Bottrop. Weil die üblichen Treffpunkte keine neuen Bekanntschaften mehr bieten, gehen immer mehr Bottroper Singles über Dating-Apps auf Partnersuche.
Die große Liebe zu finden, ist ganz schön verzwickt und in Zeiten von Corona schon fast unmöglich. Statt Nähe heißt es Abstand halten. Zufällige Berührungen im Kino beim gemeinsamen Gucken von Liebesschnulzen entfällt. Kneipen sind dicht, in denen die Nervosität mit ein paar Bierchen überspielt und lässig Telefonnummern ausgetauscht werden. Immer mehr Singles tauchen deshalb in die Welt des Online-Datings ein.
Wie Stefan aus Bottrop. Früher hat er seine Date-Partnerinnen beim Feiern oder über Freunde kennengelernt. Seit Herbst ist der 28-jährige Besitzer einer der bekanntesten Dating-Apps. Das Prinzip der Plattform ist simpel. Wischt man ein Profil nach links, bedeutet es „Nope“, rechts heißt „Like“. Von diesem Vorgehen hielt der Bottroper eigentlich überhaupt nichts. „Im ersten Lockdown hatte ich damit noch nichts am Hut, aber im Oktober habe ich mir die App dann doch runtergeladen, weil es sonst gar keine Möglichkeiten gibt, jemanden kennenzulernen.“
Eine App gegen die Langeweile
Seitdem „swiped“ Stefan fleißig nach links und rechts. „Ich habe schon einige kennengelernt, nur etwas Richtiges ist es dann doch nie geworden“, sagt er. Aber auch die Date-Ideen sind mittlerweile eher schlecht als recht. Früher hatte er seine Bekanntschaften noch schick zum Essen ausgeführt oder war mit ihnen Minigolfen. „Zu 90 Prozent geht man ja aktuell spazieren. Ich habe aber auch kein Problem damit, eine Runde Serien zu gucken oder selbst etwas zu kochen.“ Doch das Interesse lässt nach. Mittlerweile nutzt der Bottroper die Dating App nur noch zum Zeitvertreib. „Ich habe nicht das Gefühl, hier meine große Liebe kennenzulernen. Gegen Langeweile ist die App aber wirklich gut.“
Es kann aber auch zu einem Happy End kommen. Wie im Fall von Rebecca (25) und Frederik (27). Die beiden hatten dem Online-Dating eine Chance gegeben und sind nun seit einem halben Jahr ein Paar. Vor Corona hat Rebecca neue Leute eigentlich immer direkt und persönlich kennengelernt, meistens an der Uni. Doch dann fielen die Vorlesungen aus. „Ab da hat man eigentlich keine neuen Menschen mehr kennengelernt, außer beim Einkaufen vielleicht. Aber mit Maske und gehetzt ist das ja auch nicht gerade schön.“
Anstand und Abstand
Für Rebecca steht fest: Die Zeit bei der Dating-App war ein voller Erfolg. Sie hält die Online-Variante noch aus anderem Grund für sinnvoll. „Gerade für schüchterne Personen ist es eine Möglichkeit. Aber man muss natürlich wissen, auf was man sich einlässt und generell vorsichtig sein.“
Wer seine große Liebe kennenlernen möchte, darf auch während der Pandemie hoffen. Doch das Dating-Motto während Corona lautet: Anstand und Abstand anstatt heiß und innig.
Kurzerhand fasste sie den Entschluss, online zu suchen. Knapp einen Monat dauerte es, bis sie auf das Profil von Frederik aus Batenbrock stieß. Nach zwei Wochen intensivem Schreiben kam es zum ersten Date. Der Bottroper nahm für die Studentin aus Essen damals eine 70-Kilometer-Fahrt nach Lüdenscheid auf sich. „Da komme ich nämlich her, und in der Zeit habe ich gerade auf das Haus meiner Mutter aufgepasst.“ In der Lüdenscheider Innenstadt sind sie sich erstmals persönlich begegnet. „Wir haben uns im August getroffen, als man noch im Café sitzen durfte“, so die 25-jährige. Große Sorgen, sich mit Corona zu infizieren, hatte Rebecca damals keine. „Da waren die Regeln ja noch sehr locker und die Fallzahlen niedriger. Mittlerweile wäre ich da vorsichtiger.“
Im Lockdown keine Spur von Normalität
Frederik war ihr zweites Date von der Plattform, aber dafür die erste Online-Bekanntschaft, die sich direkt einen Platz in ihrem Herzen sicherte. „Es war einfach die Ausstrahlung und die Persönlichkeit. Das merkt man selbst auf Fotos und beim Schreiben, wenn auch in sehr abgesteckter Version.“ Für Rebecca steht fest: Es war Liebe auf den ersten Blick. Nach dem erfolgreichen ersten Treffen folgten schnell weitere Verabredungen. Kurz darauf waren die beiden ein Paar.
Doch im Lockdown ist von Normalität keine Spur. „Ich würde sehr gerne mal mit ihm ins Kino, halt normalen Date-Kram machen, aber da müssen wir wohl noch warten.“ Trotzdem machen die zwei das Beste aus der Situation. „Im Moment sind wir eigentlich nur zu Hause. Gestern haben wir uns zum Beispiel gegenseitig bekocht. So kleine Sachen halt. Wirklich was machen kann man ja nicht.“ Aber sie schmieden Pläne. „Wir träumen von einem Strandurlaub zu zweit.“