Nach 48 Jahren ist Schluss: Bauer Wenzel van Husen hört auf. Samstag steht er zum letzten Mal auf dem Markt in der Bottroper Fußgängerzone.

Bauer Wenzel van Husen hört auf. Noch zweimal wird der Gemüsehändler auf dem Bottroper Wochenmarkt in der Innenstadt mit seinem Stand stehen. Zunächst am Mittwoch, dann am Samstag, 28. November. Danach ist Schluss - nach 48 Jahren. „Ab 1. Dezember bin ich Rentner“, sagt der 65-Jährige.

Im Februar nächsten Jahres wird er 66. Geht es nach dem Udo-Jürgens-Klassiker fängt in dem Alter bekanntlich das Leben an. Ein Teil der Kundschaft hat bereits in den vergangenen Wochen von seinem Entschluss erfahren. „Wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt, sollte man aufhören“, sagt er und möchte deshalb kürzer treten. Es gibt keinen Nachfolger seines Gartenbetriebs. Seine Kinderhaben andere Berufswege eingeschlagen.

Als wäre es erst gestern gewesen

Der Abschied von Bottrop rückt für den Weseler langsam näher. Sein zwölf Meter langer Platz auf dem Markt wird ab Dezember an einen neuen Händler vergeben. Van Husen kennt noch die alten Zeiten, als der beliebte Wochenmarkt auf dem Berliner Platz aufgebaut wurde. Als wäre es erst gestern gewesen, erinnert er sich daran, wie zu seiner Kindheit der Markt dort und am ZOB war und Händler ihre Produkte anboten. Immer wenn früher Kirmes auf dem Berliner Platz war, wich man bereits an die heutige Stelle aus. „Heute stehen wir vor Kik, früher war hier Möbelhaus Hötten“, sagt er.

Seit dem Sommer 1972 fährt er zweimal in der Woche von Wesel nach Bottrop. „Angefangen habe ich mit meinen Eltern.“ Jedoch liegt die Markt-Geschichte seiner Familie viel länger zurück. Seine Mutter und deren Bruder standen schon in den 1950er-Jahren in Bottrop auf dem Markt . Von 1969 bis 1972 absolvierte er eine Ausbildung zum Gärtner – allerdings nicht auf dem elterlichen Hof. Offiziell übernahm er den Gartenbaubetrieb seines Vaters, Theo van Husen, am 1. Januar 1988.

Jetzt bleibt ihm mehr Zeit zum Ausschlafen

Wurzelpetersilie liegt am Stand von Wenzel van Husen direkt neben den Sellerieknollen.
Wurzelpetersilie liegt am Stand von Wenzel van Husen direkt neben den Sellerieknollen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Ab Dezember bleibt für ihn nun mehr Zeit zum Ausschlafen. 48 Jahre lang sah der Mittwoch und der Samstag wie folgt aus: „Wenn ich zum Markt fahre, stehe ich relativ spät auf“, sagt Wenzel van Husen. „So gegen zehn vor vier.“ Also für viele Berufstätige noch mitten in der Nacht. Er lächelt in dem Moment, als er das sagt. Man kann es zwar aufgrund der Mund-Nase-Maske nicht erkennen, aber die strahlenden Augen hinter seiner Brille verraten ihn. Nach dem Frühstück macht er sich fertig für die Abfahrt, die Ware ist im Anhänger. Gegen 5.50 Uhr kommt er in Bottrop an, dann wird ausgepackt und aufgebaut.

Den Austausch und die Gespräche mit den Kunden wird er vermissen. Das gilt auch im Umkehrschluss. Schon am Samstag verabschiedeten sich einige Kunden und wünschten ihm für die Zukunft alles Gute. Lobende Worte findet der 65-Jährige, wenn er über die Marktkollegen spricht. „Es gibt nie Ärger und Stress. Es ist ein harmonischer Umgang miteinander.“ Auf die heimische Couch wird er sich trotz des Ruhestands vermutlich nicht allzu oft legen. „Ich bleibe weiter Gärtner und Landwirt“, sagt er. Aber nur noch im privaten Umfeld für die Familie.

>>> Auf dem Kirchplatz von St. Cyriakus

Der Bottroper Wochenmarkt findet zweimal in der Woche in der Fußgängerzone der Innenstadt statt. Die Uhrzeiten sind am Mittwoch von 8 bis 13 Uhr sowie am Samstag von 8 bis 13.30 Uhr. Der Marktstand des Gartenbaubetriebs von Wenzel van Husen aus Wesel befindet sich auf dem Kirchplatz von St. Cyriakus vor dem Textil-Discounter Kik.