Bottrop. Vor allem ohne das Matthiashaus und die Kita besäße der Ortsteil kaum noch soziale Infrastruktur. Verein sieht gesellschaftlichen Erosionsprozess
Der Förderverein Ebel, aber auch die SPD Bottrop Süd reagieren entsetzt auf die Verkaufspläne kirchlicher Immobilien im Bottroper Süden. In offenen Briefen wenden sich beide an Pfarrei, Bistum, aber auch die Stadtpolitik und den Oberbürgermeister.
Mit großer Bestürzung hat der Förderverein Ebel den Artikel „Bottroper Pfarrei bietet zwei Kirchen zum Verkauf an“ in der WAZ vom 21. Januar zur Kenntnis genommen. Mit dem beabsichtigten Verkauf der Immobilien der kath. Gemeinde St. Matthias in Ebel setzt sich der gesellschaftliche Erosionsprozess fort, der vor über 15 Jahren mit den Umstrukturierungen im Bistum Essen eingesetzt hatte. In Bottrop-Ebel ist die katholische Kirche seit über 120 Jahren Dreh- und Angelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Als traditionsreiche Einrichtungen sind das Familienzentrum St. Matthias und das Matthiashaus als Treffpunkt für das gesellschaftliche Leben im Ortsteil beredte Zeugen dieser Geschichte.
Treffpunkt und vorschulischer Bildungsort
Die katholische Kirchengemeinde Bottrop hat trotz der Umstrukturierungen im Bistum die Bemühungen der Ebelerinnen und Ebeler, das Matthiashaus als gesellschaftlichen Treffpunkt zu erhalten, bis heute unterstützt. Mit dem vollständigen Rückzug des Bistums Essen aus dem insularen Ortsteil Ebel käme das soziale Leben in Ebel zum Erliegen, da im Wortsinne kein Raum mehr zur Verfügung stünde. Man halte es gleichfalls für unbedingt notwendig, den Erhalt des Familienzentrums St. Matthias im Ortsteil Ebel zu sichern, um im vorschulischen Bildungsbereich ein gutes Angebot vorzuhalten.
Der Förderverein bittet die Verantwortlichen der katholischen Kirche in der zuständigen Pfarrgemeinde St. Joseph, im Stadtdekanat, im Bistum sowie die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung der Stadt, gemeinsam Lösungen im Interesse der Menschen in Ebel zu finden. Der Förderverein Ebel e. V. hält einen Austausch mit den betroffenen Einrichtungen, Vereinen, Verbänden im Ortsteil Ebel für dringend geboten, so Vereinsvorsitzende Gabriele Sobetzko in dem genannten Brief.
Keine Information im Vorfeld
Besorgt und gleichzeitig irritiert reagiert auch der SPD Ortsverein Bottrop-Süd nach Erscheinen des WAZ-Artikels auf die Verkaufsabsichten aller kirchlichen Immobilien in Ebel. Besorgt deswegen, weil mit einem Verkauf und evtl. Wegfall des Matthiashauses sowohl ein wichtiger Treff punkt für das Ortsteilleben Ebels sowie im Falle des Familienzentrums Kita St. Matthias das Betreuungsangebot im Vorschulbereich in erheblicher Gefahr sind.
Irritiert zeigt sich der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Marian Krzykawski zudem darüber, dass die Öffentlichkeit erst über die Presse von den Verkaufsabsichten erfuhr. Bei einem so gravierenden und für die Ebeler Bevölkerung wichtigen Thema hätte er sich bereits im Vorfeld entsprechende Informationen von der katholischen Kirche erhofft, zumal die Immobilien offenbar seit November 2020 auf den Internetseiten des Bistums Essen im Detail angeboten werden.
Austausch zwischen Kirche und Stadt nötig
Jetzt müssten sich die Verantwortlichen der katholischen Kirche auch mit Politik und Verwaltung der Stadt in Gesprächen über mögliche Lösungen schnell austauschen, so Krzykawski weiter.