Bottrop. Ärzte und Apotheker in Bottrop merken vermehrt Interesse an der Influenza-Impfung. So beurteilen Hausarzt und Apotheker die Situation.

Während die Welt auf einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus wartet, beginnt jetzt die Saison für die Vorbeugung gegen die alt bekannte Influenza. Dr. Christoph Giepen, Bottroper Ärztesprecher und niedergelassener Allgemeinmediziner, hat bemerkt, dass die Patienten in diesem Jahr aufgeschlossener gegenüber einer Grippeschutzimpfung sind als sonst. Und ApothekerFlorian Mies, Bezirksvorsitzender im Apothekerverband Westfalen-Lippe, sagt: „Die Nachfrage in den Praxen nach Impfstoff ist sehr groß.“

Giepen verdeutlicht: „Bisher gab es in meiner Praxis nicht den großen Run auf die Grippeschutzimpfung, wobei wir den Impfstoff erst seit 14 Tagen da haben. Aber: Wenn ich Patienten in den vergangenen Jahren darauf angesprochen habe, haben sie oft abgewunken. Jetzt habe ich schon mit vielen geredet, die bereit zur Impfung sind.“

Empfehlungen der Ständigen Impfkommission

Dr. Christoph Giepen, Allgemeinmediziner und Bottroper Ärztesprecher.
Dr. Christoph Giepen, Allgemeinmediziner und Bottroper Ärztesprecher. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Wobei die Grippeschutzimpfung von der Ständigen Impfkommission auch in dieser Saison nicht per se für alle empfohlen wird, sondern vor allem für Menschen ab 60 Jahren, mit chronischen Erkrankungen oder mit Berufen im Gesundheitswesen bzw. mit viel Publikumsverkehr.

Diese Stiko-Empfehlungen, die auch während der Covid-19-Pandemie weiterhin gültig sind, unterstützt Giepen mit seinem Praxisteam. „Wenn jemand völlig gesund ist, alleine im Büro arbeitet und unter 60 ist, dann gibt es eigentlich keinen Grund sich impfen zu lassen.“ Bei den Risikogruppen gehe es darum, schlimmere Verläufe und Komplikationen zu vermeiden.

Eine Impfung, die wie gewohnt in der Sprechstunde oder bei einer normalen Blutentnahme mitgemacht werden könne, rät er Betroffenen aus verschiedenen Gründen. „Abgesehen vom gesundheitlichen Risiko geht bei einer Influenza-Erkrankung die ganze Kaskade los.“ Da die Symptome einer Covid-19-Erkrankung ähneln, stehen Testung und Quarantäne im Raum.

Krankenhäuser nicht mit schweren Influenza-Fällen belasten

„Außerdem gibt es einen sozialen Aspekt“, so Giepen weiter. „Wenn im November/Dezember die Corona-Zahlen doch noch steigen, dann sollten die Krankenhäuser nicht überlaufen sein, weil zusätzlich noch viele schwere Influenza-Fälle zu behandeln sind.“ Andererseits ließe sich vermuten, dass diese Grippesaison insgesamt weniger schlimm verlaufe – dank Abstand halten, Maske tragen, Händedesinfektion.

Eine etwaige Impfstoffknappheit hat Giepen bislang nicht feststellen können. „Die Ärzte sind früh im Jahr angehalten, den Bedarf anzugeben. Wir haben ein bisschen aufgestockt, vielleicht 20 Prozent mehr Impfstoff bestellt und den problemlos bekommen.“ Wobei: Wenn sich jetzt tatsächlich jeder impfen lassen würde, würde der Impfstoff vermutlich ausgehen, bemerkt der Ärztesprecher.

Impfstoffbestellungen vor Corona-Krise getätigt

Florian Mies, Vorsitzender der Bezirksgruppe Bottrop im Apothekerverband Westfalen-Lippe.
Florian Mies, Vorsitzender der Bezirksgruppe Bottrop im Apothekerverband Westfalen-Lippe. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

„Wenn die Nachfrage so anhält, könnte es gegebenenfalls etwas eng werden“, sagt Apotheker Florian Mies. Er nennt die Situation „sehr angespannt“, hat selbst einen Teil des bestellten Impfstoffes an diesem Dienstag erhalten, der Rest solle bis Ende September/Anfang Oktober kommen. „Die Bestellungen sind vor Corona schon gelaufen“, erläutert Mies, orientiert am Vorjahr. Da wurden in Bottrop übrigens laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe 20.217 Personen gegen Grippe geimpft. Als die Krise kam, hätte die Ärzteschaft sicherheitshalber Grippeimpfstoff nachbestellen wollen. „Damals hat man schon gesagt: Wenn man noch Weiteres braucht, muss man erstmal abwarten, bis die normalen Bestellungen da sind“, so Mies. Er denke auch, dass dann von Seiten der Industrie noch was nachkomme.

Einzeldosen, die zum Beispiel Privatpatienten für die Impfung beim Arzt besorgen müssten, seien im Moment schlecht zu bekommen, wenn sie nicht vorbestellt waren, so Mies weiter. „Aber wenn die Praxen gut versorgt sind, kann der Arzt erst einmal aus den Beständen impfen.“

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Beruflich bedingte Vorsorge

Dr. Christoph Giepen, dessen Praxis auch Corona-Testungen an Schulen durchführt, ist von diesen angesprochen worden, ob er dort auch Grippeschutzimpfungen zentral anbieten kann.

Vom betriebsärztlichen Dienst der Stadtverwaltung wird die Impfung für Mitarbeiter angeboten, für die dies beruflich empfohlen wird: aufgrund eines erhöhten Risikos und/oder zum Schutz Dritter (wie medizinisches Personal), für Personen mit umfangreichem Publikumsverkehr und Personen, die als Infektionsquelle für zu betreuende Risikopersonen fungieren könnten.