Bottrop. Eine offizielle Hitzewarnung galt am Dienstag für die Stadt Bottrop. Hier zeigen sich Auswirkungen der Hitze und so kann man sich schützen.

Den Alarm sendete das über seine Warn-App Nina mit einem Sirenenton direkt aufs Handy. Amtliche Warnung vor extremer Hitze war über einem roten Unwetter-Balken im Display des Telefons zu lesen. Temperaturen über 30 Grad herrschen, die Hitze hat Bottrop fest im Griff. Welche Auswirkungen haben die Temperaturen aktuell auf das Leben in der Stadt, wie kann man sich schützen, welche Vorkehrungen werden möglicherweise getroffen, um die Hitzetage erträglicher zu machen?

Im Gesundheitshaus Quellenbusch an der Osterfelder Straße hat Mitarbeiterin Stefanie Albert einige ganz praktische Ratschläge zur Hand. „Lassen Sie möglichst früh die Rollläden vor dem Fenster unten“, sagte sie. Denn dann treffen die Sonnenstrahlen nicht direkt auf die Fensterscheiben und können die Wohnung nicht so stark aufheizen. Auch ein Ventilator könne helfen. Das Gerät bläst die Wärme ja immerhin etwas weg. „Meine Mutter zum Beispiel weiß sich auch so gegen die Hitze zu helfen. Sie lässt Wasser in die Wanne und kühlt ihre Füße darin“, erzählt Stefanie Albert.

Im Gesundheitspark Bottrop bieten Kneipp-Becken und Hydroionisator Abkühlung

Das funktioniert so ähnlich auch im Gesundheitspark, neben dem das Gesundheitshaus am Knappschaftskrankenhaus liegt. In dem Park befindet sich auch ein Kneippbecken. „Das darf jeder nutzen“, erklärt die Mitarbeiterin des Gesundheitshauses. Eine Hinweistafel direkt daneben zeigt, wie Besucher des Gesundheitsparks in dem Wasserbecken die Kneipp-Anwendungen am besten durchführen können. Allerdings: auch Hunde springen immer wieder in das Wasser, wenn ihre Halter sie frei laufen lassen oder nicht zurück halten.

Eine Attraktion in dem Gesundheitspark ist der Hydroionisator, der quasi einen Wasserfall nachahmt. Wenn Besucher sich nähern, lösen Bewegungsmelder einen Wassernebel aus . „Das ist schön“, sagt Stefanie Albert. Denn die Wassertropfen in der Luft erfrischen Spaziergänger im Park ungemein.

In den Altenheimen der Bottroper Carita greift die „Verfahrensanweisung Hitzewelle“

Erfrischungen, das ist auch ein Stichwort, das bei den Seniorenheimen in der Stadt aktuell ganz hoch im Kurs steht. Denn ab einer Temperatur von 30 Grad greife die „Verfahrensanweisung Hitzewelle“, sagt Caritas-Sprecherin Sigrid Hovestadt. Die sieht vor, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um die Bewohner möglichst gut zu schützen. Unter anderem gilt auch, ihnen regelmäßig Getränke anzubieten – pro Stunden mindestens ein bis zwei Gläser, denn: „Bei älteren Menschen reduziert sich oftmals das Durstgefühl, der Körper braucht bei der Hitze aber die Flüssigkeit.“

Außerdem muss regelmäßig gelüftet werden – am besten nachts oder am frühen Morgen, es werde Wert gelegt auf luftige Kleidung oder – bei bettlägerigen Bewohnern – auf luftige Bettwäsche. Auf dem Speisenplan stünden bei derartigen Temperaturen leichte Speisen – etwa Kaltschalen statt Suppen.

Wegen Corona können nicht alle Best-Mitarbeiter schon ganz früh anfangen

Bei der Best haben die Mitarbeiter bei den Hitzewellen der vergangen Jahre früh mit der Arbeit angefangen. Um 6 Uhr startete die Schicht, um möglichst die kühleren Morgenstunden zu nutzen. Das geht dieses Jahr nur eingeschränkt, wegen Corona. Denn es könnten nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig beginnen, dann wäre der Sicherheitsabstand etwa in den Umkleiden nicht mehr gegeben, sagt der Best-Vorstandsvorsitzende Uwe Wolters. Derzeit beginnen die Mitarbeiter zeitversetzt, eine Gruppe kann früh anfangen. „Ansonsten ist mir das Risiko zu hoch“, verweist Wolters auf den notwendigen Infektionsschutz. Zusätzlich stattet die Best ihre Mitarbeiter mit Getränken und auch mit Sonnencreme aus. Schließlich arbeiten sie größtenteils auf der Straße, wo es nahezu keinen Schatten gibt.

Bei der Feuerwehr, genauer im Rettungsdienst kam es bisher nicht zu höheren Einsatzzahlen. Ja, es habe hitzebedingte Einsätze gegeben, beispielsweise bei Kreislaufschwächen, aber noch sei die Zahl der Einsätze im normalen Rahmen, sagt Feuerwehrchef Kim Heimann. Was wohl verstärkt aufgetreten sei in letzter Zeit seien Flächenbrände. „Doch das hat zunächst einmal nichts mit den aktuellen Temperaturen zu tun sondern liegt an der Trockenheit der vergangenen Wochen.“ Hier mahnt die Feuerwehr noch einmal eindringlich zur Vorsicht und verweist auf die Wald- und Flächenbrandgefahr.

Bei der Hitze vergeht den Bottropern die Lust aufs Einkaufen – trotz Klimaanlage

Auch der Einzelhandel in der Stadt leidet, kaum jemand ist bei der Hitze unterwegs. „Wie wahrscheinlich viele Einzelhändler merken wir natürlich auch, dass die Kunden bei so einem Wetter lieber am Badesee liegen oder ihre Zeit im Freibad verbringen“, vermutet man bei Mensing die bevorzugten Aufenthaltsorte bei diesem Wetter zu kennen. Allerdings, einen Anreiz zum Shoppen gibt es dann doch: „Allerdings sind unsere Stores klimatisiert und bieten dem Kunden daher eine weitere Möglichkeit, sich abzukühlen und den überfüllten Liegewiesen zu entfliehen“, lockt Marketing-Managerin Marie-Christin Riße.

Und auch der Blick auf die Wettervorhersage verschafft keine Abkühlung – abgesehen von möglichen Hitzegewittern. Noch bis mindestens Freitag sagen die Meteorologen Temperaturen von mehr als 30 Grad. voraus.

Vor allem Bäume brauchen Wasser

Nicht die Hitze sondern die Trockenheit setzt den Pflanzen im Stadtgebiet zu. Von den zehn Pflegekolonnen des Fachbereichs Umwelt und Grün seien allein drei im Dauereinsatz, um zu gießen, erläutert Thorsten Albrecht von der städtischen Pressestelle. Mit großen Wasserfässern – zweimal 3000 Liter und einmal 5000 Liter – auf ihren Pritschenwagen sind sie im gesamten Stadtgebiet im Einsatz. „Dabe konzentrieren wir uns vor allem auf die Bäume“, so Albrecht. Der Wasserbedarf der vielen noch verhältnismäßig jungen Bäume – nach Pfingststurm Ela mussten viele neue Bäume gepflanzt werden – ist groß. Aufgefüllt werden die großen Fässer regelmäßig am Brunnen am Hallenbad.

Gleichzeitig müssen aber auch die städtischen Mitarbeiter so gut wie möglich vor der Hitze geschützt werden. So hätten die Kolonnen die Anweisung, nach Möglichkeit im Schatten zu arbeiten, so Albrecht. Klar, das funktioniert nicht immer. Doch wo das nicht möglich sei, sollten Arbeiten möglichst früh erledigt werden, wenn es noch kühler ist. „Die Kollegen fangen morgens um 6.30 Uhr an.“ Die Stadt als Arbeitgeber stellt außerdem Sonnencreme und eine Kopfbedeckung zur Verfügung.

Wer mag, kann die Stadt beim Bewässern der Bäume auch helfen. Anwohner können die Pflanzen auch gießen, allerdings, so Albrechts Warnung, sei der Wasserbedarf ziemlich groß. Allerdings helfe womöglich schon eine Kanne Wasser, den Boden lockerer zu halten und sorge dafür, das etwa bei Hitzegewittern das Wasser nicht einfach so abfließt.