Bottrop. Kämmerer und Dezernent Willi Loeven ist in den Ruhestand getreten. Er hinterlässt in Bottrop einen großen Fußabdruck.
Da geht einer vom alten Schlag, wie man so sagt. Aber wie könnte es auch anders sein, wenn Willi Loeven nach 49 Dienstjahren in den Ruhestand tritt. Jugendamt, Personalamt, später Immobilien, dann Kämmerer und Dezernent für Soziales, Gesundheit, Kultur, zudem verschiedene Außenvertretungen der Stadt und Sitze in Kuratorien. Loeven kennt diese Stadtverwaltung bis in den letzten Winkel, er hat sie ja entscheidend mitgeprägt. Auf seine im besten Sinne preußische Art.
Loeven ist einer, der in der Sache eindeutig und bestimmt ist, der seine Ziele mit Energie und Disziplin verfolgt. Die Erfahrung lehrte ihn, die Vorgänge hinter den Zahlen zu erkennen und in Zusammenhängen zu denken. Etwas, das er in einer Geschwindigkeit beherrscht, die ihm so manches Mal staunende Hochachtung in den Runden der Führungsriege einbrachte. In der Auseinandersetzung mit Politikern, die auf seiner Handlungsebene zum Geschäft gehört, blieb er selbst dann höflich, wenn es die Gegenseite nicht mehr war. Das entspricht wohl seinem Naturell und seinen Werten und gerät zu einem Attribut, das nicht nur von Mitstreitern in der Stadtverwaltung geschätzt wird. Willi Loeven genießt den Respekt vieler Bürger in und außerhalb dieser Stadt.
Kämmerer - das ist in dieser Zeit kein vergnüglicher Posten
Das Amt des Kämmerers ist in den Jahren der finanziellen Bürden, die nicht zuletzt über politische Profilierung auf Landes- und Bundesebene den Städten aufgelastet wurden, alles andere als ein vergnüglicher Posten. Es bedeutet oft, gegen ideologische Widerstände und ministeriale Beharrungskräfte angehen zu müssen. Diesen Kampf nahm Willi Loeven auf und hat ihn am Ende seines beruflichen Schaffens lokal mit einem mehr als ausgeglichenen Haushalt gewonnen.
Er hatte für den Beitritt Bottrops zum Stärkungspakt plädiert und unbeirrt daran festgehalten, weil er für die Stadt ein eigenverantwortliches Handeln aufrecht erhalten wollte. Ihm war klar, dass das massive Einschnitte nach sich ziehen würde, denn die Formel für Sanierungshilfen des Landes sah zugleich erhebliche Konsolidierungen vor Ort vor. Die 227 Millionen Euro an Kassenkrediten im Jahr 2015 konnten in Bottrop zuletzt auf 180 Millionen Euro gesenkt werden.
Über Jahre aktiv im Aktionsbündnis
Weil die Altverschuldung nicht mehr aus eigener Kraft verschwindet, setzte sich Loeven zusammen mit dem Oberbürgermeister seit Jahren in dem bundesweiten Aktionsbündnis „Für die Würde unserer Städte“ ein. Schließlich verkündete der Bundesfinanzminister im vergangenen Herbst, dass der Bund die Hälfte der kommunalen Altschulden übernehmen will. Steter Tropfen . . .
Willi Loeven hätte sich den Verlauf des Frühjahrs 2020 - wie wir alle - anders gewünscht. Die Coronakrise überschattet das gesellschaftliche Leben der Stadt und die letzten Wochen seines Berufslebens. Er gehört dem Krisenstab der Stadt an und bringt sich bis zum Vortag seiner Pensionierung ein. Mehr noch, man munkelt, er habe angeboten, dem Stab auch nach seinem Ausscheiden mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Da geht eben einer vom alten Schlag, ein Preuße im besten Sinne.
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