Bottrop. Die Praktikumsphase an den Schulen steht an. Doch es ist gar nicht so einfach, einen Platz zu finden. Firmen sind bei der Vergabe zurückhaltend.
Einfach mal ins Berufsleben hineinschnuppern, den Arbeitsalltag kennenlernen und vielleicht den eigenen Berufswunsch auf die Probe stellen – das Berufspraktikum hat für Schüler eine immense Bedeutung. Doch angesichts der Corona-Pandemie ist es für die Schüler gar nicht so einfach, einen entsprechenden Platz zu finden. Denn die Firmen halten sich bei der Vergabe von Praktika zurück.
Die Unternehmen wollen vielfach das Ansteckungsrisiko minimieren und daher die Zahl der Personen in den Räumen so gering wie möglich halten. In der Regel gelten auch strenge Hygienevorschriften oder ein Teil der Mitarbeiter arbeitet von zu Hause aus. Unter solchen Voraussetzungen verzichten Firmen oftmals lieber darauf, Schülerpraktikanten anzunehmen.
Brabus bietet Praktika nur unter Vorbehalt an
Beim Autotuner Brabus etwa können nur noch diejenigen Praktikanten kommen, denen man es schon vor Corona-Phase zugesagt hat. Doch neue Praktikanten würden derzeit nicht angenommen, sagt Sprecher Sven Gramm. Auch die bereits zugesagten Praktika stünden immer unter dem Vorbehalt der aktuellen Situation an der jeweiligen Schule, so Gramm. Gebe es dort Coronafälle und Quarantäne-Anordnungen, werde man auch über das Praktikum noch einmal nachdenken.
Nicht viel anders ist die Situation bei der MC-Bauchemie. Generell biete man Schülern und Studenten Praktikumsplätze an und die Nachfrage sei auch jetzt noch groß, sagt Sprecher Saki Moysidis. Aber: „Da Schülerpraktika jedoch relativ kurz sind – sie dauern meist nur zwei bis drei Wochen – und die Praktikanten intensiv betreut und geleitet werden müssen, bieten wir derzeit Corona-bedingt keine Schülerpraktika an.“ Auf diese Weise wolle man Risiken minimieren.
Umschüler, die ein mehrmonatiges Praktikum brauchen, haben bessere Chancen
Anders stelle sich die Situation bei Umschülern dar, die häufig ein mehrmonatiges Praktikum durchliefen. Sie seien mit dem Arbeitsleben vertraut, der Betreuungsbedarf und damit auch die Nähe zu den Mitarbeitern sei in der Regel geringer.
Schwierigkeiten Praktikumsplätze zu finden haben beispielsweise auch die Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule. Dort beginnt Anfang November die Praktikumsphase der zehnten Klassen, und es seien immer noch Schüler unversorgt, sagt Karl-Heinz-Schmitte, verantwortlich für die Berufsorientierung in der Sekundarstufe I. Die Praktikumsphase der Neuntklässler sei in den Lockdown gefallen und ganz ausgefallen.
In der Berufsorientierung der Bottroper Schulen sind Praktika ein wichtiger Baustein
Dabei seien solche Praxiserfahrungen ein wichtiger Baustein der Berufsorientierung. Durch das Landesprogramm „Kein Abschluss ohne Anschluss“, das verhindern soll, dass Schüler ohne berufliche Perspektive die Schule verlassen, sind noch andere Bausteine hinzugekommen – aber auch weitere Praktika, teils nur für einen Tag.
Bei der Bereitstellung von Praktikumsplätzen gebe es aber auch Unterstützung, etwa von Bildungsträgern wie etwa der Gafög, sagt Schmitte. Außerdem sei die Kommunale Koordinierung bei der Stadt hilfreich. Dort gebe es auch einen regen Austausch mit den Verantwortlichen anderer Schulen. Seine Kollegin Christina Börger, die Koordinatorin für die Berufsorientierung am Heinrich-Heine-Gymnasium, lobt diese Schnittstelle zwischen Betrieben und Schulen ebenfalls. Es lohne es sich immer, dort nachzuhaken und nachzufragen, so ihre Erfahrung.
HHG in Bottrop hofft auch auf Unterstützung seitens der Eltern
Am Heine-Gymnasium haben die Verantwortlichen außerdem die Eltern angeschrieben und gezielt nachgefragt, ob sie noch Ideen für Praktikumsplätze haben, erklärt Christina Börger. An dem Gymnasium steht im Januar die Praktikumsphase für die Neuntklässler und die Oberstufenschüler an. „Die Schüler suchen derzeit Plätze und die Rückmeldungen, die wir bekommen, sind schwierig.“
Daher gebe es auch schon Überlegungen, für diejenigen, die möglicherweise keinen Platz finden, ein attraktives Berufsorientierungsprogramm an der Schule auf die Beine zu stellen. Eine komplette Absage der Praktikumsphase sei jedoch nicht möglich, das liege nicht im Ermessen der Schulen, sondern sei Sache der Bezirksregierung. Zudem machten Schülerinnen und Schüler während des Praktikums ganz wichtige Erfahrungen, „etwa um Berufswunsch und Wirklichkeit abzugleichen“.
Praktika in Kitas oder Altenheimen
Geht es um Praktika in sensiblen Bereichen wie etwa der Pflege, wird es ganz schwierig. Die Caritas nimmt für ihre Altenheime derzeit überhaupt keine Schülerpraktikanten an. Zwar habe man einige Plätze für Januar, Februar und März zugesagt, doch nur unter Vorbehalt, sagt Sprecherin Sigrid Hovestadt. Aber auch bei der Caritas wird unterschieden. Längere Praktika, die im Rahmen der Ausbildung zum Altenpflegehelfer nötig sind, sind auch weiterhin möglich.
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Die Stadtverwaltung hat ihre Einstellung zu Schülerpraktika nicht verändert. Sie bietet weiterhin Plätze an – beispielsweise in den städtischen Kitas. Unter den geltenden Hygienevorschriften sei das machbar, heißt es. Allerdings schwanke die Zahl der Praktikumsplätze bei der Stadt. Das habe aber nichts mit der Corona-Krise zu tun, sagt der stellvertretende Stadtsprecher Ulrich Schulze. „Bei uns ist das abhängig von der Arbeitsbelastung in dem jeweiligen Bereich“, erklärt er. Schließlich müsse eine ordentliche Betreuung der Praktikanten gewährleistet sein.
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