Bottrop. Von Ansturm nach der Wiederöffnung kann bei Berger und im Bahnhof Nord noch keine Rede sein. Psychologisch war es für alle aber ein gutes Signal.
Am ersten Wochenende nach der Wiederöffnung in der Coronakrise zeigen sich zwei der Flaggschiffe der Bottroper Restaurantszene neutral bis vorsichtig zuversichtlich. Was Stefan Bertelwick vom Traditionshaus Berger in Feldhausen und Thorsten Stöcker vom Bahnhof Nord unabhängig von einander loben sind die Disziplin und das Verständnis der Gäste für die Umsetzung und vor allem Einhaltung der Coronareglen.
„Die Leute sehen, was wir hier hygienemäßig tun, selbst die Kugelschreiber, die beim Eintragen in die Besucherlisten verwendet werden, desinfizieren unsere Mitarbeiter“, so Stefan Bertelwick. Auch über fehlende Tischdecken aus Hygienegründen habe sich noch niemand beschwert. Alle scheinen sich zu freuen, dass es überhaupt wieder losgeht, wenn auch zaghaft. Dienstag bis Donnerstag war offensichtlich noch Vorsicht angesagt, seit Freitag und Samstag seien aber immerhin 70 bis 80 Prozent der um etwa die Hälfte verringerten Plätze besetzt gewesen. Von Umsatz will Bertelwick daher noch nicht reden. Es sei eher eine psychologische Sache. Die Leute könnten wieder arbeiten, die Gäste wieder ihr Lieblingsessen bekommen, auch wenn manche noch durch Falschmeldungen in verschiedenen Medien verunsichert seien.
Gäste sind oft noch verunsichert
Natürlich könne man auch spontan vorbeischauen. Und die angeblich so bösen Klimaanlagen, die Viren verbreiten? „Viele, wir auch, haben nur eine Abluftanlage, die für den Luftaustausch sorgt, da kann gar nichts passieren.“ Nirgendwo geben es striktere Hygieneregeln, als in der Gastronomie. Der vorsichtige Neustart ändere aber nichts an der prekären Gesamtsituation. So wartet Bertwewick natürlich auf einen einheitlichen Steuersatz von sieben Prozent auf alles, Getränke, Speisen, Übernachtungen. Und: Über den Berg sei so rasch keiner in der Branche. Wahrscheinlich müsse es noch ein zweites Hilfspaket geben, um Entlassungen trotz Kurzarbeit zu vermeiden.
Thorsten Stöcker hatte mit seinem Bahnhof Nord ebenfalls einen durchwachsenen Neustart. Mittwoch ganz gut, Donnerstag eher schlecht. zum Wochenende wieder besser. Immerhin kann er fast alle 100 Plätze wie sonst auch anbieten. „Wir haben viel Platz, auch durch die Veranstaltungsräume, und können die Gäste dementsprechend weit voneinander entfernt platzieren.“ Und der Blick auf Gäste und Team zeigt: „Es tut allen gut, wieder da zu sein, glückliche Gesichter zu sehen.“ Aber auch er weiß: Das dicke Ende dieser Schließungsorgie werde sich vielleicht erst im nächsten oder sogar übernächsten Jahr zeigen.