Bottrop. Der Best-Vorstandsvorsitzende erklärt, warum die Winterräumung derzeit schwieriger ist. Aber weder Personal noch Fuhrpark seien reduziert worden.

Kalt erwischt hat der Wintereinbruch am Wochenende alle. Und in den sozialen Medien, aber auch am Telefon oder per Brief und Mail an die WAZ, machen Bürgerinnen und Bürger ihrem Ärger über nicht fahrende Busse, schlecht oder nicht geräumte Straßen und stehengebliebene Mülltonnen oder Sperrmüll Luft. Im Grundsatz sicher zu recht. Denn diese Dienstleistungen, für die der Bürger ja auch zahlt, gehören zur Daseinsvorsorge. Aber wird bei den Entsorgungsbetrieben wirklich schlechter gearbeitet, steht weniger Personal als bei den letzten harten Wintern zwischen 2009 und 2011 zur Verfügung oder wurde angesichts der vergangenen milden Winter vielleicht sogar der Fuhrpark reduziert?

Mehr Verkehr arbeitet das Salz besser ein

Uwe Wolters, Vorstandsvorsitzender der für Bottrop zuständigen Entsorgungsbetriebe Best, gibt Antworten auf diese Fragen. Und gerade bei den sich seit Tagen kaum verbesserten Fahrverhältnissen – auch auf Hauptstraßen – gibt er eine überraschende Erklärung: „Wäre mehr Verkehr unterwegs, würde das gestreute Salz durch die Autos besser eingearbeitet und seine Wirkung kraftvoller entfalten, die unten liegende Eisschicht sogar wirkungsvoller aufgebrochen.“ Das konterkariert in gewisser Weise natürlich die Warnungen von Polizei und Feuerwehr, den Wagen möglichst stehen zu lassen, scheint räumtechnisch aber nachvollziehbar. Die Best streue schon extreme Salzmengen, aber bei Temperaturen wie zuletzt minus acht Grad und darunter entfalte das Salz auch weniger Wirkung, zumal die erst Streuung zunächst durch Regen weggewaschen worden sei, der sich kurz darauf in Eis verwandelt habe.

Mit kleineren Räumfahrzeugen ist die Best seit dem Wochenende unterwegs, wie hier am Sonntag auf dem Gehweg in der Innenstadt an der Osterfelder Straße.
Mit kleineren Räumfahrzeugen ist die Best seit dem Wochenende unterwegs, wie hier am Sonntag auf dem Gehweg in der Innenstadt an der Osterfelder Straße. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Eine Situation, die es so zum Beispiel 2010 nicht gegeben habe. „Wir fahren seit dem Wochenende im Drei-Schichten-Betrieb, das ist sogar mehr als während der letzten Schneewinter vor rund zehn Jahren, und zum Teil setzen wir sogar die Mitarbeiter der Müllentsorgung für den Winterdienst ein“, sagt Wolters. Dass es unmöglich sei, zu fahren, dem widerspricht er entschieden. Er selbst habe sich seit dem Wochenende ein Bild von Situation gemacht, sei mit dem Wagen durch Bottrop gefahren: „Sicher, die Situation war plötzlich und auch extrem, aber bei angepasster Fahrweise und normaler Winterausrüstung kam und kommt man überall durch.“ Das sah die Vestische offenbar nicht so, die erst am Mittwoch den Betrieb in Bottrop größtenteils wieder aufgenommen hat. Auch der Fuhrpark der Best sei nicht reduziert worden. Im Gegenteil: „In den letzten Jahren haben wir sogar noch zwei zusätzlich kleinere Räumfahrzeuge angeschafft“, sagt Uwe Wolters.

Niedriger Krankenstand

Der Krankenstand unter den Best-Mitarbeitern sei übrigens so niedrig wie lang nicht, trotz Corona und der kalten Witterung. Aber: „Wir müssen unsere Leute auch schützen, vor Verletzungen oder Stürzen, was schnell beim Herauszerren vereister Mülltonnen passieren kann“, so der Vorstandsvorsitzende. Für Beschimpfungen im Netz oder Anpöbeleien der Mitarbeiter vor Ort zeigt er kein Verständnis. „Alle tun ihr Bestes, weiter in drei Schichten auf der Straße.“

So geht’s weiter mit Müll und Sperrmüll

Und übrigens wird ab Freitag, 12. Februar, wieder normal abgeholt, sogar zusätzliche Müllsäcke nimmt die Best dann mit. Die Sperrmüllabholung wird am Montag wieder sukzessive stattfinden.

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