Bottrop. Wie bewerten die Bottroper das Radfahren in ihrer Stadt? ADFC ruft zur Teilnahme am Fahrradklima-Test auf. 2018 landete Bottrop im Mittelfeld
Das Fahrradfahren – genauer: die dafür benötigten Wege – scheinen der Wahlkampfschlager Nummer eins im Kommunalwahlkampf zu sein. Keine Partei, die sich nicht zu dem Thema in irgendeiner Weise äußert, dazu kommen Interessengruppen, die für das Fahrrad lobbyieren. Doch was sagen eigentlich diejenigen, die im Alltag mit dem Rad unterwegs sind?
Schon seit vielen Jahren befragt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) alle zwei Jahre die Radfahrer danach, ob das Radeln in ihrer Stadt Spaß macht oder doch eher Stress bereitet. Ab dem 1. September sind wieder alle Radfahrer aufgerufen, abzustimmen. Bis zum 30. November können Interessierte sich im Internet beteiligen.
ADFC appelliert an Bottroper, sich ein paar Minuten Zeit für die Fragen zu nehmen
Heinz Brockmann, Vorsitzender des Bottroper ADFC, appelliert an alle Bottroperinnen und Bottroper, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und sich an der Abstimmung auf den Internetseiten des ADFC zu beteiligen.
In den Augen des ADFC habe sich das Angebot für Radfahrer in Bottrop in der letzten Zeit verbessert. So würden etwa im Zuge von Neu- und Umbaumaßnahmen die Belange des Fuß- und Radverkehrs grundsätzlich geprüft und unter Anwendung des gültigen technischen Regelwerks berücksichtigt, sagt Brockmann. Aber: „Jetzt geht es um die Frage: Kommen die Verbesserungen bei den Bürgerinnen und Bürgern an? Was läuft schon gut – was kann noch besser werden?“ Anhand von 27 Fragen will der Fahrradklima-Test das herausfinden.
Seit Ende der Ferien gezielte Kontrollen gegen Falschparker auf Geh- und Radwegen
Da geht es dann unter anderem darum ob das Radfahren Spaß oder Stress bedeutet oder ob sich das Radfahren auch für Neuaufsteiger sicher anfühlt. Auch die Frage, inwieweit die Radwege von Falschparkern frei gehalten werden, spielt da ein Rolle. Zumindest hier gibt es eine aktuelle Entwicklung in der Stadt. Seit Ende der Sommerferien sind Politessen auch auf dem Fahrrad unterwegs und achten besonders darauf, dass Geh- und Radwege nicht zugestellt werden.
Gegenüber der WAZ bezeichnete Brockmann diese gezielten Kontrollen als wichtig. Allerdings: In anderen Städten sei das schon viel länger üblich. Aus seiner Alltagserfahrung als Radfahrer stellt er auch eine These auf: „Ich glaube, diese Streifen finanzieren sich selbst.“
2018 landete Bottrop beim Fahrradklima-Test auf Rang 22 – von 41
Die Stadt spricht zunächst von einem Versuch, angelegt auf sechs Wochen. „Wir wollen schauen, was es bringt und überprüfen, ob wir es in unseren normalen Dienstplan integrieren können“, erläuterte Monika Werwer, Leiterin des Straßenverkehrsamts. Auf jeden Fall sei es auch ein sinnvoller Perspektivwechsel für die Mitarbeiter, die Verstöße aus Sicht der Radfahrer wahrzunehmen.
Beim letzten ADFC Fahrradklima-Test 2018 landete Bottrop übrigens auf Rang 22 von 41 – verglichen mit anderen deutschen Großstädten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern. Als Gesamtnote stand am Ende ein Ausreichend. Als besonders schlecht werteten die Teilnehmer die Ampelschaltung für Radfahrer (5,1). Und auch der Stellenwert, den die Radler in Bottrop genießen, wurde als nicht besonders hoch bewertet (4,8). Schlechte Noten gab’s zudem für den Winterdienst (4,9) und die Reinigung (4,7) auf Radwegen, ebenso für Hindernisse (4,5)
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Besser schnitt Bottrop bei den Fragen nach der Öffnung von Einbahnstraßen für Radfahrer ab (3,1) und nach der Erreichbarkeit des Zentrums (3,3). Auch die Frage nach der Infrastruktur des Radverkehrsnetzes (3,3) gehörte zu den besser bewerteten.
Hier darf abgestimmt werden
Der Fahrradklima-Test des ADFC ist eine Online-Befragung. Wer teilnehmen möchte, der findet die Umfrage ab dem 1. September auf folgender Seite: www.fahrradklima-test.adfc.de. Der ADFC-Fahrradklima-Test ist die größte Befragung zum Radfahrklima weltweit und findet in diesem Jahr zum neunten Mal statt. Das Bundesverkehrsministerium fördert die Befragung.
Rebecca Peters, die stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende, unterstreicht den Wert der Befragung auch für die Kommunen: „Corona hat viele Menschen zum Radfahren gebracht, die das noch nie oder schon lange nicht mehr gemacht haben. Städte sollten jetzt alles daran setzen, diese Neuaufsteiger auf dem Rad zu halten und ihnen dafür einladende und sichere Infrastruktur anzubieten. Der Fahrradklima-Test soll zeigen, wie gut das schon gelingt.“