Bottrop. Reiselust einerseits, Unsicherheit und Angst andererseits - das erleben Fachleute in Bottroper Reisebüros. Was sie sorgt und worauf sie hoffen.
Die Sommerferien sind da, coronabedingte Reisewarnungen für viele europäische Länder sind aufgehoben – wird damit jetzt auch wieder Urlaub gebucht? „Insgesamt läuft das Geschäft noch schleppend“, sagt Edgar Holze, Chef des gleichnamigen Reisebüros in Bottrop-Boy. „Viele Menschen sind noch unsicher.“ Er hat bemerkt: „Die Reiselust ist da, aber die Angst sitzt im Nacken.“
Bottroper Reisebüros spüren die Unsicherheit der Kunden
Balearen und Kanaren würden in seinem Reisebüro zwar wieder gebucht, für den Sommer noch und Richtung Herbst (und fürs nächste Jahr sogar schon wieder eine Schiffsreise) – „aber nicht so wie vor Corona“, sagt Holze. „Die Unsicherheit steckt in den Leuten drin.“ Und wenn man dann noch sehe, dass Urlauber aus dem von einem massiven Corona-Ausbruch betroffenen Kreis Gütersloh aus Usedom wieder nach Hause geschickt wurden…
Inzwischen haben mehrere Bundesländer ein Beherbergungsverbot oder andere Beschränkungen für Menschen aus innerdeutschen Corona-Risikogebieten festgelegt, die keinen negativen Test vorweisen können.
„Wir haben vereinzelte Buchungen“, sagt auch Natascha Sayk von der Flugbörse. Viel befinde sich im Eigenanreise-Sektor, also Richtung Holland, Nord- und Ostsee, teils in die Berge. „Es gibt auch Flugreisen“, so Sayk weiter, hier seien Mallorca, Griechenland und die Kanaren die meist gefragten Ziele. Es gebe auch Fälle, in denen Veranstalter coronabedingt Reisen storniert hätten und die Kunden nun nach Alternativen suchten.
Die Kunden haben viele Fragen an die Reisefachleute
„Trotzdem sind noch viele Leute verängstigt“, hat auch die Fachfrau der Flugbörse beobachtet. „Es gehen auch viele Falschmeldungen rum.“ Zum Beispiel, dass man den Strandbesuch auf Mallorca buchen müsste – „dazu liegen uns aber keine Informationen vor.“ Oft würde auch gefragt, ob es an den Flughäfen Corona-Tests gebe. „Nein, nicht in Europa“, ist dann die Antwort der Expertin. „Vielleicht wird dort aber Fieber gemessen und dann weiter gesehen.“
Insgesamt jedenfalls laufe das Geschäft noch überschaubar. „Es müssen erst Leute von einer Flugreise wiederkommen. Dann wird es entspannter, wenn die Menschen sehen, wie der Ablauf ist“, meint Sayk.
Deutschland ist so für den Sommer gut wie ausgebucht
Das glaubt auch Johanna Weigel vom gleichnamigen Reisebüro auf dem Eigen. „Die Kunden sind im Moment nicht willig, Auslandsreisen zu buchen. Sie wollen erst die Testurlaube abwarten“, glaubt sie. Die Stimmung unter den Kunden könnte sich ändern, wenn die ersten Rückkehrer in der Bekanntschaft von ihren Urlaubserlebnissen etwa unter Hygieneauflagen erzählen, hofft Johanna Weigel. Doch auch dann geht sie nicht davon aus, dass schon für den Sommer noch groß Flugreisen gebucht werden. „Für meine Kunden kann ich sagen: Auch für sie ist Kurzarbeit ein Thema.“
Deutschland sei soweit ausgebucht, vom Ruhrgebiet aus würden vor allem Nord- und Ostsee angestrebt. „Es gibt ja auch die, die schon vor Corona im Urlaub in Deutschland bleiben wollten. Die haben schon letztes Jahr gebucht“, so Weigel. Vereinzelt gebe es jetzt noch freie Kapazitäten, „die enorm teuer sind“.
„Den ganzen Sommer gearbeitet – für nichts“
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Die seit Beginn der Corona-Krise gebeutelte Reisebranche bleibt damit trotz offizieller Lockerungen auch weiterhin in einer schwierigen Lage. „Ein bisschen Belebung merkt man. Aber wenn das so bleibt wie jetzt, ist das nicht rentabel“, sagt Edgar Holze, der sein Geschäft in der Boy seit über 30 Jahren führt. „Wir haben den ganzen Sommer gearbeitet – für nichts; haben Reisen gebucht – und wieder storniert.“
Wegen der noch überschaubaren Buchungen bleibt zum Beispiel die Flugbörse in Stadtmitte bei ihren verkürzten Öffnungszeiten wochentags von 10 bis 15 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr. Johanna Weigel berichtet von noch laufenden Reise-Rückabwicklungen, Kurzarbeit, fehlenden Einnahmen und der Sorge, dass die großen Veranstalter aufgrund coronabedingter Stornierungen Provisionen zurückhaben wollen. „Die weinen der Autobranche nach, aber das Wasser steht uns hier in der Tourismusbranche bis zu den Nasenlöchern“, kritisiert sie in Richtung Politik.
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Reisehinweise beachten
„Auch wenn die Reisewarnung für einige europäische Länder am 15. Juni aufgehoben wurde, sollten sich Reisende vor Reiseantritt informieren. Denn es kann auch weiterhin zu Beschränkungen kommen“, heißt es auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes. Es gilt, die jeweils aktuellen Bestimmungen der einzelnen Reiseländer zu prüfen. Dabei helfen die Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes.
Wer Urlaub in einem Corona-Risikogebiet macht, muss damit rechnen, sich nach Rückkehr in eine zweiwöchige Quarantäne begeben zu müssen. Urlauber können davon befreit werden, wenn sie bei der Einreise nach Deutschland einen negativen Corona-Test vorweisen können, der nicht älter als 48 Stunden ist. Diese Bestimmung der Corona-Einreiseverordnung gilt zunächst bis zum 1. Juli.