Bottrop. Bottrop hält trotz der Vorauswahl von Brisbane an der Idee einer Mountainbikepiste bei Olympia im Revier fest - will aber erst die Bürger fragen.

Bottrop möchte Olympia-Stadt werden. Trotz der Vorentscheidung für das australische Brisbane als Austragungsort für Olympia 2032 hält die Stadtspitze an ihren Plänen fest, bei Olympischen Spielen im Ruhrgebiet ein Wettkampfort für eine der olympischen Sportarten zu werden: mit einer Mountainbike-Strecke auf der Halde Haniel. „Wenn die Olympischen Spiele schon im Ruhrgebiet stattfinden könnten, sollte Bottrop auch richtig dabei sein, also mit einer eigenen Wettkampfstätte“, sagte Oberbürgermeister Bernd Tischler.

Von der Vorauswahl Brisbanes wusste er da aber noch nichts. „Brisbane ist jetzt klarer Favorit, darüber sind wir natürlich enttäuscht“, kommentierte Tischler diese Nachricht. Doch die Stadt werde ihre Olympia-Hoffnung so schnell nicht aufgeben, bekräftigte er. SPD-Bundestagsabgeordneter Michael Gerdes unterstützt diesen Kurs. „Das Konzept für nachhaltige Olympische Spiele im Ruhrgebiet ist sehr überzeugend“, betonte der Vorsitzende des Bottroper Sportausschusses. „Wenn es jetzt nicht klappen sollte, klappt es später vielleicht ja doch“, hofft Gerdes.

Bottrop befindet sich in einer doppelten Außenseiterrolle

Auf der Halde Haniel befinden sich auch das Bergtheater und die Totems des baskischen Bildhauers Agustín Ibarrola.
Auf der Halde Haniel befinden sich auch das Bergtheater und die Totems des baskischen Bildhauers Agustín Ibarrola. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Dabei befindet sich die Stadt nun sogar in einer doppelten Außenseiterrolle. Noch gehört Bottrop nicht zu den Städten, die in dem Konzept für die Olympischen Spiele an Rhein und Ruhr zu den Wettkampforten gehören. Sie will sich bei der Initiative Rhein Ruhr City 2032 erst darum bewerben und wird damit dann zur Konkurrentin der Stadt Herten. Bisher sehen die Olympia-Macher um den Sportmanager Michael Mronz als Austragungsort für die Mountainbike-Wettbewerbe die Halde Hoheward vor. Denn auf dieser Halde hat der Regionalverband Ruhr bereits eine gut 6,5 Kilometer lange Cross-Country-Strecke gebaut.

Dahinter müsse sich Bottrop aber nicht verstecken, meint Henning Wiegert vom Sport- und Bäderbetrieb. Auch die Halde Haniel habe sich längst zu einem Hotspot für die Mountainbike-Szene entwickelt. Die Halde liege außerdem mit ihrer direkten Verbindung zur Autobahn A 2 sehr verkehrsgünstig mitten im Ruhrgebiet. Die Bedingungen für die olympische Sportart seien dort geradezu ideal.

Olympische Sportstätte als Symbol für den Wandel in Bottrop

OB Tischler verweist auch darauf, dass die Sportstätte dann an einem geschichtsträchtigen Ort liegen werde. Schließlich schloss mit dem Bergwerk Prosper-Haniel Ende 2018 das letzte deutschen Steinkohlenbergwerk. Olympia auf Haniel könne somit auch zu einem starken Symbol für den Wandel in Bottrop werden. Ohnehin gehöre die Halde seit dem Besuch von Papst Johannes Paul II. 1987 zu den Besuchermagneten im Revier.

Olympia-Manager Mronz hatte noch zu Beginn dieser Woche auf Einladung des Oberbürgermeisters die Vorsitzenden und Sprecher der Bottroper Ratsparteien in einer Videokonferenz über das Olympia-Konzept fürs Ruhrgebiet informiert. Tischler hat zu dem Sportmanager auch als Teilnehmer an diversen Marathon-Veranstaltungen Kontakt. Er machte kurz nach der Diskussionsrunde aber auch klar, dass die Verwaltung an einem Vorhaben mit ungewissem Ausgang arbeite: Eigentlich sei Europa bei Olympia 2032 nicht an der Reihe, sondern andere Kontinente. Noch sei auch nicht klar, ob sich Deutschland denn überhaupt bewerben wolle.

Positiver Bürgerentscheid ist Bedingung für Kreis der Olympia-Orte

Die Zeche Prosper Haniel - das letzte deutsche Steinkohlenbergwerk in Bottrop.,
Die Zeche Prosper Haniel - das letzte deutsche Steinkohlenbergwerk in Bottrop., © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Dennoch wird die Stadt weiter an dem Olympia-Thema arbeiten. Im April befasst sich der Sportausschuss mit den Möglichkeiten, einer der Austragungsorte bei Olympia zu werden. Als eine ganz wesentliche Bedingung für die Aufnahme Bottrops in den Kreis der Olympia-Wettkampforte ist allerdings ein positives Bürgervotum. Dazu soll ein Bürgerentscheid beitragen, den der Stadtrat auf den Weg bringen müsste. „Das muss eine zwei-Drittel-Mehrheit im Rat beschließen“, erklärt Ratsressortleiter Björn Bruno Abraham. Die Stimmen des Oberbürgermeisters sowie der SPD und der CDU reichten dazu nicht aus, machte er klar.

SPD-Abgeordneter Michael Gerdes hält den Bürgerentscheid für den richtigen Weg. „Wir sollten das auf keinen Fall ohne die Bürger entscheiden“, betonte er. Stattfinden soll der Entscheid zeitgleich mit der Bundestagswahl im Herbst. Das sei ein ambitioniertes Ziel, meint Gerdes. „Wegen der Corona-Krise können wir ja jetzt nicht einmal eine größere Bürgerveranstaltung durchführen“, sagte er. Mit der Vorentscheidung für Brisbane gewinne die Stadt nun aber ja womöglich auch mehr Zeit.

>>> Bottroper Linke sind entschiedene Kritiker der Olympia-Idee

Als Kritiker der Olympia-Idee im Ruhrgebiet erweisen sich allein Vertreter der Linkspartei. „Das IOC hat sich für das australische Brisbane als Spielort entschieden“, sagte Linke-Ratsherr Niels Holger Schmidt. Der Oberbürgermeister müsse nun weitere Arbeiten an dem Projekt und die Beratungen dazu absagen, fordert er.

„Wir wollen Breitensportförderung, anstatt Millionen für Olympia-Kommerzspiele zu verplempern“, sagte er. Die Moutainbike-Strecke auf der Halde Haniel würde die Stadt Millionen kosten. Es sei gut, dass die Pläne platzen. „Uns fehlen Gewerbeflächen. Wir müssten verrückt sein, ein so großes Areal mit erstklassiger Verkehrsanbindung für mehr als ein Jahrzehnt zu Gunsten eines Party-Events zu blockieren“, betont Schmidt.