Bottrop. Mit einem Impfstart am 27. Dezember rechnet aber niemand. Bewohner zeigen höhere Impfbereitschaft als Mitarbeiter. Besuchsregeln bleiben streng.

Die Schwächsten zuerst, so lautet die Regel der Bundesregierung für die Corona-Schutzimpfungen. Und das seien Personen über 80 Jahre und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen. Ob der 27. Dezember als Stichtag für den Impfbeginn gehalten werden kann, darüber herrscht bei Trägern aber auch einzelnen Häusern noch Unklarheit.

Doris Klüter-Reckmann, Alice und Karl Reckmann beim Richtfest für das Christophorushaus vor gut zwei Jahren.
Doris Klüter-Reckmann, Alice und Karl Reckmann beim Richtfest für das Christophorushaus vor gut zwei Jahren. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Es hängt nicht von uns ab, theoretisch könnten die mobilen Impfteams der Kassenärztlichen Vereinigung zu uns kommen, wir bereiten Bewohner und Mitarbeiter darauf vor“, sagt Karl Reckmann, der mit seiner Tochter Alice Reckmann drei Einrichtungen in Bottrop betreibt, die alle für den Ernstfall fit gemacht worden sind. „Auch für den 27. Dezember, aber damit rechnen wir nicht“, so Reckmann. Niemand wisse ja bislang, wie viele Impfdosen und welche Mittel in Bottrop zur Verfügung stehen werden. Und davon hänge schließlich auch die Impfbereitschaft der Bewohner sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab.

Träger hoffen auf größere Impfbereitschaft bei Mitarbeitern

Gerade dort liegt die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, derzeit bei etwa 50 Prozent. Wesentlich höher liege aber die Impfbereitschaft bei den Bewohnern, zum Beispiel in der Christopherus-Wohnanlage oder im Haus am Ehrenpark. In anderen Einrichtungen oder den Sozialstationen sehe es ähnlich aus. Eine Tendenz, die auch Kerstin Schönlau für die Diakonie bestätigen kann. Wie Karl Reckmann setzt auch die Geschäftsbereichsleiterin der Seniorenhilfe auf die Info-Kampagne des Bundesgesundheitsministers in Sachen Corona-Schutzimpfung. „Jede Nachricht zum Beispiel von einer allergischen Reaktion auf eines der Mittel ist daher schädlich“, so Schönlau. „Auch wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass ein Patient mit starken Reaktionen wegen vorhandener Allergien gar nicht hätte geimpft werden dürfen.“

Kerstin Schönlau, Geschäftsbereichsleiterin der Seniorenhilfe der Diakonie Bottrop-Gladbeck-Dorsten, hier beim einem Neujahrsempfang der Seniorenhilfe.
Kerstin Schönlau, Geschäftsbereichsleiterin der Seniorenhilfe der Diakonie Bottrop-Gladbeck-Dorsten, hier beim einem Neujahrsempfang der Seniorenhilfe. © WAZ FotoPool | Heinrich Jung

Auch in den Häusern in ihrem Bereich von Bottrop, Gladbeck und Dorsten laufen Vorbereitungen und Befragungen auf Hochtouren. Allerdings: „Dieser jetzt aufgebaute Zeitdruck ist mir unerklärlich“, sagt Kerstin Schönlau, die auch Gründungsmitglied der Ruhrgebietskonferenz Pflege ist. Eine Einschätzung, die auch Karl Reckmann teilt. Sowohl in den Bottroper Häusern der Diakonie als auch beim Gesundheitsdienst Reckmann liegt das Infektionsgeschehen sehr niedrig. Bei Reckmann ist bislang kein Fall von Corona-Infektionen aufgetreten, lediglich eine Mitarbeiterin musste in Quarantäne, ist aber nicht infiziert gewesen. Bei der Diakonie habe es ganz vereinzelt positiv getestete Mitarbeiter gegeben und ganz wenige Quarantänefälle. „Ich komme gerade aus dem Käthe-Braus-Haus, dort ist gar nichts, so Kerstin Schönlau.

Bewohner sehen strenge Besuchsregeln zumeist positiv

Das sagt auch Schwester Carmen, Pflegedienstleitung in St. Teresa, vom größten Haus der Bottroper Caritas. Die Nicht-Infektionen führt sie auch auf die streng beachteten Besuchsregeln zurück, die auch an den Feiertagen gelten: Zwei Stunden morgens, zwei Stunden nachmittags. Besucher-Screening und regelmäßige Schnelltests. Trotz Umbauarbeiten seien die Impfvorbereitungen auf gutem Stand. „Man könnte nach Weihnachten beginnen“, so die spanische Ordensfrau. Auch in den Reckmann-Häusern bleiben Besuche selbst an Feiertagen streng geregelt. „Das haben wir mit dem übrigens von den Bewohnern gewählten Beirat so beschlossen, auch wenn es dagegen vereinzelt Beschwerden von Angehörigen gab“, sagt Karl Reckmann. Aber damit handele man letztlich doch im Sinne der Bewohner.

Träger von Senioreneinrichtungen haben keinen Sitz im Corona-Krisenstab

Einen Sitz im Corona-Krisenstab der Stadt würden sowohl Kerstin Schönlau von der Diakonie, als auch Alice Reckmann, Geschäftsführerin der Gesundheitsdienste Reckmann, sehr befürworten. Man wäre so einfach näher dran, denn man vertrete ja eine nicht unerheblich Corona-Risikogruppe, so Alice Reckmann, die sich bereits mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann in Verbindung gesetzt hat.