Bottrop. Im denkmalgeschützten Badehaus der Zeche Rheinbaben baut ein Investor eine Kita. Das ehemalige Tauchbecken bekommt dabei eine besondere Funktion.

Diese neue Kita wird anders als viele andere Kitas der Stadt. Oliver Helmke baut das ehemalige Badehaus der Zeche Rheinbaben – bekannt als Sauna Rheinbaben – zu einer Kindertagesstätte um. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, müssen sich die Planer einiges einfallen lassen. Insbesondere der charakteristische Turm – hier war das Tauchbecken der Sauna – und der Eingangsbereich sind denkmalwürdig. Aber auch der Rest des Hauses muss erhalten bleiben.

In einigen Bereichen des alten Zechenbau-Komplexes in Bottrop musste die Decke komplett neu eingezogen werden.
In einigen Bereichen des alten Zechenbau-Komplexes in Bottrop musste die Decke komplett neu eingezogen werden. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Für das ehemalige Tauchbecken haben sich die Planer um Projektleiterin Tessa Hartmann und Architekt Nils Martens etwas Besonderes einfallen lassen. Wo sich Saunagäste früher abgekühlt haben, können Kita-Kinder künftig durch Bälle toben. „Wir ziehen hier einen Zwischenboden ein und machen dann aus dem Becken ein Bällebad“, erläutert Helmke. Aber auch weitere Details wie die charakteristischen Kacheln aus dem Duschbereich oder die alten Holzzargen werden erhalten.

Stadt Bottrop hat lange nach einem Käufer für das Denkmal gesucht

Im März hat er das denkmalgeschützte Gebäude von der Stadt übernommen. Die wollte den Komplex loswerden, er war sanierungsbedürftig, der Unterhalt teuer. Schon vor einiger Zeit habe die Stadt ihm das alte Zechengebäude angeboten, damals hatte er keine Verwendung, erinnert sich Helmke. Als er dann erfahren habe, dass die Stadt auf dem Eigen noch eine weitere Kita braucht, sei die Idee entstanden, die in dem 1950er-Jahre Altbau zu realisieren.

Das Gesundheitshaus hatte die Bergwerksgesellschaft Hibernia 1956/57 für die damalige Zeche Rheinbaben gebaut. So konnten die Bergleute, die im Staub der Zeche arbeiteten, in der Sauna etwas für ihre Gesundheit tun. Außerdem konnten sich auch die Bewohner der umliegenden Zechensiedlungen, in deren Häusern es damals zumeist noch keine Badezimmer gab, in dem Badehaus waschen. Nach Schließung der Zeche übernahm die Stadt das Haus und öffnete die Sauna für jedermann.

Ab März soll die neue Kita in dem alten Bottroper Badehaus eröffnen

Sieben Kitas hat Helmke inzwischen in Bottrop gebaut – für die unterschiedlichsten Träger. An der Rheinbabenstraße wird die AG Soziale Brennpunkte (AGSB) einziehen. Die betreibt an der Robert-Brenner-Straße in der Boy schon die Rappelkiste. Ab März soll dann auch „Ratz & Rübe“, so der Name der neuen Kita, öffnen.

Die alten Holzzargen und die charakteristischen Kacheln im Duschbereich werden erhalten.
Die alten Holzzargen und die charakteristischen Kacheln im Duschbereich werden erhalten. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Für Laien beim Anblick des entkernten Hauses schwer vorstellbar. Helmke und Tessa Hartmann sind aber optimistisch. „Wir liegen voll im Zeitplan, es wird alles klappen.“ Der jetzige Zustand sei schon wieder gut, der Aufbau hat schon wieder begonnen. Vier Gruppenräume und entsprechende Nebenräume werden gebaut – einer im alten Anbau, der durch einen neuen, von vorn nicht sichtbaren Wintergarten eine direkte Verbindung mit dem Rest des Komplexes erhält. Aus einem alten Saunasaal machen die Handwerker einen Mehrzweck- und Gymnastikraum, auch eine Küche ist eingeplant, denn in der Kita soll frisch gekocht werden. Dazu kommen Personal- und Büroräume.

Kita-Betreiber will bei der Gestaltung an die Bottroper Bergbautradition anknüpfen

Auch der Eingangsbereich und insbesondere die Türen müssen erhalten bleiben. Die würden von einem Fachbetrieb aufgearbeitet und so angepasst, dass sie auch den Vorschriften für Kitas entsprächen, sagt Helmke. Gut geschützt und verborgen hinter Schalbrettern findet sich im Eingangsbereich der Kita noch etwas anderes: die klassische Schwimmbadkasse. Ein Fenster mit ovaler Öffnung in der Mitte, durch das die Eintrittskarten verkauft wurden. „Das integrieren wir in das Büro der Kita-Leitung“, freut sich Helmke.

Der prägende Turm der Sauna Rheinbaben gab dem Gebäude von außen den Wiedererkennungswert. Aktuell ist er sehr zugewuchert, im Innern ist das Tauchbecken, das nun zum Bällebad wird.
Der prägende Turm der Sauna Rheinbaben gab dem Gebäude von außen den Wiedererkennungswert. Aktuell ist er sehr zugewuchert, im Innern ist das Tauchbecken, das nun zum Bällebad wird. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Der Bauherr ist überzeugt davon, dass alle Beteiligten von dem Projekt profitieren: Die Stadt, weil das Gebäude gut neu genutzt und auch erhalten wird, und auch die AGSB als Träger. Die will bei der Gestaltung sowohl innen als auch außen bewusst an die Bergbautradition anknüpfen. „Geplant sind etwa Elemente im Außenbereich als Förderturm oder Grubentelefon“, heißt es seitens der AGSB.

Aus dem bisherigen Vorgarten wird das Außengelände für die Kita

Dieser Außenbereich wird vor der Kita liegen. Aus dem bisherigen Vorgarten wird dann der Spielplatz für die Kinder. Die großen alten Bäume sollen erhalten bleiben. Und auch hier spielt wieder der Denkmalschutz eine Rolle. Selbst die Anordnung der Parkplätze spiele da hinein, so Helmke. Klar kommen die Stellplätze direkt vor dem Gebäude weg. Sie werden dem Außengelände der Kita zugeschlagen. „Aber wir greifen die Form wieder auf und legen den Sandkasten entsprechend an“, so Helmke.

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Damit entsteht auf dem Eigen sicher einer der ungewöhnlichsten Kita-Bauten der Stadt – vielleicht neben der gerade eröffneten Kita St. Elisabeth, in deren Neubau Teile des Altarraums integriert wurden, oder auch der neuen evangelischen Kita auf der Pfarrstraße. Dort wird aktuell eine denkmalgeschützte historische Stadtvilla für Kinder umgebaut.

Weitere Infos und Anmeldung

Die AGSB rechnet damit, die Kita am 1. März kommenden Jahres zu eröffnen. Dort werden dann Plätze für unter und für über Dreijährige angeboten. Anmeldungen seien bereits möglich, so die AGSB – entweder über das städtische Internetportal Kita-Online oder aber telefonisch in der Rappelkiste, 02041 9966999.

Der Name „Ratz und Rübe“ zeigt übrigens die Verbundenheit zur zweiten AGSB-Kita in Bottrop, der Rappelkiste. „Ratz und Rübe sind zwei wissbegierige Figuren aus der Kultserie Rappelkiste der 70er Jahre“, erklärt die AGSB.

Für Oliver Helmke ist es übrigens nicht der erste historische Zechenbau, den er saniert. Ihm gehört auch die alte Kaue von Prosper II an der Knappenstraße. Dort ist das Grusellabyrinth eingezogen.