Bottrop. Bei den Bottroper Autoverwertern stapeln sich nach der Abwrackprämie die verschrotteten Modelle. 600 bis 1000 Autos kommen zu Klaus Neumann in "normalen" Jahren. In 2009 waren es allein 3700. Die Händler halten die Metallteile zurück und hoffen auf höhere Stahlpreise.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat das Wort „Abwrackprämie” vor einigen Tagen zum „Wort des Jahres” gekürt. Klaus Neumann würde das wohl so unterschreiben. Für seinen Schrottplatz – korrekt ausgedrückt: Autoverwertung und -recycling – war das Jahr 2009 ein goldenes. Dank der Abwrackprämie.

Etwa 2 500 Autos stapeln sich zum Jahresende auf dem 13 000 Quadratmeter großen Gelände des Neumann'schen Unternehmens in Bottrop-Welheim. Je 1 000 weitere stehen in Gladbeck und Gelsenkirchen, wo Neumann extra neue Plätze anmieten musste. „Das Gelände hier in Bottrop ist aus allen Nähten geplatzt”, erklärt er. In normalen Jahren erhält er zwischen 600 und 1 000 Autos. In diesem Jahr waren es alleine 3 700. Noch vor Weihnachten holten seine Männer 50 Wagen ab. Während die Fördertöpfe des Bundes längst erschöpft sind, wird der Betrieb aufgrund teils langer Wartezeiten beim Neuwagen noch bis März damit zu tun haben, die alten Autos abzuholen und ihnen einen verbliebenen Platz auf dem Gelände zu suchen.

Stahlpreis unter 100 Euro

Manchmal tut Klaus Neumann das in der Seele weh. „Diese C-Klasse da war doch locker mehr als die 2 500 Euro wert, die es vom Staat gab”, sagt er. „Manche haben sich vielleicht vom schnellen Geld blenden lassen.” Für ihn selbst war es nicht das schnelle Geld. Da der Stahlpreis, der 2008 noch 200 Euro überstieg, zurzeit unter 100 Euro herumdümpelt, wartet er damit, die aufgestapelten Schrottstücke zum Schredder in den Niederlanden zu schicken. Der Verkauf von Ersatzteilen sei derweil schon in diesem Jahr um etwa 30 Prozent angezogen.

Anderer Betrieb, gleiche Bilanz: Auch Ergin Baytemür sieht die Abwrackprämie für seine Firma als Glücksfall. Seit 1986 führt er das Unternehmen auf der anderen Straßenseite. In der Spitze gab es mal 3 000 Wagen in einem Jahr, 2009 waren es 7 000. „Die beiden Lkw haben non-stop Autos reingeholt”, berichtet er. Wegen der vielen Arbeit stellte er fünf weitere Mitarbeiter ein. „Dieses Jahr war eher ein Investitionsjahr”, sagt er. „Aber 2010 wird sich das für uns voll auszahlen.”

Gute Prognosen für 2010

Für kleinere Betriebe hat sich das Geschäft hingegen kaum gelohnt. Man habe halt kein so großes Gelände wie Neumann oder Baytemür, um die Autos lange zu lagern, begründet Auto Gerlich. Deshalb musste er sie schon zu den niedrigen Preisen in die Presse geben.

Und wie geht es für die Großen weiter? Das Jahr der Abwrackprämie ist so gut wie vorbei. Für 2010 sind die Prognosen noch gut, anschließend aber könnte der Umsatz wieder deutlich zurückgehen. Deutschland hat sich bereits mit neuen Autos eingedeckt – und will die natürlich nicht so schnell zu Schrott machen. Autoverwerter Klaus Neumann ist dennoch optimistisch: „Unfälle passieren immer”, argumentiert er – und kann den beiden Aushilfen, die er wegen der Abwrackprämie eingestellt hat, trotzdem kaum Mut machen: „Ob ich sie 2011 noch übernehmen kann, weiß ich nicht.”