Bottrop. Volle Schulbusse machen Eltern und der Politik weiter Sorgen. Mehr Busse gibt’s nicht, sagt die Vestische: Wir haben jetzt alles auf der Straße.

Volle Schulbusse morgens und mittags beobachten Eltern, Schulleiter und Politiker weiter mit Sorge. Mehr Busse als das, was jetzt rollt, können wir nicht mehr auf die Straße schicken, sagt der Busbetreiber Vestische. Dann müssen wir wohl über versetzte Schulzeiten nachdenken, sagt der Vorsitzende des Verkehrsausschusses. Er freut sich übrigens über gut besetzte Busse am Samstag: Die Gratisfahrten werden offenbar angenommen.

Zum Schulstart nach den Herbstferien hat die Vestische noch einmal 13 zusätzliche Busse geordert . „Damit sind wir am Ende unserer Kapazitäten“, sagt Vestische-Sprecher Christoph van Bürk. „Auch bei unserer Partnerfirmen können wir nichts mehr bestellen.“ Der Vorschlag, Reisebusse im Schülerverkehr einzusetzen, sei aus vielerlei Gründen keine umsetzbare Idee. „Diesen Bussen fehlt Hard- und Software, um den Kontakt zu unserer Leitstelle zu halten.“ Das sei notwendig nicht nur bei einem Unfall, sondern auch um Blockaden durch Falschfahrer zu melden. Außerdem fehlen Reisebussen die notwendige Beschilderung.

„Busfahren ist nicht gefährlicher als ein Supermarkteinkauf“

Volle Busse im Schülerverkehr wie hier am ZOB machen Eltern und Schulleitern Sorgen.
Volle Busse im Schülerverkehr wie hier am ZOB machen Eltern und Schulleitern Sorgen. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Die Vestische weist zudem darauf hin: „Busfahren ist nicht gefährlicher als ein Supermarkteinkauf“. Zuletzt hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen seine Mitgliedsunternehmen nach Coronafällen befragt. Ergebnis: Zum Stichtag der Erhebung Ende Oktober habe es beim Personal der befragten Unternehmen eine Corona-Infektionsquote von 0,29 Prozent. Der bundesweite Wert habe damals mit 0,54 Prozent fast doppelt so hoch gelegen. „Die Maskenpflicht sowie das regelmäßige und umfangreiche Lüften der Fahrzeuge tragen erfolgreich zur Eindämmung des Coronavirus bei“, sagt der Vestische-Sprecher.

Volle Schulbusse seien zudem meist keine Folge eines zu geringen Angebotes, sondern eine Frage fehlender Steuerung, hatte Krisenstabsleiter Paul Ketzer bei der Sitzung des Rat gesagt. Er berichtete von „dramatischen Schilderungen“ über Gedränge im Schülerverkehr, die sich so nicht bestätigt hätten. Beobachtungen an den Schulbus-Haltestellen hätten zudem gezeigt: „Die Kinder steigen alle in den ersten Bus ein. Der nächste Bus rollt dann fast leer hinterher.“

Nachdenken über versetzte Schulzeiten

Rüdiger Lehr (SPD), alter und neuer Vorsitzender des Verkehrsausschusses, kann die Sorgen der Eltern und Schulleiter nachvollziehen und regt an, über versetzte Schulzeiten nachzudenken, um Gedränge zu entzerren. Krisenstabsleiter Paul Ketzer hat allerdings vor dem damit verbundenen Aufwand gewarnt: „Damit sind gewaltige Anstrengungen verbunden.“

Weiter so, fordert Lehr mit Blick auf gut gefüllte Busse an den Samstagen. Seit Mitte September bis zum Jahresende können die Bottroper samstags in Bottrop umsonst mit den Bussen aller Verkehrsunternehmen fahren, die in Bottrop unterwegs sind . Rund 125.000 Euro lässt sich die Stadt Bottrop dieses Angebot kosten, mit dem sie unter anderem den Innenstadthandel beleben will.

„Tendenz geht leicht nach oben“

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Belastbare Zahlen, darüber, ob jetzt samstags in Bottrop mehr Menschen in die Busse steigen als vorher, hat die Vestische auch wegen der Corona-Entwicklung noch nicht. Lehr findet trotzdem, dass das Angebot angenommen werde. „Im Oktober ist die Auslastung der Vestischen deutlich zurückgegangen, aber die Samstagszahlen sind stabil geblieben. Also hat sich das gelohnt.“ Christoph van Bürk formuliert vorsichtiger: „Beobachten lassen den Schluss zu, dass die Tendenz in Bottrop samstags leicht nach oben geht.“

So reinigt die Vestische die Busse

Der Busbetreiber Vestische säubert nach eigenen Angaben „ täglich jedes Fahrzeug , das an unseren Standorten in Herten und Bottrop in den Betriebshof kommt“. Und zwar mit einer Seifenlösung, die auch das Coronavirus vernichte. „Coronaviren reagieren nämlich empfindlich auf Substanzen wie Alkohole oder Tenside, die als Fettlöser in Reinigungsmitteln enthalten sind.“

Eine Desinfektion sei somit nicht notwendig . Sie sei auch gar nicht realisierbar , da sie nach jedem Ein- und Aussteigen von Fahrgästen geschehen müsste, um effektiv zu sein.