Kirchhellen. Für jeden neuen Stein in der Schlange am Schölsbach spende ich 10 Cent, hatte Thomas Köster im Mai gesagt. Und damit eine Lawine losgetreten.
Dorfsheriff Thomas Köster hat seine Spendensammlung „Geld für Steine“ beendet. 5000 Euro, die er und ganz viele andere Spender zusammen getragen haben, hat er am Montag dem ambulanten Kinderhospiz in Gladbeck übergeben. Das ist das schöne Ergebnis einer Spendenaktion, wie sie wohl nur unter Corona-Bedingungen hatte entstehen können.
Am Anfang stand die Langeweile. Mitte März, nach der Schließung von Schulen und Kitas auch im Dorf, standen ganz viele Eltern vor derselben Frage: Womit beschäftigen wir um Himmels willen den ganzen Tag unsere Kinder?
Der Boom der bunten Steine
Aus einem Internetforum holte Carmen Nuy die Anregung einer Mutter, als Beschäftigungstherapie für Kinder Steine zu bemalen und auszulegen. Gut möglich, dass die Idee inspiriert war von den Erfindern der „Pottsteine“ Rasant wachsende Gruppen in sozialen Netzwerken beschäftigen sich mit dem Bemalen und Inverkehrbringen solcher Steine. Die Facebook-Gruppe „Pottsteine“ hat derzeit 24.176 Mitglieder, 250 Beiträge pro Tag berichten von ausgewilderten und gefundenen Steinen, darunter wahre Kunstwerke.
Verbindung von Brücke zu Brücke
Carmen Nuy verfolgte mit Tochter und Sohn allerdings einen anderen Weg, im Wortsinn. Ihre Steine sollten nicht auf die Reise durchs Ruhrgebiet gehen. Sie wurden bemalt und ausgelegt, um zu bleiben und Nachahmer anzuwerben. Zu den ersten Steinen im Schölsbachwäldchen zwischen Horsthofstraße und Am Schölsbach legten sie ein Hinweisschild mit der Aufforderung: Lasst uns versuchen, eine Schlange von Steinen entlang des Weges zwischen den beiden Schölsbachbrücken zu legen.
Das war offenkundig eine Idee, deren Zeit gekommen war. An einem Freitag Ende März hatten die Nuys die ersten Steine ausgelegt, am Dienstag drauf zählten sie bereits 192 Steine. Und die Schlange wuchs weiter und weiter. Bald darauf entstand auch ein Gegenstück im kleinen Park an der Brentanostraße. Die Schätzungen schwanken, wie viele bunte Steine derzeit in beiden Schlangen liegen; aber alle sind sie inzwischen fünfstellig.
„Idee für einen guten Zweck nutzen“
Thomas Köster hat die Steinschlange schon früh auf seinen Streifengängen durchs Dorf entdeckt. „Ich habe die ganze Zeit überlegt, wie man den Kindern nicht nur zeigen kann, wie toll sie das machen, sondern wie man ihre Idee für einen guten Zweck nutzen könnte“.
Seine Überlegungen mündeten im Mai in einen Post in der Facebook-Gruppe „Wir sind Kirchhellen“: „Hab mir überlegt, dass ich für jeden Stein, der am Schölsbach abgelegt wird, zehn Cent spenden werde.“ Die für Köster völlig überraschende Reaktion: „Plötzlich meldeten sich immer mehr Leute, die auch spenden wollten.“
Über einen Bekannten widmete Köster ein nicht mehr genutztes Spendenkonto um und meldete in der Gruppe immer wieder neue Spendenhöchstände. Wegen der großen Begeisterung von Kindern und Spendern hat er die Aktion um einen Monat verlängert. Dorfprominenz wie Autor „Oppa Kurt“ Guske und Dorfportal-Macher Marco Willer unterstützten die Aktion. Bei allen Spendern und Unterstützern bedankte sich Köster bei der Scheckübergabe.
Das Kinderhospiz
Der Ambulante Kinder-und Jugendhospizdienstes Emscher-Lippe, so der vollständige Name, hat seinen Sitz seit Mai 2013 am Kirchplatz 5 in Gladbeck im Schatten der Lambertikirche.
27 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begleiten Familien, deren Kinder lebensverkürzend erkrankt oder bereits verstorben sind. Die Familien leben in den Städten Bottrop, Dinslaken, Schermbeck, Dorsten, Gladbeck, Gelsenkirchen, Oberhausen und Voerde.
Der Hospizdienst bietet regelmäßig ein Elternfrühstück und ein Familiencafé als Austauschmöglichkeit für betroffene Familien an.