Bottrop-Kirchhellen. Einige Kirchhellener fürchten, dass Wölfin Gloria zum Problemwolf wird und die Scheu vor Menschen verliert. Ein Handy-Video soll das zeigen.

Seit Wölfin Gloria in Kirchhellen wieder zwei Schafe gerissen hat, ist die Sorge im Dorf erneut gewachsen. Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder berichtet von Eltern in Holsterhausen, die ihre Kinder aktuell nicht draußen zelten lassen wollen. Zu groß sei die Furcht, es könnte etwas passieren.

Einige Tiere wurden bei dem angriff auch verletzt.  
Einige Tiere wurden bei dem angriff auch verletzt.   © privat

Der Bezirksbürgermeister sieht das Landesamt für Umwelt und Naturschutz (Lanuv) gefordert. Die dortigen Experten müssten klarstellen, ob das Verhalten dieses Wolfes noch artgerecht sei. Dabei geht es Schnieder nicht nur um die letzten Risse in Kirchhellen sowie in der Nacht zu Dienstag in Hünxe. Denn auch wenn manches auf einen Wolfsriss hindeutet, ist das noch nicht belegt. Erst die Auswertung der Spuren und der DNA durch die Lanuv-Experten bringt Sicherheit.

Video könnte den Wolf zeigen, der sich auch von einem Trecker nicht abschrecken lässt

Schnieder verweist aber auch auf neue Filmaufnahmen, die den Wolf in unmittelbarer Nähe zu Menschen zeigen, etwa auf einem Feld, wo er sich auch vom Trecker nicht aus der Ruhe bringen lässt. Dieses Material will er nun dem Lanuv zur Verfügung stellen. Dort, so Schnieder, solle dann geprüft werden, ob der Film tatsächlich einen Wolf zeigt. Sollte das der Fall sein, gehe es darum, eine Aussage zu bekommen, inwieweit das Verhalten dieses Tieres artgerecht sei. Zumal sich ja ein zweiter Wolf in dem Gebiet angesiedelt habe.

Bottrop-Kirchenhellen- Mutmaßliche Wolfsichtung im Kornfeld

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    Schnieder und andere Kirchhellener befürchten, dass Wölfin Gloria inzwischen kein natürliches Verhalten mehr an den Tag legt. Zuletzt habe das Tier an der Hiesfelder Straße einen Zaun überwunden, den die Wolfsexperten aus Münster selbst als wolfssicher eingestuft hätten – rund 1,50 Meter hoch und unter Strom, sagt Schnieder. Hinter dem Zaun wurden Schafe gerissen. Dabei ging es um Tiere einer Rasse, die auf der Roten Liste steht.

    Landesamt informiert auf seiner Internetseite über den Umgang mit Wölfen in NRW

    Doch so einfach ist es eben nicht zu sagen, welches Verhalten für einen Wolf noch natürlich ist. Das Reißen von Schafen oder anderen Nutztieren kommt laut Lanuv immer wieder vor. Auch wenn Wölfe Menschen in der Regel meiden, komme es zu Sichtungen, informiert das Landesamt auf seiner Internetseite wolf.nrw. „Der Wolf reagiert auf den Anblick des Menschen vorsichtig, aber er er greift nicht immer sofort die Flucht. Oft zieht sich das Tier langsam und gelassen zurück. Vor allem bei jungen und unerfahrenen Wölfen kann es auch vorkommen, dass die Neugier stärker ist als die Furcht,“, so der Hinweis. Angriffe von gesunden, freilebenden Wölfen auf Menschen seien in Deutschland nicht dokumentiert.

    Gleichzeitig steht auf der Internetseite dieser Satz: „Nur wenn eine individuelle Verhaltensauffälligkeit fachlich nachgewiesen wurde, bestehen bei einzelnen Exemplaren, die dem Menschen zu nahe kommen oder wiederholt gesicherte Zäune überwunden haben, um Nutztiere zu töten, weitere Handlungsmöglichkeiten – letztendlich auch der Abschuss.“ Und zumindest das Überwinden der Zäune hat die Schermbecker Wölfin schon mehrfach geschafft.

    Landwirtschaftsverbände sprechen sich für den Abschuss einzelner Tier aus

    Auch die Landwirtschaftsverbände melden sich zu Wort. Deren Überlegungen sind allerdings vor allem grundsätzlicher Natur. So äußerte sich der rheinische Bauernpräsident Bernhard Conzen gegenüber der NRZ: „Mit jeder neuen Sichtung oder gar Nutztier-Rissen wächst die Sorge unserer Tierhalter“. Erfahrungen aus Niedersachsen zeigen, dass „Problemwölfe“ konsequent entnommen werden müssten. Der Bauernpräsident betont, es gehe nicht darum, dass Landwirte pauschal etwas gegen den Wolf hätten – „doch es ist schwer zu ertragen, dass das Wohl eines einzelnen Tieres über das vieler Weidetiere gestellt wird“.

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    Auf westfälischer Seite hat man sich schon früh Gedanken zum Thema Wolf gemacht. Bereits 2017 forderte man dort ein Wolfsmanagement für NRW, „das den Namen verdient“. Der WLV und der Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagden haben gemeinsam ein Gutachten erstellen lassen. Der Gutachter hält eine angemessene Regulierung des Wolfsbestandes durch die Jagd nach dem Vorbild anderer europäischer Staaten für angebracht, „da der Wolf in Mitteleuropa nicht gefährdet sei. Falls dies nicht geschehe, drohten sich die Konflikte mit dem Wolf für Tier und Mensch deutlich zu verschärfen“.

    Geschädigter Schäfer verklagt Kreis Wesel

    Ein Schäfer aus Wesel geht einen anderen Weg. Der Wolf hat mehrere Tiere seiner Herde gerissen, einen Antrag, den Wolf zu erschießen oder aber zumindest zu vergrämen hat der Kreis Wesel abgelehnt. Nun hat der Schäfer dagegen Beschwerde vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eingelegt.

    „Der Kreis Wesel hat nun Gelegenheit zur Erwiderung“, erklärte die Gerichtssprecherin gegenüber der NRZ. Schriftsätze zum Verfahren seien angefordert worden. Ein Termin für eine Verhandlung sei noch nicht abzusehen.