Bottrop. Neuer Internetauftritt des Museums Quadrat sei immer noch Anhängsel der Stadtseite. Politiker: Beschluss ignoriert, Missachtung des Ausschusses.
Der coronabedingt erste Kulturausschuss in diesem Jahr begann besinnlich, mit einem Gedenken an den im April verstorbenen Kulturamtsleiter Andreas Kind. Die Sitzung endete dafür umso turbulenter - fast mit einem Eklat. Politiker von DKP, Grünen, ÖDP und SPD sprachen von Missachtung des Gremiums, Ignorierung eines Ausschussbeschlusses durch die Stadtverwaltung, nannten das Vorgehen sogar „undemokratisch“: Es ging um den neuen Internetauftritt des Museumszentrums Quadrat. Der sei entgegen des ausdrücklichen Willens des Kulturausschusses wohl eine eigene Domain, weiterhin aber lediglich ein Anhängsel des städtischen Internetauftritts und keine eigene Homepage. Die war jedoch von manchen Mitgliedern seit Jahren - und am Ende vom Ausschuss einstimmig - gefordert worden.
Eigene Domain ist längst keine eigene Homepage
Es seien Zeit, Geld und Personal für etwas aufgewendet worden, was man so im Ausschuss nie besprochen habe. „Will uns die Verwaltung veräppeln?“ Frank Beicht (SPD) schnappt förmlich nach Luft. Die Verwaltung habe sich offensichtlich über den Beschluss des Kulturausschusses hinweg gesetzt. Sprengelmuseum Hannover, Museum Folkwang Essen, Museumsmeile Bonn: „Da macht es Bäng!, wenn man direkt auf die Seite kommt und wer hier www.quadrat.bottrop.de eingibt, landet bei einer Suchmaschine, ohne „www.“ beim Museum - auf der Homepage der Stadt!“ Beicht ist außer sich. Andere springen ihm bei.
Stefan Krix (ÖDP): „Beicht hat absolut recht, auch ich finde das eine Frechheit und eine Missachtung dieses Ausschusses.“ Man habe ausdrücklich gefordert, das Museum, das durch Albers internationalen Rang hat und jetzt noch erweitert wird, in seiner Außendarstellung nicht als Anhängsel der Stadtseite zu präsentieren, eigene Domain hin oder her. Und Roger Köllner (Grüne): „Es muss doch in der Bottroper Verwaltung Leute geben, die diesen ausdrücklichen Auftrag verstehen und umsetzen können, das ist doch kein Hexenwerk.“ Michael Gerber (DKP) sekundiert: Und man habe schließlich Geld dafür in den Haushalt eingestellt, wohl eine fünfstellige Summe - und jetzt das! „Mehr konnte man nicht leisten unter diesen personellen und finanziellen Bedingungen, fünfstellig ist die Summe nie gewesen“, so der Museumsdirektor. „Ich hätte aber erwartet, Herr Dr. Liesbrock, dass sie uns informiert hätten, wenn sie mit dem Geld nicht auskommen“, so die Ausschussvorsitzende Monika Budke (CDU).
Vorgang auch Thema in der nächsten Sitzung
Stadtsprecher Andreas Pläsken: Seitens der Pressestelle und bei anderen Abteilungen habe niemand gegen einen Beschluss des Ausschusses gearbeitet. Auch als ein Beschlussprotokoll aus dem letzten Jahr hereingereicht wird, wird die Sache nicht eindeutiger. Jochen Brunnhofer, als neuer Kulturdezernent erstmals in diesem Ausschuss: „Das Protokoll muss noch einmal genau gelesen werden.“ „Andere Protokolle darüber auch“, murmelt jemand im Hintergrund. Frank Beicht vor dem Sitzungssaal, der Aula Welheim: „Dr. Liesbrock und das Museum haben ja geliefert, die Inhalte sind ja da: Aber die Stadt hat nicht geliefert und führt uns seit zwei Jahren in Sachen Internetauftritt an der Nase herum, aber das ist ja nicht nur beim Museum so.“ Im neuen Kulturausschuss geht es weiter. Der tagt nach der Kommunalwahl im Herbst.
Jahresausstellung Bottroper Künstler soll 2020 möglichst stattfinden
Bei anderen Themen ging es im Kulturausschuss weniger hitzig zu. Über das coronabedingte Plus im Kulturetat von gut 120.000 Euro will man parteiübergreifend vorsichtig entscheiden und es auf jeden Fall im Kulturbereich belassen. Ein Beschlussvorschlag dazu von der DKP wurde aber mehrheitlich abgelehnt.
Der Vorschlag, wegen der laufenden Bauarbeiten zur Erweiterung des Quadrats die Jahresausstellung Bottroper Künstler 2020/21 abzusagen, wurde so nicht entscheiden. Die Ausschussmitglieder schlugen die Suche nach einem geeigneten Ersatzort vor.