Bottrop. Das Land hat einen neuen Terminplan für die Abiturprüfungen vorgelegt. Danach soll die erste Klausur am 12. Mai geschrieben werden.
Eigentlich hätten sie am Freitag ihren letzten Schultag gehabt. Während der Osterferien hätten sich die Abiturienten dann auf ihre Prüfungen vorbereiten können. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Abiturprüfungen und auch der Termin, an dem die Schülerinnen und Schüler erfahren, ob sie zu den Prüfungen zugelassen sind, wurden verschoben. Betroffene Schüler und Lehrer sehen da Vor- und Nachteile.
Marianne Dominas ist Beratungslehrerin des Abiturjahrgangs an der Willy-Brandt-Gesamtschule (WBG). Insbesondere die Verschiebung der Zulassung hält sie für schwierig. Ein Vorteil sei, dass die Schüler nach den Ferien - Stand jetzt - wieder zum Unterricht kommen. „Wir bieten hier immer Intensivtage an. An denen werden die Abiturfächer noch einmal schwerpunktmäßig unterrichtet und der Stoff wird wiederholt.“ Die ursprünglich geplanten Intensivtage an der WBG fielen nun der Corona-Pause zum Opfer. Nun eröffne sich womöglich die Chance, diese Tage noch nachzuholen.
Die Vorbereitungs- und Lernphase verkürzt sich
Gleichzeitig verkürze sich aber die Lernphase vor den Prüfungen. Am 8. Mai erfahren die Schülerinnen und Schüler, ob sie zu den Prüfungen zugelassen sind, am 12. Mai wird die erste Abi-Klausur geschrieben, die Phase der schriftlichen Prüfungen geht bis zum 25. Mai. Auch die zentralen Abschlussprüfungen der Klasse 10 beginnen zu dem Termin.
Klar, könne auch die Zeit jetzt zum Lernen genutzt werden, „aber die Motivation ist doch eine andere wenn ich weiß, ich lerne für eine Prüfung, zu der ich auch zugelassen bin.“ Gerade für Schüler, die auf der Kippe stehen, sei es schwer abzuschätzen, ob sie es geschafft haben.
Auch Luca Alexius, Schülersprecher und Abiturient am Josef-Albers-Gymnasium, sieht die ganze Sache zwiegespalten. Er persönlich, sagt der 19-Jährige, fühle sich gut vorbereitet. Es gebe aber sicher Schülerinnen und Schüler, da wirke sich Corona ganz anders aus, da gebe es vielleicht sogar Krankheitsfälle oder Quarantäne in der Familie. „Für einige wird es bestimmt ein Abitur unter erschwerten Bedingungen.“
Der Abstand zwischen den Klausuren ist extrem kurz
Insofern hat Luca Alexius bei seinen Mitschülern auch eine große Unsicherheit festgestellt. Zwar stünden nun immerhin endlich die Prüfungstermine fest. Aber auch er sieht Probleme, sich in der kurzen Zeitspanne zwischen Zulassungsbescheid und Prüfungstermin sinnvoll vorzubereiten. Auch die eigentliche Prüfungsphase ist sehr kurz. „Viele von uns haben tatsächlich die Situation, dass sie eine Klausur schreiben und am Tag darauf schon die nächste ansteht.“Allerdings lobt der Schülersprecher auch den Einsatz der Lehrer in diesen Tagen. Es werde vieles möglich gemacht. Noch vor 20 Jahren seien die Auswirkungen einer solchen Krise sicher viel gewaltiger gewesen, glaubt er mit Blick auf die digitale Technik, die heute zur Verfügung steht.
Bottroper Lehrerinnen und Lehrer betreuen Schüler weiterhin
Am JAG werde vielfach mit Microsoft Teams gearbeitet, erläutert Schulleiter Ingo Scherbaum. Ein Programm, das Videokonferenzen der Klassen und Kurse ermögliche. „Der Lehrer kann auch seinen eigenen Bildschirm zur Verfügung stellen und den Schülern Dinge erläutern.“ Gleichzeitig habe jeder Schüler ein digitales Heft, auf das auch der Lehrer Zugriff habe. Auch an der WBG werden die Schüler weiter betreut, teils auch in Video-Chats, oftmals aber schlicht per Mail. Es sei ja eben auch immer die Frage, welche technischen Voraussetzungen die Schüler zu Hause hätten und ob sie auch die Möglichkeit hätten, sich für so einen Video-Unterricht zurück zu ziehen, gibt Marianne Dominas zu bedenken.
Eine offizielle Zeugnisverleihung wird es wohl nicht geben
Was auch hinzukommt: Zum Abitur gehören ja auch zahlreiche Partys, Bälle und eine feierliche Zeugnisverleihung. Wie all das ablaufen wird, steht noch in den Sternen. Wobei schon jetzt klar sei, dass alle offiziellen schulischen Veranstaltungen bis zum Ende des Schuljahres abgesagt seien. Das betreffe auch die Zeugnisverleihung, sagt Luca Alexius. „Vielleicht bekommen wir die Zeugnisse zugeschickt oder müssen sie einzeln abholen.“
Einen Hoffnungsschimmer sieht der Abiturient noch beim Abi-Ball. Dabei handele es sich um eine private Veranstaltung der Stufe. Für die gelte die offizielle Absage demnach nicht. Stattfinden soll der Ball im Juni, die Veranstaltungshalle in Mülheim habe den Termin auch noch nicht abgesagt, so Luca Alexius. Vielleicht, so die leise Hoffnung, könne der Ball doch stattfinden. „Aber wir müssen sehen, welche Regeln im Juni gelten.“
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Die Situation sei „ganz, ganz komisch“, so der 19-Jährige. Man habe zwölf Jahre auf etwas hingearbeitet, habe sich auch auf die dazugehörigen Veranstaltungen gefreut und nun das. „Das wünscht man keinem nachfolgenden Jahrgang.“
Alle Planungen unter Vorbehalt
Alle Überlegungen zum Abi seien selbstverständlich auch abhängig davon, wie sich die Situation nach den Osterferien entwickle, sagt JAG-Leiter Ingo Scherbaum.
Dazu sei wichtig, wie sich die Infektionszahlen entwickelten und welche Vorschriften womöglich dann auch an den Schulen gelten, so der Unterricht wie derzeit geplant anläuft. Scherbaum: „Wichtig ist aber, dass die Schüler aus all diesen Dingen keinen Nachteil haben dürfen.“ Ihr Abitur müsse überall gleichwertig anerkannt sein.