Bottrop. Bund und Länder vereinbarten einen Grenzwert für Neuinfektionen. Wird der überschritten, folgen Maßnahmen. Die Entwicklung der Bottroper Zahlen.

Die strikten Corona-Regeln werden überall ein Stück weit gelockert. Aber die Ministerpräsidenten und Bundeskanzlerin haben sich geeinigt, dass es regional in einer Stadt zu Gegenmaßnahmen kommen wird, wenn der Wert wieder ansteigt. Möglich wäre sogar ein erneuter, räumlich begrenzter Lockdown. Entscheidend ist da ein bestimmter Wert. Nämlich die Zahl der Neuinfektionen der letzten sieben Tage, gerechnet auf 100.000 Einwohner. Grund genug zu schauen, wo Bottrop da eigentlich steht – unabhängig vom Expertenstreit darüber, wie sinnvoll diese Regel ist und ob der Grenzwert zu hoch gesetzt wurde.

Im Zeitraum vom 1. bis 7. Mai zählte die Stadt 24 Neuinfektionen, runtergerechnet auf 100.000 Menschen liegt der Wert bei 17,9. Den meldet auch das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitagnachmittag. Damit liegt Bottrop unter dem Grenzwert von 50. Zufrieden sei man aber nicht, sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken.

Ausgangspunkt für Infektionen in Bottrop war ein Unternehmen in Essen

Denn die 24 Neuerkrankungen seien letztlich an drei aufeinanderfolgenden Tagen Zustande gekommen. Das habe auch den Krisenstab alarmiert, so der Stadtsprecher. Letztlich aber habe man 14 dieser Infektionen auf zwei Quellen zurückverfolgen können.

Demnach sei der Ausgangspunkt einer Infektion ein Unternehmen in Essen. Dort hätten sich mehrere Mitarbeiter infiziert, darunter auch einer, der in Bottrop wohnt. Der allerdings stamme aus einer Großfamilie und hat acht Familienmitglieder angesteckt. Die übrigen sechs habe man auf einen Ausbruch in Oberhausen zurückführen können. Pläsken: „Das schlimmste wäre, wenn wir bei einem solchen Ausbruch die Infektionsketten nicht mehr nachvollziehen könnten.

Zuletzt gab es in Bottrop an drei Tagen keine neuen Infektionen

Seit drei Tagen nun musste die Stadt keine weiteren Neuerkrankungen melden. Die Gesamtzahl der Infizierten stand Freitagnachmittag immer noch bei 175. Das hat zur Folge, dass sich in den nächsten Tagen der Wert für Bottrop weiter bessern wird, sprich man wird sich vom Grenzwert entfernen. Meldungen der vergangenen Tage, wonach Bottrop beim neu eingeführten Grenzwert verhältnismäßig weit vorne liegen, relativieren sich somit ein wenig.

Gleichzeitig zeige der Anstieg um 24 Fälle innerhalb des kurzen Zeitraums aber klar: „Corona ist noch nicht vorbei.“ Nach wie vor müssen sich die Menschen an Hygiene- und Abstandsregeln halten. Pläsken sagt aber auch, dass diese aktuellen Zahlen nun nicht taugten, um für oder gegen die Lockerungen zu argumentieren. Angesteckt hätten sich die Betroffenen schon vor den Lockerungen.

Infektionen in Bottroper Pflegeheimen und Krankenhäusern verlief glimpflich

Die Stadt bleibt dabei, weiterhin nach den Vorgaben des RKI zu testen. Zur Gesamtzahl der Tests könne die Stadt keine Angaben machen, da nur der geringste Teil der Tests auf die Stadt zurückzuführen sei. Krankenhäuser, Pflegeheime, Unternehmen und die Kassenärztliche Vereinigung im Saalbau würden viel stärker testen, doch Zahlen erfahre die Stadt nicht. Im Krisenstab jedoch, so Pläsken, herrsche der Eindruck, wir testeten nicht zu viel und nicht zu wenig.

Glück hat Bottrop, dass große Ausbrüche in Pflegeheimen und Krankenhäusern, wie etwa in Gladbeck, wo inzwischen 19 Menschen mit dem Virus verstorben sind, hier bisher nicht vorkamen. Es habe Fälle in Bottrop gegeben, so Pläsken, doch habe man die Infektionsketten nachvollziehen können und es kam nicht zu einem massenhaften Ausbruch.

Linke gehen Öffnungen zu weit

Die Linke zeigte sich aufgeschreckt von den Berichten, wonach Bottrop NRW-weit zu den Kommunen gehörte, die dem Grenzwert vergleichsweise nahe kommen. Ratsherr Niels-Holger Schmidt forderte OB Bernd Tischler und den Leiter des Krisenstabs, Paul Ketzer auf, Maßnahmen zu ergreifen, um den Anstieg der Infektionen einzudämmen.

Schmidt wiederholte seiner Forderung, die Schulen in Bottrop nicht weiter zu öffnen. Gleichzeitig kritisierte er die angekündigten Kita-Öffnungen und den bevorstehenden Start im Amateursport.