt.
In einigen Bereichen waren Täter erfolgreicher als im Jahr zuvor
Bei den Raubdelikten sank die Zahl um elf Fälle. Das dritte Jahr in Folge gingen auch die Körperverletzungen zurück, 101 Delikte waren es weniger als im Vorjahr. Die Gewaltkriminalität sank um fast zwölf Prozent, wobei hier die Aufklärungsquote beinahe 75 Prozent erreicht.
„Leider gibt es auch Bereiche, in denen die Täter im vergangenen Jahr erfolgreicher waren als im Jahr 2019“, stellt Zurhausen fest. So hätten die Straftaten im Internet deutlich zugenommen, Stichwort „Cybercrime“. Außerdem seien erneut ältere Menschen häufiger Opfer von Straftaten geworden. „Als Schlagworte nenne ich hier Anrufe von falschen Polizeibeamten oder Betrugsversuche rund um das Thema Corona.“
Einbruchskriminalität nimmt 2020 zu, doch kein Vergleich zu 2010
Ein Sonderkapitel schreibt die aktuelle Kriminalstatistik für Bottrop im Bereich der Einbruchskriminalität. Statt der zu erwartenden, Corona-bedingten Abnahme gab es hier eine Zunahme. Der Bericht weist für das vergangene Jahr 465 Einbrüche und Diebstähle in private, dienstliche oder wirtschaftliche Räume und Gebäude aus. Das sind 140 Fälle mehr als im Jahr zuvor. Doch auch diese Zahl muss eingeordnet werden, denn vor zehn Jahren lag die Gesamtzahl etwa um das Zehnfache höher. Zudem konnte die Aufklärungsquote im Bereich der Einbruchskriminalität von knapp neun auf rund 39 Prozent gesteigert werden.
Eine hohe Aufklärungsquote erreicht das Präsidium auch bei Sexualdelikten. Sie wird inzwischen mit nahezu 90 Prozent angegeben. Neben den 118 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung wurden erneut 13 Fälle von Vergewaltigung und anderen sexuellen Nötigungen in Bottrop registriert.
Statistik als Handlungsinstrument
Mit der Kriminalstatistik gibt das Präsidium einen Überblick über die Entwicklung. Das Zahlenwerk dient zugleich der Erlangung von Erkenntnissen für vorbeugende und verfolgende Kriminalitätsbekämpfung, organisatorische Planungen und Entscheidungen sowie kriminologisch-soziologische Forschungen und kriminalpolitische Maßnahmen.
Die Statistik ist bundeseinheitlich geregelt und wird genutzt, um Tendenzen der Kriminalitätsentwicklung zu erkennen, zu analysieren und regionale sowie länderübergreifende Vergleiche vorzunehmen.
Auf den Missbrauch von Kindern geht Friederike Zurhausen bei der Vorstellung der Kriminalstatistik gesondert ein und bezieht sich dabei auf das gesamte Zuständigkeitsgebiet, also den Kreis Recklinghausen plus Bottrop: „Im letzten Jahr wurden 147 Kinder sexuell missbraucht. Für die Betroffenen haben die traumatischen Erfahrungen Auswirkungen auf ihr ganzes Leben. Mit dem Ermittlungserfolg wurde zwar der Missbrauch für diese Kinder beendet, viele Missbrauchsfälle liegen aber weiter im Dunklen. Wir werden deshalb weiterhin alles tun, auch diese Täter zu identifizieren, um auch bei diesen Kindern die Gewalt zu beenden.“