Oberhausen. Der 34-Jährige Andreas Kümmert mit der Riesenstimme hat sein achtes Solo-Werk im Alleingang eingespielt – und gastiert nun in Oberhausen.
Unmittelbar vor dem Lockdown im März veröffentlichte Andreas Kümmert sein neues Album „Harlekin Dreams“. Doch statt der anvisierten großen Tournee mit seiner Band musste der kleine Sänger mit der großen Stimme im Home-Office ausharren. Seit dem Sommer ist der Unterfranke aber wieder unterwegs, um seine neue Freiheit von dem Musik-Konzern Universal zu feiern, der Kümmert seit seinem Sieg bei „The Voice of Germany“ 2013 unter Vertrag hatte.
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Für sein mittlerweile achtes Solo-Werk hat sich der 34-Jährige ganz auf seine Stärken besonnen – und auch gleich eine eigene Plattenfirma gegründet. Andreas Kümmert ist wieder der selbstbestimmte Künstler, der er zu Anfang seiner Karriere war. Der Ausnahmemusiker gastiert am Dienstag, 27. Oktober, um 20.30 Uhr (Einlass 19.30 Uhr) im Resonanzwerk, Essener Straße 259. Zuvor stand uns Andreas Kümmert für ein kurzes Interview Rede und Antwort.
Herr Kümmert, Ihr neues Album trägt den Titel ‘Harlekin Dreams’. Welche Idee verbirgt sich dahinter?
Die Idee, dass man in unserer Branche häufig gute Miene zum bösen Spiel macht. Da lasse ich aber gern Interpretationsfreiraum.
Ist so auch das Cover-Motiv zu verstehen, auf dem Sie von geisterhaften Masken umgeben sind?
Die Masken auf dem Cover stehen symbolisch eher für meine eigenen Dämonen. Die Idee dazu stammt teilweise von der Würzburger Künstlerin und Illustratorin Romina Birzer und zum anderen Teil von mir selbst.
Gibt es auf dem Album einen verbindenden roten Faden?
Nein, ‘Harlekin Dreams’ sollte bewusst kein Konzeptalbum sein. Die einzelnen Songs erzählen jeder für sich ganz eigene Geschichten . . .
. . . die sich woraus speisen?
Aus meinen alltäglichen Beobachtungen.
Welcher alltäglichen Beobachtung liegt der Rock-Song „Fukk up“ zugrunde?
In „Fukk up“ geht es darum, dass sich jemand bewusst macht, dass Realität etwas sehr Individuelles ist.
Nach Ihrem letzten Album ‘Lost and Found’ hat sich der Medienkonzern Universal Music von Ihnen getrennt. Wie bewerten Sie die gemeinsamen Jahre?
Insgesamt als sehr informativ und hilfreich. Die meiste Zeit über hat man sich ja gut verstanden.
Für das neue Album haben sie Ihr eigenes Label Vomit Records gegründet. Glauben Sie, auch ohne große Plattenfirma so erfolgreich sein zu können?
Undenkbar! Solche Konzerne wie Universal stehen ja für sehr viel Macht. Derartige Monopole haben ganz andere Möglichkeiten, ein Produkt am Markt zu platzieren und dieses dann entsprechend anzuschieben.
Wie wichtig ist Ihnen kommerzieller Erfolg?
Solange ich von meiner Musik leben kann, bin ich zufrieden.
Woran machen Sie Erfolg dann fest?
An einem ganz bestimmten Gefühl. Ich selbst muss mich wertvoll fühlen. Was andere zu meiner Arbeit sagen, spielt da nur peripher eine Rolle.
Genießen Sie Ihre zurückgewonnene künstlerische Freiheit?
Ja, ich finde es super, wie es aktuell ist, da ich auf ‘Harlekin Dreams’ keine Kompromisse mehr eingehen musste. Ich konnte ganz ich selbst sein.
Warum haben Sie bei der Produktion des Albums weitgehend auf Co-Musiker verzichtet und stattdessen die meisten Songs im Alleingang eingespielt?
Wenn ich alles selbst spiele, kann ich am Ende nur an mir selbst Kritik üben. Außerdem habe ich meine ersten beiden Alben vor „The Voice of Germany“ auch selbst eingespielt.
Neben den eigenen Songs finden sich auch zwei Fremdkompositionen auf dem Album. Wie sind Sie dabei auf den Kings-of-Leon-Hit „Use Somebody“ gekommen?
Ich verfolge die Werke der Kings of Leon schon sehr lange. Als ich die Version von Pauline Schwerdtfeger hörte, dachte ich mir, dass das ein cooles Duett von uns beiden sein könnte. Pauline singt nämlich nicht wie all die anderen jungen Damen in dieser Szene.
Wie sind Sie auf die weitgehend unbekannte Sängerin aus Bayreuth gestoßen?
Sie war schon auf diversen Konzerten von mir und hatte mich auf Instagram verlinkt. Daraufhin hörte ich mir vor ein paar Jahren einige ihrer Veröffentlichungen an.
Und was für eine Geschichte hat es mit der Cover-Version von Nick Drakes Lied ‘Pink Moon’ auf sich?
Ich finde das Stück einfach wundervoll. Die Tatsache, dass Nick Drake zu Lebzeiten sehr arm war, spiegelt sehr gut die heutige Musiklandschaft wieder: Die meisten Menschen wollen nur Schrott hören – und ich sage bewusst Schrott.
Spielen Sie lieber in kleinen Clubs als auf der großen Bühne?
Nein, ich denke, dass die große Bühne im Kontext der richtigen Veranstaltung durchaus mein Ding ist.
Wie bewerten Sie den Einfluss von Casting-Shows wie „The Voice of Germany“?
Nun, für mich war dieses Show-Format sehr hilfreich.
Sie sind mit Ihrem neuen Album jetzt wieder live unterwegs. Was macht für Sie trotz der aktuellen Corona-Einschränkungen den Reiz des Tour-Lebens aus?
Auf Tournee zu sein, sehe ich schlicht als meine tägliche Arbeit an.
Vom Resonanzwerk zur Elbphilharmonie
Andreas Kümmerts Konzert im Resonanzwerk ist avisiert als Auftakt einer regen Herbsttournee, die den Sänger und seine Musiker bis Jahresende vor allem in kleinere Clubs führt – aber zum krönenden Jahresabschluss auch in Hamburgs berühmte Elbphilharmonie: Wer ihn am 28. Dezember im kleinen „Elphi“-Saal erleben möchte, zahlt zwischen 35 und 64 Euro.
Dagegen gibt’s den Gig im Resonanzwerk fast zum Schnäppchenpreis von 25 Euro, online resonanzwerk.de
Woher nehmen Sie die Energie für das stete Leben aus dem Koffer?
Ich habe eine wundervolle Frau! Sie gibt mir die Kraft. Außerdem arbeite ich mit einer sehr fähigen Booking-Agentur aus Würzburg zusammen.
Was darf man jetzt auf der Bühne von Ihnen erwarten?
Wir werden natürlich unser Bestes geben.