Bottrop. Eine Schlüsselperson pro Familie genügt. Doch die Grundbedingung ist unverändert: Auch die Notbetreuung muss in Bottrop die Ausnahme bleiben.
Schulleiterin Marie-Luise Schrader hat die Eltern an der katholischen Grundschule in Grafenwald sofort in einem Elternbrief über die Erleichterung informiert, die die Landesregierung für die Notbetreuung der Kinder von Schlüsselpersonen getroffen hat. Denn Eltern, die in Berufen in der kritischen Infrastruktur beschäftigt sind, können ihre Kinder ab sofort auch unabhängig vom Beruf des anderen Elternteils in die Notbetreuung geben - also zum Beispiel Ärzte, Krankenpflegerinnen, Rettungskräfte und alle anderen Eltern, die in ihren Berufen wegen der Corona-Krise zurzeit dringend gebraucht werden.
Bisher mussten beide Eltern Bescheinigungen vorweisen, damit ihre Kindern betreut werden dürfen. Die Neuregelung gilt nicht nur für die Betreuung in den Schulen, sondern auch im Offenen Ganztag und in den Kindergärten. Außerdem werden die Kinder jetzt auch samstags und sonntags betreut. Doch wie Schulleiterin Marie-Luise Schrader zum Beispiel weist auch Stadtsprecher Thorsten Albrecht auf eine wichtige Bedingung hin: "Auch diese Regelung gilt nach wie vor nur dann, wenn die Betreuung nicht anderweitig verantwortungsvoll organisiert werden kann".
Keine erhöhte Nachfrage nach Notbetreuungsplätzen
Dabei ging die Stadt vor der Initiative der Landesregierung ohnehin davon aus, dass sich auch die Notbetreuung längst eingespielt hatte. "Wir haben den Eindruck, dass alles gut läuft und die Eltern augenscheinlich Möglichkeiten gefunden haben, um ihre Kinder betreuen zu lassen", erklärte der Stadtsprecher. Der Zweckverband katholische Tageseinrichtungen für Kinder zum Beispiel verzeichnet deshalb bisher auch keine erhöhte Nachfrage nach Betreuungsplätzen für Kinder von Schlüsselpersonen. "Nach den aktuellen Zahlen, können wir keine konkrete Steigerung feststellen", teilt die Bottroper Gebietsleiterin Barbara Wagner mit.
Der Zweckverband ist der größte Kindergartenträger in der Stadt. In seinen 15 sonst ja geschlossenen Kindertagesstätten in Bottrop werden derzeit rund 20 Kinder betreut. In den Bottroper Kitas insgesamt sind es nach Auskunft der Verwaltung rund 160 Kinder. Dabei besuchen die Kinder weiterhin ihre angestammten Kindergärten, um die Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten, erklärt Stadtsprecher Albrecht. Natürlich diene das auch dazu, den Kinder in ihrer gewohnten Umgebung Sicherheit zu geben, erläutert Barbara Wagner von Kita-Zweckverband. Um weitere 18 Kinder von Schlüsselpersonen kümmern sich außerdem Tagesmütter.
Höchstens fünf Kinder dürfen in einer Gruppe sein
"Wir haben es aber mit ständig wechselnden Lagen zu tun", sagt Albrecht. Die Eltern, die einen Anspruch auf die Betreuung haben, nutzen die Notbetreuung nicht täglich, sondern nach ihrem tatsächlichen Bedarf, berichtet auch Barbara Wagner. "Daher können die Zahlen auch täglich schwanken", betont sie. Auch die Betreuungszeiten seien flexibel und an die jeweiligen Arbeitszeiten und den Bedarf der Eltern angepasst.
Auch Schulleiterin Marie-Luise Schrader hebt in ihrem Brief an die Grundschuleltern in Grafenwald hervor: Die Forderung, Infektionsketten zu unterbrechen, bedeute auch: So wenig Kinder wie möglich sind in der Notbetreuung. So werden stadtweit derzeit 62 Kinder vormittags in den Schulen betreut und rund 50 an den Nachmittagen. In der Grafenwälder Grundschule etwa übernehmen die Lehrkräfte diese Aufgabe vormittags bis 12 Uhr, danach sind die OGS-Betreuerinnen an der Reihe. Höchstens fünf Kinder dürfen nach den generellen Vorschriften in einer Gruppe sein, und gemeinsam spielen dürfen die Kinder nicht.