Bottrop. Kneipen sind leer, Gäste dürfen nicht kommen, stattdessen wird im Cottage und im Passmanns gewerkelt. So soll es aussehen, wenn es wieder losgeht
Wenn man so will, wäre die Theke im Cottage nun auch corona-sicher. Wie ein überdimensionaler Spuckschutz hängt die dünne Plastikplane von der Decke bis zum Boden vor der Theke. Aber selbstverständlich hat Ralf Mader seinen Pub auf dem Eigen noch nicht auf irgendwelche möglichen Auflagen zur Wiedereröffnung vorbereitet. Statt der Gäste soll hier die Theke geschützt werden. Denn rundherum wird fleißig gearbeitet.
Mader nutzt die Corona-Zwangspause, um das Cottage zu renovieren. Ein Teil der Decke ist bereits angestrichen, strahlt wieder in hellem weiß. „Die war ja ursprünglich auch weiß“, sagt Mader. Doch dort, wo noch nicht gestrichen ist, sieht man deutlich, was jahrelanges Rauchen in der Kneipe mit der Einrichtung macht. „Mit dem Rauchverbot bleibt sie dann ja länger weiß“, scherzt Mader.
Eigentlich sollte im Cottage nur ein neuer Dunstabzug montiert werden
Dass sein Laden nun komplett überholt wird – im Kaminzimmer sind die Tapeten abgerissen, stattdessen sieht man blanken Putz und Ziegelsteine – war so gar nicht geplant, sagt der Wirt. „Eigentlich wollten wir in der Küche nur einen neuen Dunstabzug montieren.“ Dann habe er sich entschlossen dort auch noch die Decke zu erneuern und so kam eins zum anderen. Jetzt also die komplette Renovierung der Kneipe – mit Ausnahme des großen Saals, denn der sei erst vor wenigen Jahren auf Vordermann gebracht worden.
Pinsel, Bohrhammer, Eimer – wo es sich sonst die Gäste gut gehen lassen, sieht es nun aus wie auf einer Großbaustelle. Doch auf diese Weise, so Mader, könne er die Corona-Zwangspause zumindest sinnvoll nutzen. Zumal die letzte Renovierung auch schon gut 20 Jahre her sei, es also nicht schaden kann, wieder einmal Hand an zu legen.
Tatsächlich macht er – unterstützt von Helfen – den Großteil der Arbeiten selbst. „Wer hier kein Heimwerker ist, der hat sowieso ein Problem“, sagt er und deutet ringsherum. Das jetzige Cottage hat sich über viele Jahre entwickelt, immer wieder wurde irgendwo etwas angebaut. Teile des Gebäudes an der Herzogstraße sind aus den 1930er-Jahren, andere aus den 1970ern. Da gibt es immer wieder Ecken, wo der Wirt als Handwerker gefragt ist.
Cottage-Wirt setzt auf „schottische Atmosphäre“
Noch gut zwei Wochen, so schätzt Mader, und die Baustelle sei abgeschlossen. Dann sei auch das Kaminzimmer so gemütlich wie zuvor. Der Cottage-Inhaber setzt hier wieder ganz auf die „schottische Atmosphäre“.
In der Kulturkneipe Passmanns schlägt einem ebenfalls der Duft von Lack und Farbe entgegen. Michael Mrosek hat gerade die Lackierrolle beiseite gelegt. Er versieht die Barhocker mit einem frischen Anstrich. Die Wände habe das schon hinter sich. Anstatt der doch recht knalligen Farben vorher – viel gelb – gibt sich der neue Anstrich wesentlich gedeckter. Mrosek setzt auf Grau- und Petroltöne.
Doch bevor die Farbe an die Wände kam, mussten erst einmal die zahlreichen Löcher und Macken – das passiert halt mit den Jahren – ausgebessert werden. „Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Spachtelmasse verbracht“, sagt Mrosek.
Passmanns sollte eigentlich im Sommer renoviert werden
Er hatte sowieso eine kleinen Schönheitskur für die Kulturkneipe an der Kirchhellener Straße vorgesehen. Zwei Wochen wollte er im Sommer dicht machen – während der EM. Dann kam Corona und die Erkenntnis, die Zwangspause sinnvoll zu nutzen. „Man kann entweder den Kopf in den Sand stecken oder was sinnvolles tun und sich auf die Zeit vorbereiten, wenn wir wieder öffnen dürfen.“
Klar, auch im Passmanns gilt: Fängt man einmal an, so wird die Baustelle immer größer. Vieles macht Mrosek in Eigenregie, Ausnahme ist die Theke. Auch die wird komplett neu aufgebaut, vor allem im rückwärtigen Bereich. Dort haben die Mitarbeiter künftig mehr Arbeitsfläche und mehr Stauraum. Dazu wurden sämtlich Bänke und Tische abgeschliffen und werden neu versiegelt, die Lampen durch LED-Technik ersetzt.
Die neue Bühne im wird das Herzstück im Saal des Passmanns
Herzstück des großen Saals wird die neue, fest installiert Bühne. So muss vor Veranstaltungen in der Kulturkneipe nicht immer mühselig die Bühne aufgebaut werden. Gleichzeitig aber sollen keine Plätze wegfallen. Also nutzt Mrosek den Bühnenbereich im Alltagsgeschäft als Sitzfläche. Ein entsprechendes Geländer muss noch montiert werden. Und wenn die Zeit reicht, kümmern wir uns auch noch um den Boden.“
Für den Passmanns-Wirt kommt hinzu: Er hat den Laden erst vor gut zwei Jahren übernommen. Mit der jetzigen Renovierung wird die Kulturkneipe dann auch wieder ein Stück mehr zu „seiner“ Kneipe. Wobei bei allen Arbeiten ein Grundsatz im Hintergrund stehe: „Die Atmosphäre und den Charakter will Mrosek nicht verändern. „Das Passmanns soll das Passmanns bleiben.“