Bottrop. So läuft der Straßenwahlkampf in Corona-Zeiten: Ein Streifzug durch die Bottroper Innenstadt, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Der zurückliegende Samstag hat gezeigt: Straßenwahlkampf ist nicht unbedingt eine Schönwetterveranstaltung. Als um zehn Uhr morgens die Parteien ihre Infostände in der Bottroper Innenstadt aufbauen, setzt ein fieser Regenschauer ein, der mehr als eine Stunde andauert. Erst gegen Mittag klart der Himmel auf und die Sonne kommt raus.
Hygienevorschriften müssen beim Wahlkampf in der Bottroper City eingehalten werden
Die SPD ist am Altmarkt mit großem Bahnhof angetreten. Die Kandidaten für den Rat, Bezirksvertretungen und den Integrationssausschuss stehen Rede und Antwort. Der Grund für den Auflauf: Die Sozialdemokraten veranstalten ihren Tag der Ortsvereine. Wegen der Pandemie muss die Veranstaltung kleiner ausfallen. Die Hygienevorschriften müssen eingehalten werden. An den Infoständen gilt Maskenpflicht. Auch bei Gesprächen mit den Bürgern bleiben die Nase und der Mund bedeckt. Wie Anja Kohmann erklärt, wird wegen Corona auf Essen, Getränke und Spiele für die Kinder verzichtet. Der Fokus liegt voll und ganz auf den inhaltlichen Themen. „Jedes Zelt hat ein Thema“, so die SPD-Ratsfrau. Corona zwingt die Politiker auf Abstand. „Wir sind Ansprechpartner, aber wir gehen nicht offensiv auf die Bürger zu“, erklärt Kohmann.
Bürger halten an den Info-Ständen der Parteien die Abstände ein
Auch die CDU vor dem Eiscafé San Remo auf der anderen Straßenseite versucht den Kontakt aus Gründen der Gesund- und Sicherheit zu vermeiden. „Gegen Kontakt-Wahlkampf“, zitiert Volker Jungmann, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat, den Wahlslogan. „Mit dem nötigen Abstand und Respekt.“ Nicht nur die Bottroper CDU, sondern auch die Wähler an den Infoständen halten sich daran. „Wir nehmen wahr, dass die Bürger den Abstand einhalten“, sagt Jungmann. Ratsherr Bastian Hirschfelder berichtet, dass man Beschimpfungen in Bezug auf die Maskenpflicht bisher im Straßenwahlkampf nicht erleben musste. Ebenso wenig mussten Diskussionen darüber geführt werden. Umso mehr zeigt er sich noch immer schockiert „über den Hass“, den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei seinem Auftritt vor knapp einer Woche in Bottrop erlebte.
Eigentlich hat die CDU am Infostand immer ihr orangefarbenes Bottrop-Bike dabei. Diesmal ausnahmsweise nicht. Ganz anders die Grünen. Ihr Lastenfahrrad steht am Infostand auf dem Berliner Platz. „Die letzten Tage und Wochen haben wir einen unendlich großen Zuspruch für unsere Politik bekommen“, freut sich Grünen-Sprecher Joachim Gutsche. Ein Thema habe die Besucher der Infostände besonders bewegt. Der Verkehr in Bottrop wird mittlerweile von vielen laut Gutsche als „suboptimal“ bezeichnet. Das hat er anhand von Gesprächen festgestellt. „Wir haben einen großen Zuspruch von Menschen, die Fahrrad fahren.“ Kokerei, Umbau der Innenstadt sind weitere Themen, die den Bürgern unter den Nägeln brennen. Am Samstag haben die Grünen noch einen anderen Schwerpunkt gesetzt: die Direktwahl des Ruhrparlaments des Regionalverbandes Ruhr. „Diese Wahl geht total unter“, meint OB-Kandidatin Andrea Swoboda. Deshalb hat die Partei den Spitzenkandidaten Patrick Voss aus Dinslaken eingeladen.
Hände zu schütteln ist in diesem Wahlkampf tabu
Andrea Swoboda hat schon so manchen Straßenwahlkampf bestritten. Sie sagt: „Dieser Wahlkampf findet unter sehr erschwerten Bedingungen statt.“ Hände schütteln ist tabu. Und wegen Corona bleibt die Maske auf - inklusive Abstand.
Die Linke fährt derweil ein „schweres Gefährt“ auf. Ein aufblasbarer Friedenspanzer parkt auf dem Berliner Platz. Damit erinnert die Partei an den Antikriegstag vom 1. September. Abends wird der Straßenwahlkampf, wie OB-Kandidat Günter Blocks sagt, auf der Gambrinus-Bühne fortgesetzt. Er gibt sich optimistisch, „dass wir eine hohe Anzahl an Wählern mobilisieren können.“ Auch die Linken machen am Samstag auf die Wahl des Ruhrparlaments aufmerksam und informieren über ihr Parteiprogramm. Die Kandidaten Olaf Jung und Wolfgang Freye sind vor Ort und wollen erneut ins Ruhrparlament einziehen. Am Mittwoch ist Sahra Wagenknecht auf dem Berliner Platz zu Gast. „Wenn es nicht in Strömen regnet, rechne ich mit 400 Zuschauern“, sagt Blocks.
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