Neue Online-Angebote werden von den Kunden genutzt. Aber der persönliche Kontakt und die Laufkundschaft fehlen, sagen die Händler.
Die Corona-Pandemie und der aktuelle Lockdown hinterlassen deutliche Spuren im Weihnachtsgeschäft der Bottroper Einzelhändler. Beim Blick in die Kasse überwiegt der Frust. Eine Besserung ist vorerst kaum in Sicht. Zumal die meisten Geschäfte noch mindestens bis zum 10. Januar geschlossen bleiben müssen.
Bei Euronics an der Gladbecker Straße läuft seit dem Lockdown vieles digital ab. Neben dem Telefon erfolgen die Beratung und der Verkauf mithilfe von Videoanrufen über den Messenger-Dienst WhatsApp. Inhaber Norbert Formella hat mit diesem Live-Format bisher gute Erfahrungen gemacht. „Es funktioniert und wird von den Kunden angenommen“, sagt der Fachmann. Zuletzt hat eine Enkelin für ihre Großmutter auf diese Weise einen neuen Fernseher gekauft.
Werkstatt bleibt geöffnet
Typische Geschenke wie Smartphones, Computer und Playstations finden sich nicht im Sortiment des Elektronikfachmarktes. Und Geschirrspüler, Waschmaschinen oder Kühlschränke stehen auch eher selten unter dem Weihnachtsbaum. Trotz der neuen Verkaufsmethode könnten Videoanrufe nicht den persönlichen Kontakt ersetzen, meint Formella. Spontane Einkäufe finden wegen der Zwangsschließung nicht statt. „Es fehlt die Laufkundschaft“, sagt er.
Aber während der Verkauf wegen des Lockdowns ins Stocken geraten ist, darf die hauseigene Werkstatt geöffnet bleiben. Die Mitarbeiter kümmern sich weiterhin um defekte Haushaltsgeräte und fahren bei Problemen zum Kunden nach Hause. In dieser schwierigen Corona-Zeit hilft der treue Kundenstamm, den sich Norbert Formella in fast 30 Geschäftsjahren aufgebaut hat. „Darüber können wir uns sehr glücklich schätzen.“
Auch die Mitarbeiter der Werkstatt im Zweiradcenter Rück am Südring dürfen ihrer Arbeit nachgehen. „Die Jungs haben gut zu tun. Da kommt keine Langeweile auf“, sagt Geschäftsführer Thorsten Brinkmann. Anders sieht es im Verkauf aus, dort sei es eher ruhig. Der Grund ist nicht nur die Schließung durch den Lockdown. Die Zeiten, in denen Fahrräder zum Fest verschenkt werden, sind mehr oder weniger vorbei. Und Corona ist ausnahmsweise daran mal nicht Schuld. Wenn überhaupt, dürfen sich meistens eher die Kinder über ein Fahrrad an Weihnachten freuen. „Fahrradfahren ist zu dieser Jahreszeit nicht in den Köpfen der Leute“, sagt Brinkmann über die vergangenen Jahre.
Buchhandel läuft
Stattdessen bleiben die Bottroper offenbar lieber daheim, lesen oder verschenken Bücher. „Wir können nicht klagen“, sagt Kathrin Allkemper, Filialleiterin der Humboldt-Buchhandlung an der Kirchhellener Straße über das Weihnachtsgeschäft. Trotz Lockdowns halten viele Stammkunden dem Buchhändler die Treue. „Dafür sind wir dankbar. Denn das Weihnachtsgeschäft ist wichtig für den Buchhandel.“ Per E-Mail oder Telefon kann bestellt und vor Ort abgeholt werden. „Spitzenreiter ist das neue Buch von Barack Obama“, sagt sie. Gefolgt von Ken Folletts aktuellem Bestseller „Kingsbridge“. „Wir bekommen so viele positive Rückmeldungen. Die Leute freuen sich, dass wir da sind“, sagt Allkemper.
Früher Andrang auf Süßes
Im „Chocolädchen“ an der Kirchhellener Straße geht es mit dem Geschäft seit dem Lockdown eher „schleppend“, wie Marlies Roggelin sagt. „Zuvor hatten wir richtig viel zu tun“, so die Inhaberin. Der Ansturm für das Weihnachtsgeschäft, um Pralinen zu kaufen, sei normalerweise an Nikolaus, dann sei eine Woche Ruhe und kurz vorm Fest gehe es noch mal los. Dieses Jahr habe sich das Einkaufsverhalten der Kunden ein wenig zeitlich verschoben. „Die Leute kamen direkt in der Woche nach dem Nikolaus“, sagt sie. Vermutlich, weil sich der nächste Lockdown bereits angekündigt hatte. Ein süßer Verkaufsschlager ist die Kumpelschokolade, entweder Vollmilch oder Zartbitter. Die unförmige und gesprenkelte Optik erinnert an Kohlestücke, eingepackt ist die Tafel in eine Art Butterbrotpapier, wie einst die Knifte des Bergmanns. Aktuelle Zahlen zum Weihnachtsgeschäft kann sie noch nicht nennen. Wie wichtig diese Zeit jedoch ist, kann sie grob abschätzen. „Der Dezember macht 60 bis 70 Prozent des Jahresumsatzes aus.“
Info
In Zeiten des Corona-Lockdowns wird die Plattform hallo-bot, ein Angebot der Stadt Bottrop, immer beliebter. Die Internetseite www.bottrop.de/hallo-bot bietet einen Überblick auf Handel und Gastronomie in der Stadt. Alternativ wird der Lieferdienst Louise angeboten. Zahlreiche Bottroper Händler unterstützen das Projekt. Mehr Infos unter www.louise-bottrop.de