Die ESB ist in Bottrop Anlaufstelle für Wohnungs- und Obdachlose. Bei dieser Kälte bietet sie verschiedene Hilfen, doch nicht jeder nimmt sie an.
Temperaturen im zweistelligen Minusbereich, teils eisiger Wind - wer nicht unbedingt raus muss, bleibt derzeit wohl eher in der warmen Stube. Doch was tun diejenigen, die keine Wahl haben, die bei Wind und Wetter draußen leben, teils sogar draußen übernachten? Bei der Evangelischen Sozialberatung (ESB) finden diejenigen Hilfe. Die ESB ist in Bottrop die Anlaufstelle für Wohnungs- und Obdachlose, vermittelt bei der Kälte auch Menschen, die sonst draußen schlafen, in die Notschlafstelle.
Doch wie viele Menschen leben in Bottrop tatsächlich Tag und Nacht auf der Straße? Das seien zum Glück nicht so viele wie in anderen Städten, sagt Sozialarbeiter Felix Brill. Der ESB seien drei solcher Fälle bekannt. Zu denen halte man Kontakt, doch lehnten die teils auch jede Hilfe ab.
Notschlafstelle bietet nun auch Plätze an der Stenkhoffstraße an
Zuletzt hatte es in Bottroper Facebook-Gruppen Diskussionen über einen Mann gegeben, der augenscheinlich im Bereich der Bottroper Innenstadt nächtigte. Hilfsangebote von Passanten habe er zurück gewiesen. Tatsächlich sei derjenige auch der ESB bekannt, sagt Brill, auch der gehöre normalerweise zu denen, die keine Hilfe wollen. Inzwischen jedoch habe er sich angesichts der Temperaturen bei der ESB gemeldet, die ihn in der Notschlafstelle unterbringen konnte.
+++ Damit Sie keine Nachrichten aus Bottrop verpassen: Abonnieren Sie unseren WAZ-Newsletter. +++
Die Einrichtung der Stadt ist normalerweise am Borsigweg, wurde nun aber auch auf Räume in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft an der Stenkhoffstraße erweitert. Der Grund: Wegen Corona können derzeit nur Einzelzimmer angeboten werden. Zwei Euro pro Tag kostet die Nutzung der Unterkunft, die Kosten werden von Jobcenter bzw. Sozialamt übernommen. Zwei der Menschen, die sonst in Bottrop im Freien übernachten, hätten dieses Angebot inzwischen angenommen.
Wegen Corona fehlen Anlaufstellen, um sich tagsüber in Bottrop aufzuwärmen
Zu dem dritten halte die ESB Kontakt, kontrolliere, ob irgendwelche Bedarfe bestehen und biete Hilfe an, erläutert Brill das Vorgehen. Zumal das jemand sei, der nicht in Wohnungen leben wolle und sich nicht vorstellen könne, ein Zimmer zu nutzen. Generell, sagt Brill, sei es schwierig, jemandem gegen dessen Willen zu helfen. Das gehe letztlich nur über das Gesundheitsamt und das „Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten“. Dann müsse ein Arzt entscheiden, ob so jemand wegen Eigengefährdung zwangseingewiesen werden – ein großer Eingriff in die Freiheit des Einzelnen.
Unterstützung für die ESB
Die ESB ist für ihre Arbeit zusätzlich auf Spenden angewiesen. Der Betrieb der jährlichen Suppenküche Kolüsch wäre ohne Spenden gar nicht möglich. Und auch die allgemeine Wohnungslosenhilfe profitiere von den Spenden, sagt Felix Brill.Das Spendenkonto: Ev. Sozialberatung Bottrop (ESB) Sparkasse Bottrop, IBAN: DE40 4245 1220 0000 0020 89, BIC: WELADED1BOT. Als Stichwort kann „Kolüsch“ oder „Wohnungslosenhilfe“ angegeben werden. Außerdem gibt es eine Möglichkeit, online zu spenden unter:www.esb-bottrop.de
Angesichts der Corona-Pandemie gebe es jedoch ein weiteres Problemen. Es fehlten Aufenthaltsmöglichkeiten, um sich tagsüber aufzuwärmen. „Wir haben bei uns einen Vorraum, den konnten wir in der Vergangenheit auch dafür nutzen, derzeit geht das nicht“, sagt Brill. Auch öffentliche Einrichtungen wie etwa Büchereien seien zu.
Suppenküche Kolüsch it Corona-Konzept fällt als Anlaufstelle weg
Die Suppenküche Kolüsch im Barbaraheim fällt als Anlaufstelle zum Aufwärmen ebenfalls aus. Zwar gibt die ESB hier täglich warme Mahlzeiten aus, doch eben nur zum Mitnehmen. Sich hier aufzuhalten, aufzuwärmen und zu reden ist nicht möglich – coronabedingt. Da sei es zumindest ein Vorteil, dass in Bottrop die Unterkunft auch tagsüber genutzt werden dürfe, sagt Brill. „In andern Städten sind es reine Schlafstätten, da müssen die Menschen morgens dann raus.“
Zusätzlich gibt es bei der ESB auch einen Vorrat an Schlafsäcken und Winterkleidung, die bei Bedarf herausgegeben werden. „Das sind zum Teil Sachspenden, die wir erhalten haben und dann weitergeben.“ Außerdem kann die ESB über die Winterhilfe des Landschaftsverbands auch entsprechende Ausstattung kaufen.