Bottrop / Essen. Mustafa K. ist selbst Taxifahrer gewesen. Das hielt den Bottroper jedoch nicht davon ab, seine Kollegen zu überfallen und zu bedrohen

Früher ist er selbst oft Taxi gefahren. Nicht als Gast, sondern um Geld zu verdienen. Er weiß also um die Angst seiner Kollegen vor einem Räuber, der sie angreift. Das soll den Bottroper Mustafa K. aber nicht davon abgehalten haben, eigene Kollegen in Essen, Bottrop und Oberhausen zu überfallen. Vor dem Landgericht gesteht er am Montag die Raubserie.

Der 47 Jahre alte Mann aus dem Bottroper Stadtteil Batenbrock, der da neben Verteidiger Andreas Renschler vor der VI. Essener Strafkammer Platz genommen hat, wirkt wie ein freundlicher Nachbar, mit dem man sich am Wochenende zum Grillabend trifft. Ruhig und sanft ist seine Stimme. Doch der äußere Schein trügt. Mit seinem Messer in der Hand drohte er auch mal, einem Taxifahrer in den Hals zu stechen.

Küchenmesser mit 30 Zentimeter langer Klinge

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Es sind wenige Tage im Juli 2019, die ihn jetzt vor Gericht gebracht haben. Die Serie beginnt am 14. Juli am Essener Hauptbahnhof. Er steigt gegen 18.30 Uhr in eine Taxe, nennt als Fahrtziel den Bottroper Hauptbahnhof. Doch kurz davor lässt er den Fahrer in eine Straße abbiegen. „Da wohne ich“, lügt er. Laut Anklage zieht er ein Küchenmesser mit einer 30 Zentimeter langen Klinge. 40 Euro will er von dem Fahrer, und die bekommt er auch.

Das reicht ihm noch nicht. Er droht dem Fahrer mit einem Stich in den Hals, falls dieser ihm nicht den Wagen überlässt. Der steigt aus, Mustafa K. setzt sich ans Steuer und fährt los. Nur wenige hundert Meter, dann lässt er das Auto stehen.

Leere Geldbörse gezeigt

Zwei Tage später steht er am 16. Juli gegen 16.30 Uhr am Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Wieder nimmt er eine Taxe, will in den Essener Stadtteil Karnap. Dort lässt er den Fahrer einmal stoppen, weil er kurz austreten muss. Die Fahrt geht weiter bis zur Ruhrglasstraße. Er könne nicht zahlen, teilt er dem Fahrer freimütig mit. Um zu zeigen, dass er ehrlich ist, zeigt er diesem auch seine leere Geldbörse.

Der Fahrer reagiert besonnen, will den Ausweis seines Fahrgastes. Da zieht dieser plötzlich ein Küchenmesser. Der Fahrer will abwehren, greift ins Messer und verletzt sich. Dann geht alles schnell. Der Angeklagte fährt wieder weg, nur eine kurze Strecke, und flüchtet. Mitgenommen hat er diesmal das Smartphone des Fahrers, „um es zu verkaufen“, heißt es in der Anklage.

Während der Fahrt Taxe angehalten

Geld hat er nicht erbeutet, und so kommt es nur einen Tag später zur nächsten Tat. Diesmal nimmt er sich gegen 19 Uhr am Bochumer Hauptbahnhof eine Taxe. Nach Bottrop will er, aber während der Fahrt lässt er den Fahrer wieder anhalten. Er gibt vor, in seinem Rucksack auf der Rückbank nach Geld suchen zu müssen. Als er wieder vorne Platz nimmt, greift er dem Fahrer laut Anklage sofort an den Hals. In der anderen Hand hält er ein Messer. Smartphone und das Portemonnaie will er. Doch der Fahrer reißt die Tür auf, rennt weg. Der Angeklagte hinterher, gibt aber schnell auf. Dann fährt er wieder eine kurze Strecke mit der Taxe.

90 Euro erbeutet

Zur letzten Tat kommt es am 20. Juli. An einem Taxistand in der Dortmunder Nordstadt ordert er einen Wagen für eine Fahrt nach Oberhausen. Der Weg führt über die A 42. Während der Fahrt, etwa in Höhe der Abfahrt Neue Mitte, zieht er ein Messer, will Geld. 90 Euro gibt der Fahrer ihm. Er dirigiert ihn zur Ausfahrt, übernimmt danach die Taxe. Am Centro stellt er den Wagen ab.

Früh hatte der bereits vorbestrafte Angeklagte die Taten gestanden. Auch vor Gericht räumt er sie ein. Allerdings will er sich nur an Bruchstücke erinnern. Das mit dem Messer wisse er nicht mehr. Zuvor hatte er von seinem Leben erzählt. Große Probleme hatte er mit Drogen, zuletzt konsumierte er Kokain. „Alles Geld ist da rein geflossen“, sagt der Familienvater, ein gelernter Schlosser. Zwei Entzugstherapien hat er bereits abgebrochen.

Zwei Sitzungstage sind noch terminiert.