Bottrop. Viele Spaziergänger in Bottrop haben ihre Parkbank jetzt für sich. Anwohner gehen allein mit dem Hund heraus. Jogger drehen einsam ihre Runden.
Das schöne Wetter lockt viele Menschen in die Bottroper Parks. Lea T. etwa spaziert mit ihrem Freund im Stadtgarten durch die Frühlingssonne. "Sonst können wir uns ja kaum noch sehen", sagt die junge Bottroperin. Wegen der Kontaktsperre in der Corona-Krise könnten sie sich in ihren Familien ja jetzt nicht einmal gegenseitig besuchen, bedauern die beiden. Andere Spaziergänger halten gebührenden Abstand zu ihnen. Auch sie sind zumeist höchstens zu zweit unterwegs. Auch viele Jogger laufen jetzt nicht mehr in Gruppen, sondern allein über die Parkwege. Eine ganze Reihe von Spaziergängern setzt sich zu zweit oder allein auf den Parkbänken in die Sonne.
Rund um den großen Spielplatz im Stadtgarten ist gerade keine Bank mehr frei. Die Spielgeräte sind mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. Das hatte Krisenstabsleiter Paul Ketzer ja auch schon so angekündigt. Um die Infektionsgefahr zu verringern, sollen sich Kinder und Eltern auf den Spielplätzen nicht zu nahe kommen. Auch im Revierpark Vonderort können die Kinder daher nicht mehr an die Spielgeräte heran. Werner W. bleibt vormittags mit seiner Enkelin nur kurz davor stehen. Sofhie schaut schon ein wenig traurig. Wenig weiter sitzen Brigitte M. und Sieglinde K. in der Sonne. Sonst treffen sich die beiden Nachbarinnen regelmäßig in einem Café. Jetzt reden sie im Revierpark miteinander, und jede hat eine Parkbank für sich.
Ballspielen können Kinder auf den großen Wiesen auch allein
Ballspielen zum Beispiel können Kinder auf den großen Wiesen in den Stadtparks aber ja sogar allein ganz gut. Im Volkspark Batenbrock wiederum spielen Vincent und Denis mit ihren Modellsegelflugzeugen. Mit fast jedem neuen Wurf gleiten die Segler etwas länger durch die Luft. Auf dem Weg vor ihnen stehen Nachbarn zu dritt zusammen und auch wieder nicht. Der Mann und die beiden Frauen bilden ein Dreieck und halten mindestens zwei Meter Abstand zueinander. "Wir müssen einfach auch mal frische Luft schnappen", begründet Asim K. den kurzen Ausflug in den Park. "Wir nehmen die Ansteckungsgefahr ernst. Wir kennen die Regeln", versichert er und die beiden Frauen nicken zustimmend.
Die allermeisten Leute in den Parks halten sich an die Empfehlungen des Krisenstabes. Das bestätigt auch Ralf Scheschi. Der Vorarbeiter arbeitet für das Grünflächenamt im Stadtgarten. Frischer Grünschnitt liegt auf der Ladefläche seines Wagens. "Die Arbeit muss ja weiter gemacht werden", sagt er. Zurzeit bringen die Mitarbeiter die Wasserbecken im Stadtgarten in Schuss. Am Donnerstag werden sie dort drei neue Bäume pflanzen. "Wir gehen mit gutem Beispiel voran und halten Abstand", sagt der Vorarbeiter. Nebenbei hält Scheschi die Augen offen. "Wir haben ja einen kurzen Draht zum Ordnungsdienst", betont er. Einmal sei eine Gruppe von zehn Jugendlichen im Stadtgarten unterwegs gewesen. Die jungen Leute hätten aber nach einem kurzen Hinweis eingesehen, dass das nicht in Ordnung sei, betont der Mitarbeiter der Stadt.
Anwohner melden größere Gruppen dem Ordnungsdienst
Solche Einsicht wie die Jugendlichen im Stadtgarten zeigt aber längst nicht jeder. Zu Beginn der Woche musste der Ordnungsdienst der Stadt fünf größere Gruppen auflösen. "Bei einer Gruppe mit sieben Personen bestand keine Einsicht trotz Aufforderung und so wurden sieben Anzeigen geschrieben, die nun gerichtlich verfolgt werden", sagt Stadtsprecher Andreas Pläsken. Auch von den Bürgern erhalte die Stadt viele Hinweise auf Gruppentreffen. Doch wenn der Ordnungsdienst dann vor Ort eintreffe, hätten sich die Versammlungen schon zerstreut.
"Oder unsere Mitarbeiter werden von weitem gesehen und erkannt und die Zerstreuung geschieht explosionsartig", sagt der Stadtsprecher. Wenn es auch immer noch nicht jeder einsehe, sich gewissenhaft an die Corona-Verhaltensregeln zu halten, zumindest das Schuldbewusstsein sei vorhanden oder aber die Angst vor der deutlichen Bestrafung. Bußgelder seien bisher aber noch nicht erhoben worden. "Ansonsten scheint die überwiegende Zahl der Bottroper den Ernst der Lage erkannt zu haben", meint Pläsken.
Beim Jogging Abstand zu halten, ist für fitte Läufer einfach
Das ist auch bei den meisten Anwohnern rund dem den Welheimer Park so. Einige sind kurz mit dem Hund heraus oder Jogger wie Niko Gromotka drehen auf den Parkwegen ihre Runden. "Man sollte seine Freizeitaktivitäten so weit wie möglich auf das Nötigste beschränken", meint der 20-Jährige. "Wir achten auch auf der Arbeit darauf, wer da jetzt zu uns kommt", sagt der Zahntechniker. Versorgt werde, wer unbedingt Hilfe brauche. Fit halten möchte er sich aber schon. Er laufe ohnehin allein und beim Jogging Abstand zu halten, sei kein Problem.