Bottrop. Die Bottroper Helfer, die für andere Besorgungen machen, möchten die Waren auch bekommen und nicht als Hamsterkäufer beschimpft werden.

Wenn Darleen Sturm jetzt in den Supermarkt geht, kauft sie nicht für sich allein ein. Die Lehramtsstudentin erledigt die Einkäufe für ihre Eltern, für einen Bekannten, der zu einer Corona-Risikogruppe gehört, und auch schon mal gemeinsam mit ihrem Freund für die Familien in dessen Haus. Mit den haushaltsüblichen Mengen, die Kunden in der Coronakrise kaufen sollen, kommt die Bottroperin da nicht weit.

Wie aber können Kunden den Verkäuferinnen und Kassiererinnen klar machen, dass sie eben nicht nur für sich einkaufen, fragt sie. Bei der Bottroper Nachbarschaftshilfe haben sich die Helfer dafür einen Button ausgedacht. So einen trägt jetzt auch Darleen Sturm.

Helfergruppe hat über 900 Mitglieder

"Wir verstehen unseren Button als Erkennungszeichen. Wir möchten damit darauf hinweisen, dass die Träger als Helfer unterwegs sind und auch für andere einkaufen", sagt Gründer Marco Lewis. So steht das auch auf dem Anstecker der Gruppe. Ich kaufe für andere ein, ist unter der Einkaufstüte zu lesen. Ein Sponsor half bei der Herstellung. "Wir haben jetzt um die 900 Mitglieder in der Gruppe", sagt Marco Lewis. Nicht alle kauften aber auch ein. "Den Button bekommen nur die aktiven Einkäufer", erklärt er.

Darleen Sturm findet die Idee gut. "Ich habe den Verkäuferinnen zwar gesagt, dass die Waren nicht nur für mich sind, wenn ich etwas mehr davon im Einkaufswagen hatte, doch sie haben mir geantwortet: Wenn ich Ihnen das jetzt erlaube, behauptet das nachher jeder andere hier im Laden auch", berichtet die Bottroperin. Mehr als die angegebene Höchstmenge des jeweiligen Artikels bekam sie daher nicht.

Hamsterkäufer sind die Helfer ja nun wirklich nicht

Für Mehl, Milch, selbst Küchenrollen und vieles mehr geben es eine Obergrenze, die am Bedarf nur eines Haushaltes ausgerichtet sei. "Ich kaufe aber für mindestens drei Haushalte ein", sagt die Studentin. Mehrmal hintereinander einkaufen zu gehen, sei keine Lösung, da dies den Sicherheitskräften an den Ladentüren irgendwann auffallen würde. Und zu zweit dürfe man die Discountmärkte ja nicht mehr betreten.

Die 23-Jährige, die ihrer Familien und ihren Bekannten bisher spontan Hilfe anbot, hat sich daher nun offiziell der Nachbarschaftshilfe angeschlossen. Deren Button verhelfe ihr zu mehr Glaubwürdigkeit, hofft sie, und er könne auch eine Art Schutz gegen kritische Kommentare anderer Kunden sein. "Wenn ich den vollen Einkaufswagen durchs Geschäft geschoben habe, kamen immer wieder solche Bemerkungen wie: Ja, diese Hamsterkäufer. Aber das bin ich ja nun wirklich nicht", sagt Darleen Sturm.

Vertrauensverhältnis zu Einkäufern ist wichtig

Auch Ute Beese hofft, dass der neue Button hilft. Die frühere Quartiersmanagerin der Arbeiterwohlfahrt stellt am Telefon den Kontakt älterer Bürger, die Einkaufshelfer suchen, mit der Nachbarschaftshilfe her. "Ich kenne mich mit der Zielgruppe ja ein wenig aus", begründet sie ihren Einsatz. Sie mache die Senioren aber nicht nur auf die Gruppe der Nachbarschaftshelfer aufmerksam, sondern weise zum Beispiel auch auf die Hotline des von der Stadt organisierten Bringdienstes Louise hin.

Am Engagement der Nachbarschaftshilfe überzeugt sie, dass deren Helfer den direkten Kontakt zu ihren jeweiligen Klienten suchen. Das sei anders als bei professionellen Lieferdiensten, bei denen immer wieder andere Mitarbeiter die Paket bringen. "Zu einem festen Nachbarschaftshelfer, der immer wieder kommt, können die Senioren ein viel besseres Vertrauensverhältnis herausbilden", meint die ehrenamtliche Quartiersmanagerin.

Nachbarschaftshelfer gehen meistens in Vorkasse

Ein Nachbarschaftshelfer und sein Klient tauschen beim ersten Kontakt über persönliche Facebook-Nachrichten oder telefonisch ihre Anschriften aus. "Es wird nur etwas für den täglichen Bedarf eingekauft, und die Helfer sollten mit bis zu 25 Euro in Vorkasse gehen", empfiehlt Nachbarschaftshilfe-Gründer Marco Lewis. So will er Betrügereien verbeugen. "Wir wollen ja nicht, dass da jemand reihum das Geld einkassiert und damit verschwindet ohne einzukaufen", sagt der Bottroper.

Und so läuft der Einkauf ab: Die einzelnen Kunden der Nachbarschaftshelfer stellen einen Korb samt Einkaufsliste vor ihre Wohnungstür. Nach dem Einkauf ruft der Helfer an und nennt den Gesamtpreis der Waren. Der Kinder legt das Geld in einem Umschlag vor die Tür. Der Helfer stellt den Einkaufskorb mit Kassenbon dort ab, und nimmt das Geld in dem Kuvert mit. "Wenn jemand mit Bezahldiensten wie Paypal zahlt, wäre das noch besser", meint Marco Lewis.